Treiber für den steigenden Bruttostrombedarf sind vor allem der zunehmende Anteil der Elektrofahrzeuge, der vermehrte Einsatz elektrischer Wärmepumpen in Gebäuden und Wärmenetzen, die Erzeugung von Wasserstoff in Elektrolyseuren sowie die künftige Produktion von Batterien.

Treiber für den steigenden Bruttostrombedarf sind vor allem der zunehmende Anteil der Elektrofahrzeuge, der vermehrte Einsatz elektrischer Wärmepumpen in Gebäuden und Wärmenetzen, die Erzeugung von Wasserstoff in Elektrolyseuren sowie die künftige Produktion von Batterien. (Quelle: SWM)

Im Jahr 2018 betrug der Bruttostromverbrauch in Deutschland 595 TWh. Bis zum Jahr 2030 wird dieser auf rund 658 TWh steigen. Das ist das Ergebnis einer ausführlichen Analyse, die das Bundeswirtschaftsministerium jetzt vorgelegt hat. Bereits im Sommer 2021 erfolgte durch das Konsortium von Prognos, Öko-Institut und Fraunhofer ISI eine Ad-hoc-Abschätzung zur Entwicklung des Bruttostromverbrauchs bis zum Jahr 2030 unter der Prämisse des verschärften Treibhausgasreduktionsziels. Gemäß dieser Vorabschätzung hatte Bundeswirtschaftsminister Altmaier im Juli 2021 einen Anstieg des Bruttostromverbrauchs bis zum Jahr 2030 auf 655 TWh (+/-10 TWh) verkündet.

Im Nachgang an die Ad-hoc-Abschätzung berechnete das Konsortium ein Energieszenario, das die aktuellen Sektorenziele des Klimaschutzprogramms 2030 abbildet und in dem die THG-Emissionen bis zum Jahr 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden. Laut diesem Szenario wird der Bruttostromverbrauch bis zum Jahr 2030 auf rund 658 TWh steigen.

Haupttreiber Verkehrssektor

Haupttreiber des Anstiegs ist der Verkehrssektor. Vor allem die Zunahme der Elektromobilität im Straßenverkehr trägt zum Anstieg bei (+68 TWh). Davon entfallen laut den Szenarioberechnungen rund 44 TWh auf Pkw, 7 TWh auf leichte Nutzfahrzeuge und 17 TWh auf schwere Nutzfahrzeuge. Angenommen wurde dabei, dass die Zahl batterieelektrisch betriebener Fahrzeuge bis zum Jahr 2030 auf 16 Millionen Pkw steigt. Hinzukommen 2,2 Millionen Plug-in-Hybride. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 gab es erst rund 100.000 Elektrofahrzeuge und der damit verbundene Stromverbrauch lag bei schätzungsweise 0,3 TWh.

Zunehmender Einsatz von Wärmepumpen

Ein weiterer Treiber ist der zunehmende Einsatz elektrischer Wärmepumpen. So wird davon ausgegangen, dass sich die Zahl der installierten Wärmepumpen von annähernd 1 Million im Jahr 2018 auf 5,5 Millionen im Jahr 2030 erhöhen wird, wobei diese Geräte vorwiegend in Wohngebäuden betrieben werden. Damit ist ein Stromverbrauch von rund 33 TWh verbunden (2018 knapp 7 TWh). Darüber hinaus gehen die Autoren der Studie davon aus, dass der steigende Einsatz von Großwärmepumpen in der Fernwärme zu einem zusätzlichen Stromverbrauch von 9 TWh führen wird. Im Ergebnis steigt der Stromverbrauch der Wärmepumpen im Zeitraum 2018 bis 2030 um 35 TWh auf rund 42 TWh.

Wasserstoffproduktion

Auch die zunehmende Erzeugung von grünem Wasserstoff spiegelt sich im künftigen Stromverbrauch wider. So steigt im betrachteten Szenario dessen Einsatz bis zum Jahr 2030 auf 37 TWh (2018: 0 TWh), wovon rund 12,5 TWh Wasserstoff in Deutschland produziert wird. Dafür ist im Jahr 2030 ein Strombedarf von 20 TWh erforderlich.

Neben diesen Haupttreibern wird mit einem höheren Stromverbrauch im Schienenverkehr (+5 TWh im Vergleich zu 2018) und durch den künftigen Betrieb von Batteriefabriken (+15 TWh) gerechnet. Die Steigerung der Energieeffizienz bei einer Vielzahl an Anwendungen (-51 TWh) und der rückläufige Kraftwerkseigenverbrauch (-22 TWh) dämpfen dagegen laut Szenarioberechnungen den Anstieg des Stromverbrauchs. Zu einem Rückgang des Stromverbrauchs (-6 TWh) kommt es auch im Bereich der sonstigen Umwandlung (Bergbau, Kokereien, Raffinerien, Öl- und Gasförderung).

Energiebranche erwartet größeren Strombedarf

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) geht von einem noch größeren Strombedarf in Höhe von rund 700 TWh aus. "Aus unserer Sicht ist zudem ein höherer Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung von 70 Prozent bis 2030 erforderlich, wenn die Klimaziele erreicht werden sollen," betont Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Denn es mache einen Unterschied, ob 500 TWh Strom zu mindestens 70 Prozent erneuerbar erzeugt werden müssen, oder 700 TWh. Daher fordert der BDEW auch eine Anhebung der Ausbaupfade im EEG: "Dies könnte für 2030 rund 100 GW für Windenergieanlagen an Land, 11 GW für Biomasse und mindestens 150 GW für PV (Dach und Freifläche) bedeuten", so Andreae.

ew-Redaktion

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