Der MVV-Vorstand bekannte sich im Rahmen der virtuellen Bilanzpressekonferenz zum Kurs zur Klimaneutralität (v.l.): Dr. Georg Müller, Vorstandsvorsitzender, Verena Amann, Vorstand Personal, Ralf Klöpfer, Vorstand Vertrieb, und Dr. Hansjörg Roll, Vorstand Technik (Quelle: MVV Energie)
Dass dieser Weg wirtschaftlich darstellbar ist, belegt das operative Jahresergebnis, das MVV im Vergleich zum Vorjahr um rd. 4 % auf 233 Mio. € steigern konnte. Die Pandemie und ein warmer Winter haben sich mit rund 30 Mio. € Nettobelastung ausgewirkt. Diese negativen Effekte habe das Unternehmen aber vor allem durch die im Laufe des Geschäftsjahrs in Betrieb gegangenen neuen Anlagen und eine sehr hohe Verfügbarkeit der eigenen Kraftwerke mehr als ausgleichen können. „Das ist das Ergebnis der positiven Entwicklung unserer Investitionen der letzten Jahre in erneuerbare Energien und in das Energiesystem der Zukunft,“ so Müller. MVV habe 2020 viele Meilensteine auf dem Weg zur Klimaneutralität erreicht.
60 % grüne Wärme
So kommen durch die Anbindung der thermischen Abfallbehandlungsanlage auf der Friesenheimer Insel an das Fernwärmenetz bereits 30 % des Wärmebedarfs der Region aus erneuerbaren Energien. Wenn das am selben Standort betriebene Biomassekraftwerk ab 2024 Wärme auskoppelt, lässt sich der Anteil grüner Wärme nochmals um 10 % steigern. Zudem rechnet MVV damit, in den nächsten Jahren weitere 20 % der Wärme klimaneutral bereitstellen zu können, so dass insgesamt 60 % grüne Wärme durch bereits vorhandene Anlagen und Effizienzsteigerungen erreicht werden können. Darüber hinaus gäbe es laut Müller weitere neue Optionen wie weitere Biomasse, Flusswärme, Abwärme, Geothermie und Solarthermie. Hier werde aber Schritt für Schritt entschieden, was wann wo umgesetzt werden kann.
Meilensteine auf dem Weg zur Klimaneutralität
Ein weiterer Meilenstein sei die Inbetriebnahme des Gasmotorenkraftwerks in Kiel im November 2019. Dieses bezeichnete Müller gemeinsam mit dem Wärmespeicher und dem Elektrodenkessel als ein Energiewendekraftwerk par excellence. Daneben verwies er auf Erfolge in anderen Geschäftsbereichen – von Phosphor-Recycling aus Klärschlamm und Bioabfallvergärung, über neue Wind- und Solarparks und Lösungsangebote für Privat- und Geschäftskunden bis hin zu neuen Innovationsthemen wie Smart City, Elektromobilität und Künstliche Intelligenz. „Sie alle“, so Dr. Müller, „folgen konsequent unseren eigenen ehrgeizigen Nachhaltigkeits- und Klimazielen, an denen wir uns transparent messen lassen.“
Reduzierung der CO2-Emissionen
So will die Mannheimer Unternehmensgruppe ihre direkten energiewirtschaftlichen CO2-Emissionen bis 2030 auf unter 2 Mio. t jährlich senken. Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte MVV diese Emissionen um knapp 9 % auf aktuell rd. 2,4 Mio. t verringern. Nach den Worten des MVV-Vorstandsvorsitzenden werden die Dekarbonisierungserfolge nicht nur in der MVV-eigenen Klimabilanz deutlich, sondern auch bei den Netto-CO2-Emissionen im gesamten Energiesystem. Hier strebt das Unternehmen eine Verdreifachung der jährlichen CO2-Einsparungen im Gesamtsystem bis 2026 gegenüber 2016 auf 1 Mio. t jährlich an. Mit einem kräftigen Sprung im abgelaufenen Geschäftsjahr liegt MVV hier nun bereits bei einer CO2-Einsparung von 794.000 t.
Bundesförderung effiziente Wärmenetze
Auf politischer Ebene begrüßte Müller den Green Deal der Europäischen Union, die mit eigenen ehrgeizigen Zielen die Richtung klar vorgegeben sowie dem Klimaschutz und den erneuerbaren Energien auf internationaler Ebene einen kräftigen neuen Schub gegeben habe. Für die Wärmewende bedeutsam sei das neue Förderinstrument der „Bundesförderung effiziente Wärmenetze“ (BEW), das von der Bundesregierung derzeit noch entwickelt wird. „Es setzt an der richtigen Stelle an, ist aber für die notwendigen Anreize für eine Transformation der Wärmenetze noch deutlich unterfinanziert“, sagte der MVV-Chef und sprach sich daher dringend für entsprechende Nachbesserungen aus.