
Christopher Rath: »Viele unserer Kunden nutzen die regulatorischen Vorgaben wie § 14a oder FFVAV als Hebel, um insgesamt die Digitalisierung im Unternehmen voranzutreiben«. (Quelle:Digimondo)
IoT ist im Herzen der Energiewende angekommen. Unter diesem Motto präsentierte die Digimondo GmbH auf der E-world 2025 ihre IoT-Plattform niotix als zentrale Netzdatenplattform für die Unternehmen der Energiewirtschaft. Auch wenn sich die Plattform für die unterschiedlichsten Anwendungen eignet und ursprünglich für das IoT-Umfeld im Bereich Smart City entwickelt wurde, lag in diesem Jahr der Fokus auf der Umsetzung der steigenden regulatorischen Anforderung, zum Beispiel aus § 14a EnWG oder der Verordnung über die Verbrauchserfassung und Abrechnung bei der Versorgung mit Fernwärme oder Fernkälte (FFVAV). »Im vergangenen Jahr haben wir auf der E-world unser Konzept für die Umsetzung der Anforderungen aus § 14a EnWG vorgestellt. In diesem Jahr können wir eine fertige Lösung präsentieren, die bereits bei einigen Netzbetreibern produktiv im Einsatz ist«, betont Christopher Rath, Geschäftsführer der Digimondo GmbH.
§ 14a-Anwendungen schnell umsetzen
Entwickelt wurde die Lösung zur Umsetzung der Anforderungen aus § 14a EnWG vorwiegend in Kooperation mit der Enervie Vernetzt GmbH und mit der envelio GmbH. Enervie Vernetzt war vorher bereits Kunde von Digimondo und nutzte die Datenplattform niotix schon für andere Anwendungen, sodass sowohl der Aufwand als auch die Kosten für die Umsetzung der neuen Anforderungen gering waren. Auch die seit Mai 2024 bestehende Kooperation zwischen Digimondo und envelio hat dazu beigetragen, dass das Projekt schnell und erfolgreich umgesetzt werden konnte. Im Rahmen dieser Kooperation fungiert Digimondo mit der IoT-Plattform niotix als Bereitsteller strukturierter Echtzeit-Betriebsdaten aus dem Feld. envelio nutzt diese und weitere Daten, um ein vollständiges digitales Abbild der Netze zu erstellen, und unterstützt so Netzbetreiber mit der Intelligent Grid Platform ganzheitlich bei der Automatisierung von Prozessen rund um Netzplanung und -betrieb. Durch die gekoppelte Nutzung beider Plattformen lässt sich die Umsetzung von § 14a EnWG – also das Dimmen von Verbrauchseinrichtungen im Stromnetz bei drohender Überlastung – schnell realisieren. »Dies zeigt sowohl das Projekt bei unserem Pilotkunden Enervie Vernetzt als auch bei mittlerweile vielen weiteren Netzbetreibern«, berichtet Rath. Ein weiterer Vorteil: Auch weitere Prozesse wie die Netzanschlussprüfung, Netzplanung und -simulation sowie die Netzüberwachung und -steuerung lassen sich mit dieser Lösung ohne größeren Aufwand umsetzen.
Unabhängige zentrale Datenplattform
Dies ist aber nur ein Anwendungsbereich der IoT-Plattform niotix, denn grundsätzlich fungiert niotix als unabhängige zentrale Datenplattform, die Daten aus verschiedensten Quellen zusammenführt, harmonisiert, veredelt, in Echtzeit bereitstellt und flexibel in bestehende Fachsysteme integriert (Bild 1). »Wir arbeiten schon sehr lange mit Massendaten und waren dabei schon immer hersteller- und technologieunabhängig unterwegs«, beschreibt Rath den besonderen Ansatz von Digimondo. »So vermeiden wir bei unseren Kunden hohe Kosten, die durch proprietäre Lösungen und durch Vendor-Lock-in-Effekte entstehen würden.«
Um diesen Vorteil vollständig nutzen zu können, hat das Unternehmen eine Vielzahl an Schnittstellen zu den unterschiedlichen Zielsystemen entwickelt, zum Beispiel in den Bereichen Netzleitstelle, ERP/EAM, Abrechnung, GIS, Workforce-Management und Netzmodell/-simulation. Aber auch bei den Quellsystemen, also den Sensoren zur Datenerfassung und den Kommunikationslösungen, haben die Anwender volle Flexibilität. Hier können mittlerweile nicht nur Daten aus Standardlösungen wie Zähler für Wärme und Wasser oder aus Messtechnik in Ortsnetzstationen oder Verteileranlagen, sondern auch aus den Smart-Meter-Gateways, zum Beispiel TAF1-, TAF7- und TAF10-Daten, standardmäßig genutzt werden. Als Übertragungstechnologien werden alle gängigen Standardprotokolle und IoT-Protokolle und demnächst auch die 450-MHz-Technologie unterstützt.
Datenveredelung als Grundlage für weitere Anwendungen
Aber nicht nur die Flexibilität bezüglich Quell- und Zielsysteme macht die IoT-Plattform einzigartig, sondern vor allem die Anreicherung der erfassten Messdaten mit Meta-Daten und mit Kontext. »Wir haben schon sehr früh eine sogenannte digitale Objektschicht in unserem System etabliert. Damit können wir beliebige Objekte wie Zähler, Transformatoren etc. durch Stammdaten und Datenmodelle abbilden«, beschreibt Rath das Kernstück der Lösung. Und durch diese Funktionalität werde die notwendige Flexibilität erreicht, um neue Anwendungen schneller und ohne großen Aufwand umsetzen zu können.
Vor allem für kleinere und mittelgroße Netzbetreiber sieht Rath einen großen Vorteil der IoT-Plattform niotix. Denn als SaaS-Lösung ist der Aufwand für Einrichtung und für erste Anwendungsfälle sehr gering. »Innerhalb weniger Minuten lässt sich das System für den Kunden freischalten, und nach einer entsprechenden Schulung können erste einfache Projekte, zum Beispiel im Bereich der Ablesung von Wärme- oder Wasserzählern, in wenigen Tagen gestartet werden«, so Rath.
Soll das System darüber hinaus als zentrale Netzdatenplattform im Unternehmen ausgeprägt werden, dann ist die Implementierung ein wenig aufwendiger, da zum einen die Systemlandschaften bei den Unternehmen immer unterschiedlich sind und zum anderen auch erst die konzeptionellen Anforderungen geklärt werden müssen. »Das § 14a-Projekt bei unserem Pilotkunden Enervie Vernetzt hat zum Beispiel ungefähr ein halbes Jahr gedauert«, beschreibt Rath.