Mit dem „Transformationsplan Fernwärme” steht der Fahrplan für den Fernwärmenetzausbau in Kassel fest.

Stellen den Transformationsplan der Fernwärme für Kassel vor (v.l.): Dr. Gudrun Stieglitz, technische Geschäftsführerin der EWG, Kassels Oberbürgermeister Sven Schoeller, EWG-Geschäftsführer und Städtische-Werke-Vorstandsvorsitzender Carsten Harke sowie Stadtklimarätin Simone Fedderke (Quelle: Andreas Fischer/EWG)

„Unternehmer wie auch Hauseigentümer brauchen Verlässlichkeit und Planungssicherheit, um gute Entscheidungen treffen zu können. Mit Transformationsplan und kommunaler Wärmeplanung schaffen wir – Stadtverwaltung und EWG im Schulterschluss – diese Grundlage“, betont Oberbürgermeister Sven Schoeller. „Die kommunale Wärmeplanung ist für uns nicht nur eine Pflicht, sondern auch eine Chance für unsere Stadt. Eine richtungsweisende Wärmeplanung ist ein echter Standortvorteil, denn eine unabhängige, lokale und klimaneutrale Energieversorgung ist auf Dauer günstiger und zieht Unternehmen an.“

Auch für Carsten Harkner, Vorsitzender der Geschäftsführung der EWG und Vorstandsvorsitzender der Städtische Werke AG, ist es wichtig, Kunden der Städtischen Werke so früh wie möglich Planungssicherheit zu geben. „Deshalb haben wir uns frühzeitig mit der Analyse beschäftigt und legen bereits 1 ½ Jahre vor Fristende unseren Plan vor. Das bestehende Fernwärmenetz soll kontinuierlich verdichtet und sukzessive neue Gebiete erschlossen werden. Im Ergebnis streben wir an, statt bisher rund 20.000 Haushalte langfristig bis zu 45.000 Haushalte in Kassel an die Fernwärme anzuschließen“, so Harkner.

Dekarbonisierung der Fernwärmeerzeugung

Parallel zum Ausbau des Fernwärmenetzes wird die Fernwärmeerzeugung dekarbonisiert. Dafür wird die Wärme aus der Abfallverbrennung im Müllheizkraftwerk (MHKW) genutzt und künftig durch Fernwärme ergänzt, die weitestgehend aus der Klärschlamm- und Holzverbrennung stammen wird. „Die begrenzte Verfügbarkeit von Energie während der Energiekrise hat unsere Importabhängigkeit vom Energieträger Gas aufgezeigt und die Bedeutung von Versorgungssicherheit neu definiert. Aus dieser Zeit haben wir gelernt: Echte Versorgungssicherheit ist nur dann gewährleistet, wenn wir uns unabhängig von Importen machen und unsere Erzeugung entsprechend umbauen. Deshalb verbindet unser heute vorgelegter Transformationsplan in idealer Weise sichere, lokale Wärmeversorgung und Klimaschutz“, erklärt Harkner.

Mit der Veröffentlichung des Transformationsplans erfüllt die EWG gleichzeitig ihre gesetzliche Pflicht nach dem Wärmeplanungsgesetz, wonach Betreiber von Fernwärmenetzen einen Wärmenetzausbau- und Dekarbonisierungsplan erstellen müssen. Ausgehend von einer Bestandsanalyse der Erzeugungs- und Abwärmepotenziale hat die EWG auf Basis des künftig zu erwartenden Fernwärmeabsatzes die wirtschaftliche Entwicklung des Fernwärmenetzes und des Erzeugungsparks geplant. Danach setzt Kassel künftig auf eine Vielzahl von Anlagen zur nachhaltigen Strom- und Wärmeerzeugung, darunter ein kohlefreies Fernwärmekraftwerk, das MHKW, Großwärmepumpen und Wärmegroßspeicher.

Verdichtung und Ausbau des Wärmenetzes

Dr. Gudrun Stieglitz, Geschäftsführerin der EWG, sagt: „Neben der Transformation unserer Kraftwerke wollen wir durch Verdichtung und Ausbau des Wärmenetzes die Fernwärmeversorgung in Kassel von heute 20 % auf künftig 40 % erhöhen. Konkret bedeutet dies, dass die Anschlussleistung von heute 457 MW auf 637 MW gesteigert und die Trassenlänge von heute 180 km auf 280 km ausgebaut werden soll. Die entsprechenden Ausbaugebiete haben wir im Transformationsplan jahresscharf geplant, um Kasseler Interessenten, da wo es möglich ist, ein Angebot für den Anschluss an das Fernwärmenetz zu machen.“

Interessenten und Kunden der Städtische Werke AG finden diese Ausbaugebiete online und können dort straßenscharf einsehen, in welchem Jahr ein Ausbau geplant ist. Verdichtungen im Innenstadtgebiet sind durch das bereits bestehende Netz grundsätzlich jederzeit möglich.

Insgesamt ist für den Umbau der Erzeugung ein hohes Investitionsvolumen nötig. Rund 670 Mio. € sind für den Netzausbau und die Transformation der Erzeugung geplant; rund 280 Mio. € sollen zudem in das MHKW investiert werden. Auch dafür ist der vorgelegte Transformationsplan wichtig. Denn sobald dieser durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bestätigt wird, sind die Umbaumaßnahmen förderfähig. Wenn die Bestätigung des Transformationsplans durch das BAFA vorliegt, erfolgt eine Schärfung und Konkretisierung der Vorhaben in einzelnen Maßnahmenplänen für jeweils fünf Jahre.

EHP-Redaktion

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