Steuerungsprozess

Netzcontrolling: Bild 2. Zielvorgaben zum Netzergebnis beziehungsweise zur Netzrendite

Bild 2. Zielvorgaben zum Netzergebnis beziehungsweise zur Netzrendite (Bildquelle: KVK)

Der Steuerungsprozess kann in die Aufgaben Zielergebnis/-rendite, Werttreiberanalyse und Festlegung von Kennzahlen unterteilt werden. Eine Ausgestaltung des Steuerungsprozesses ist in Bild 2 skizziert.

In der Anreizregulierung soll die kalkulatorische Eigenkapitalverzinsung eine risikoangemessene Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals widerspiegeln. Zusatzgewinne sind nur bei Effizienzsteigerung möglich, wodurch die jährlichen Kosten unter die festgelegte Erlösobergrenze sinken. In der unternehmerischen Praxis überlappen sich zahlreiche Effekte, die einen Vergleich der Kostenbasis nach Strom-/GasNEV und der Erlösobergrenze zum handelsrechtlichen Jahresüberschuss erschweren. Beispiele hierfür sind:

  • tatsächliche Effizienzgewinne/Synergieeffekte
  • steigende/sinkende Kosten (Lohn-/Materialkosten, Tiefbauleistungen)
  • Zeitverzug zwischen regulatorischen Festlegungen und der finanziellen Berücksichtigung im Regulierungskonto
  • Differenz zwischen kalkulatorischen und handelsrechtlichen Abschreibungen sowie Auflösungsbeträgen von Ertragszuschüssen
  • bilanzielle Sondereffekte in Netzsparten und Gesamtunternehmen.

Zielergebnis/-rendite

Zur Sicherung der Ertragskraft im Netz und zur Erfüllung der finanziellen Erwartungen der Anteilseigner sollten regulatorische Zusammenhänge im Steuerungsfokus der Geschäftsführung stehen. Zum Beispiel können gleichmäßige Kostenverläufe die Anerkennung aufwandsgleicher Kosten in der Kostenprüfung unterstützen. Durch den Aufbau eines regulatorischen Reportings oder durch die Integration regulatorischer Kenngrößen in das Standardreporting des Unternehmens lassen sich die komplexen Zusammenhänge transparenter machen. Auf Basis eines verbesserten Verständnisses zu regulatorischen Zusammenhängen kann die Schärfung übergeordneter Ziele an den Netzbetrieb erfolgen.

Werttreiberanalyse

Die übergeordneten Ziele sind durch wertsteigende Maßnahmen in Fachabteilungen umzusetzen, zum Beispiel in der technischen Netzplanung, im Con­trolling oder in der Finanzbuchhaltung. Notwendig hierfür ist die Festlegung, Überwachung und Abstimmung von Sekundärzielen auf Ebene der Fachabteilungen, zum Beispiel die zeitnahe Abrechnung von Baumaßnahmen als Sekundärziel in der Netzplanung.

Festlegung von Kennzahlen

Die Abstimmung zwischen den Fachabteilungen sollte durch die Entwicklung regulatorischer Kennzahlen (zum Beispiel Regulated Asset Base (RAB), Capex, Opex) begleitet werden. Zudem sollten die erwarteten Auswirkungen im Rahmen von Ad-hoc-Auswertungen (zum Beispiel finanzielle Auswirkungen von Abzugskapital) im Vorfeld der Jahresabschlusserstellung sowie in der Mittelfristplanung (zum Beispiel Szenarien zu Opex-Kürzungen in künftigen Kostenprüfungen) betrachtet werden.

Gegenüber der Geschäftsführung kann eine Informationsverdichtung und Aufbereitung übergeordneter Kennzahlen sinnvoll sein. Ein Beispiel dafür ist der Vergleich des angesteuerten Ziel-Ausgangsniveaus für die kommende Regulierungsperiode mit dem genehmigten Ausgangsniveau.

Fazit

Seit Beginn der Anreizregulierung müssen sich Netzbetreiber mit Prüfung und Umsetzung von Effizienzmaßnahmen auseinandersetzen, um ihre Ertragskraft dauerhaft zu sichern. Aufgrund einer zunehmend rigideren Kostenprüfungspraxis sowie tendenziell sinkenden Eigenkapitalzinssätzen beobachten die Autoren aktuell eine intensive Auseinandersetzung der Branche mit dem Thema Netzcontrolling. Zentrale Fragestellungen und Ansätze dieser Diskussion werden im vorliegenden Artikel vorgestellt.

Hier geht es zum ersten Teil des Beitrags.

Simone Güldner, Dr. Andreas Esser, Christoph Mucha (christoph.mucha@kvkkompetenzzentrum.de) und Mariya Manilova
3 / 3

Ähnliche Beiträge