Die neue AGFW-Studie „Perspektive der Fernwärme“ wurde von Prognos und Hamburg Institut erstellt

Marco Wünsch (l.), Prognos, und Christian Maaß, Hamburg Institut, stellten als Autoren der neuen AGFW-Studie „Perspektive der Fernwärme“ diese im Rahmen einer Online-Veranstaltung des AGFW rund 250 Teilnehmern vor (Quelle: EHP-Redaktion)

Der AGFW hatte das Hamburg Institut und die Prognos AG damit beauftragt, eine Studie zu erstellen, die Rahmenbedingungen aufzeigt, die für den kontinuierlichen Ausbau der urbanen Fernwärme und deren Dekarbonisierung in Deutschland notwendig sind. Laut der Studie „Perspektive der Fernwärme – Aus- und Umbau städtischer Fernwärme als Beitrag einer sozial-ökologischen Wärmepolitik“ kann der Anteil der Fernwärme in städtischen Gebieten durch den Ausbau der Wärmenetze langfristig auf etwa 30 Prozent des Wärmebedarfs der Gebäude gesteigert werden. Zudem könne der Anteil erneuerbarer Energien in der Fernwärmeversorgung bis 2030 auf 45 Prozent gesteigert werden.  Diese Ziele seien mit einem Gesamtinvestitionsbedarf von rund 33 Milliarden Euro zu erreichen. „Im Zeitraum bis 2030 ergibt sich zur Schließung der Wirtschaftslücke ein Fördermittelbedarf etwa 1,8 Milliarden Euro pro Jahr“, erklärte Marco Wünsch, Principal bei Prognos.

Wohnungswirtschaft begrüßt Aus- uns Umbau der Fernwärme

Diese Ergebnisse seien für die Wohnungswirtschaft äußerst relevant, bestätigte Axel  Gedaschko, Präsident des GdW Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, der über 3.000 Mitgliedsunternehmen zählt. Deren Wohnungsbestände werden derzeit zu fast 50 Prozent mit Fernwärme versorgt. „Es zeigt sich leider immer deutlicher, dass trotz aller Investitionen in die Energieeffizienz weder der Energieverbrauch, noch der CO2-Footprint der Wohnungen wie eigentlich erwartet sinken. Es wird vielmehr immer klarer, dass deutlich mehr Energie für Raumwärme und Warmwasser benötigt wird als theoretisch berechnet“, so Gedaschko. „Daher kommt dem letztlich bezahlbaren Umbau der Fernwärmesysteme eine herausragende Bedeutung für einen sozial vertretbaren Pfad zur Erreichung der Klimaziele zu.“

Regelungen im KWKG und EEG reichen nicht aus

Der Anteil der erneuerbaren Energien sei mit rd. 15 Prozent (Stand 2018) noch relativ gering, weil die Wärmegestehungskosten derzeit noch höher sind als die von Wärme aus fossilen Brennstoffen, erklärte Wünsch. Ein breiter Technologiemix sei vorhanden, würde aber aufgrund der fehlenden Wirtschaftlichkeit noch nicht vollständig genutzt. Auch würden künftig mehr Wärmespeicher benötigt. Bestehende Instrumente wie das KWKG oder EEG deckten zum Teil Elemente des Ausbaus und der Transformation der Wärmenetze ab, beispielsweise die Förderung des Wärmenetzausbaus im KWKG. Die Förderung sei aber sowohl im KWKG als auch im EEG an die Stromerzeugung gekoppelt, so Wünsch. Erneuerbare Wärme werde mit diesen Gesetzen nur indirekt und in Verbindung mit der Stromproduktion gefördert. „Investitionen im Fernwärmebereich werden mit einer längerfristigen Perspektive getroffen. Für die Stadtwerke und Wärmenetzbetreiber sind daher verlässliche Rahmenbedingungen und Planungssicherheit wichtig, um die notwendigen Investitionsentscheidungen treffen zu können.“

Erfolgsfaktor Fördermittelausstattung

Die Fernwärmebranche hofft hier auf das geplante Programm „Bundesförderung effiziente Wärmenetze“, mit dem – bei realistischer Ausgestaltung – die bestehende Förderlücke im Bereich der Fernwärmeerzeugung mit erneuerbaren Energien geschlossen werden könnte. Eine ausreichende Fördermittelausstattung sei laut Christian Maaß, Geschäftsführer des Hamburg Instituts, wesentlich für den Erfolg des Fernwärmeausbaus in den kommenden Jahren. „Vor allem in Anbetracht der perspektivisch steigenden Kosten für fossile Heizenergieträger und der oft hohen spezifischen Kosten für tiefgehende energetische Gebäudesanierungen ist die Erzeugung und Verteilung erneuerbarer Wärme ein sozialverträgliches Mittel zur Dekarbonisierung des Wärmesektors“, so Maaß. „Der Ausbau erneuerbarer Wärmeversorgungsstrukturen unterstützt eine Form der Wärmeerzeugung, die auf lokalen Ressourcen basiert und durch langjährige Wärmelieferverträge abgesichert ist.“

Passgenaue Rahmenbedingungen notwendig

„Fernwärme aus einem stetig wachsenden Anteil erneuerbarer Energien bildet eine der Schlüsseltechnologien für das Gelingen der Wärmewende in Deutschland“, sagte AGFW-Geschäftsführer Werner Lutsch. Besonders im Gebäudesektor stecke enormes Potenzial. Dieser müsse bis spätestens 2050 klimaneutral versorgt werden, um die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 um 90 Prozent oder mehr zu senken. „Mit der Studie zeigen wir, welcher Investitionsbedarf auf die Energieversorger und Stadtwerke zukommt und welche Förderkulissen für einen effizienten Aus- und Umbau der Fernwärmeversorgung in Deutschland notwendig sind. Hier sehen wir die Politik in der Pflicht, die Rahmenbedingungen passgenau zu gestalten, indem beispielsweise Förderprogramme mit einer langfristigen Perspektive und einer ausreichenden finanziellen Ausstattung geschaffen werden. Die Energiewirtschaft ist sich ihrer Verantwortung bewusst, kann sich diesen großen Herausforderungen aber nicht allein stellen.“

Eine Kurzfassung der AGFW-Studie ist zu finden unter www.agfw.de

EHP-Redaktion

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