MVV-Vorstandsvorsitzender Dr. Georg Müller präsentierte die Bilanz für das Geschäftsjahr 2021 und erklärte, dass MVV sich mit dem auf Klimaneutralität ausgerichteten Geschäftsmodel auf dem richtigen Weg sieht.

Dr. Georg Müller, Vorstandsvorsitzender der MVV Energie AG, präsentierte auf der Bilanzkonferenz, die digital stattfand, die Zahlen für das Geschäftsjahr 2021 (Quelle: MVV Energie)

Im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Steigerung von 20 %. Zu diesem Anstieg haben alle operativen Berichtssegmente beigetragen. Das Vorsteuerergebnis (Adjusted EBT) erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 53 Mio. auf 234 Mio. €. Der bereinigte Jahresüberschuss nach Fremdanteilen verbesserte sich um 46 Mio. € und belief sich für das Berichtsjahr auf 150 Mio. €.

Zudem hat MVV mit Abschluss des Geschäftsjahres 2021 ein erstes ihrer Nachhaltigkeitsziele aus dem Jahr 2016 vorzeitig erreicht. So konnte das Unternehmen die CO2-Emissionen im Energiesystem um 1 Mio. Tonnen jährlich senken – fünf Jahre vor der ursprünglichen Frist. „Mit unserem integrierten und auf Klimaschutz ausgerichteten Geschäftsmodell sind wir auf dem richtigen Weg“, sagte Müller.

Grüne Fernwärme bis 2030

Für 2021 weist das Unternehmen eine grüne Wärmeerzeugungskapazität von 793 MW(th) aus. „Unserer Vorreiterposition in der Wärmewende geht über Mannheim hinaus“, so der Vorstandvorsitzende. In Leuna hat MVV ihre Abfallbehandlung an das Fernwärmenetz der Stadtwerke Merseburg angebunden, mit der die Stadtwerke bis zu 50 % ihres Fernwärmebedarfs decken. In Mannheim und Offenbach investiert MVV in neue Phosphor-Recycling-Anlagen, um im Klärschlamm enthaltenen Phosphor zurückzugewinnen. Auch im Bereich der Vergärung und energetischen Nutzung von Bioabfällen erweitert das Unternehmen seine Kapazitäten und errichtet aktuell eine weitere Anlage in Bernburg in Sachsen-Anhalt. Zudem ist im schottischen Dundee die neue Abfallbehandlungsanlage der MVV-Gruppe in Betrieb gegangen.

Bis 2030 will das Mannheimer Energieunternehmen die Fernwärmeversorgung in Mannheim und der Metropolregion Rhein-Neckar vollständig auf klimaneutrale Energiequellen umstellen. Nachdem durch die Anbindung der thermischen Abfallverwertungsanlage auf der Friesenheimer Insel an das Fernwärmenetz bereits bis zu 30 % des jährlichen Wärmebedarfs aus erneuerbaren Energien gedeckt wird, soll bis 2024 das zweite Drittel durch eine Flusswärmepumpe, eine Klärschlammverwertungsanlage sowie die Wärmeauskopplung aus einem Biomasseheizkraftwerk erreicht werden. Für das dritte Drittel stehe laut Müller ein Strauß an Technologien zur Verfügung, die derzeit geprüft würden. Dazu zählen die weitere Nutzung der Abwärme aus Abfallbehandlung und Biomasse, Biomethan-KWK-Anlagen sowie neue Möglichkeiten im Bereich der Geothermie und industrieller Abwärme. Auch der Einsatz von Wärmepumpen in Rauchgasanlagen würde untersucht. Das Potenzial der Flusswärmepumpe ließe sich von 20 MW, die jetzt installiert werden, eventuell auf 100 MW ausbauen, sagte MVV-Technikvorstand Dr. Hansjörg Roll.  

Anforderungen an die Politik

Für diese Transformation brauche es seitens der Politik allerdings Fördermittel und regulatorische Rahmenbedingungen, erklärte der MVV-Vorstandsvorsitzende. Zwar wolle die neue Bundesregierung laut Koalitionsvertrag 50 % grüne Wärme bis 2030, doch „die Leistungsfähigkeit der Fernwärme in Ballungsgebieten wird nicht ausreichend berücksichtigt“, so Müller. Die Bundesförderung effiziente Wärmenetze werde bedauerlicherweise im Koalitionsvertrag noch nicht einmal erwähnt. Zudem dürften beim Ausstieg aus der Kohlenutzung moderne KWK-Steinkohlekraftwerke nicht schlechter behandelt werden als Braunkohlemeiler. Auch die Forderung nach mehr Erdgaskraftwerken hält MVV für zu pauschal. Das Unternehmen verzichte bewusst auf Übergangslösungen wie den Neubau von Erdgasanlagen und überspringe dementsprechend eine fossile Gasphase in der Mannheimer Fernwärme.

EHP-Redaktion

Ähnliche Beiträge