Wie hängt die DA/RE-Plattform mit Connect+ und dem Projekt Redispatch 2.0 beim BDEW zusammen?

Bild 2. Datenaustausch und Koordinationsprozesse über DA/RE und Connect+ im Redispatch 2.0

Bild 2. Datenaustausch und Koordinationsprozesse über DA/RE und Connect+ im Redispatch 2.0 (Bildquelle: TransnetBW)

Bild 3. Datenaustauschprozesse mit DA/RE

Bild 3. Datenaustauschprozesse mit DA/RE (Bildquelle: TransnetBW)

Neben DA/RE laufen weitere Projekte, zum einen das ebenfalls von Netzbetreibern initiierte Projekt Connect+, zum anderen das vom BDEW aufgelegte Projekt Redispatch 2.0. Auch hier bringen sich die DA/RE-Initiatoren TransnetBW und Netze BW ein. So ist  sichergestellt, dass alle Prozesse, Schnittstellen und Formate in DA/RE im Einklang mit den nationalen Entwicklungen und Beschlüssen zur Umsetzung des Nabeg 2.0 stehen. Die Arbeitsgruppen im BDEW entwickeln die Prozesse für den Redispatch 2.0 und geben somit die Rahmenbedingungen für technische Umsetzungsprojekte vor.

Connect+ ist ein gemeinsames Projekt der vier Übertragungsnetzbetreiber mit siebzehn Verteilnetzbetreibern und läuft seit Juni 2019. Damit sollen deutschlandweit einheitliche Regeln und Formate zum Datenaustausch für Redispatch festgelegt werden. Es spezifiziert unter anderem ein Post-Verteilkonzept (PVK) für den Datenaustausch zwischen Marktteilnehmern und Netzbetreibern und ein Netzbetreiber-Koordinierungskonzept (NKK) für den Datenaustausch zwischen Netzbetreibern.

DA/RE stellt in diesem Kontext eine konkrete technische Umsetzung der Netzbetreiberkoordination dar. Zusätzlich zu dem in Connect+ vorgesehenen Datenaustausch stellt DA/RE darüber hinausgehende Funktionalitäten für die Koordinierung von Redispatch-Maßnahmen zur Verfügung.

Die in Connect+ vorgesehene IT-Lösung für den PVK-Datenaustausch mit den Marktteilnehmern wird an DA/RE angebunden. Somit können auch die Einsatzverantwortlichen von Nabeg-Anlagen in den Netzgebieten von DA/RE-Teilnehmern die geplante bundesweit einheitliche Schnittstelle für Marktteilnehmer nutzen (Bild 2).

Funktionsweise der DA/RE-Plattform

DA/RE stellt verschiedene Anbindungsoptionen für den Datenaustausch zwischen Netzbetreibern sowie ein Koordinationsmodul bereit, das die geforderte Koordination und darüber hinausgehende Funktionalitäten übernimmt. Auf Basis einer gemeinsamen, netzebenenübergreifenden Optimierung werden diejenigen Anlagen von DA/RE für den Redispatch abgerufen, die die vorhandenen Engpässe am effizientesten lösen. Effizienz heißt hier: am kostengünstigsten unter Berücksichtigung der netztechnischen Wirksamkeiten. Dabei werden bestehende Netzrestriktionen aller Netzbetreiber berücksichtigt, sodass die Entstehung neuer Engpässe durch Redispatch-Abrufe vermieden und vorhandene Synergien systematisch gehoben werden.

Im DA/RE-Projekt sind für den Datenaustausch zwischen Netzbetreiber und DA/RE-Plattform bereits konkrete Datenaustauschprozesse definiert.  Es wird hierbei unter anderem zwischen Stammdaten und Bewegungsdaten unterschieden (Bild 3).

Bei der Registrierung meldet der Netzbetreiber einmalig seine Stammdaten an DA/RE. Diese umfassen allgemeine Kontaktdaten, netzbetreiberspezifische Daten, zum Beispiel die Regelzone oder Marktrolle, sowie das »Netzmodell light«. Dieses stellt eine reduzierte Abbildung des Netzes dar und enthält mindestens die relevanten Übergabepunkte zu vor- und nachgelagerten Netzbetreibern. Weitere Netzbetriebsmittel können freiwillig abgebildet werden, was vor allem dann ratsam ist, wenn diese potenziell engpassgefährdet sind. Die entsprechende Zuordnung der Nabeg-Anlagen zu den Knoten erfolgt im Zuge der Anreicherung der Anlagenstammdaten durch den Anschlussnetzbetreiber. Dabei erweitert der Netzbetreiber die initiale Anlagenstammdatenmeldung der Einsatzverantwortlichen für die Nabeg-Anlagen in seinem Netz um weitere Datenpunkte, zum Beispiel den Netzanschlusspunkt.

Die Bewegungsdaten werden regelmäßig zwischen DA/RE und Netzbetreiber ausgetauscht. DA/RE meldet jedem Netzbetreiber in regelmäßigen Abständen die Fahrpläne und Redispatch-Potenziale der Nabeg-Anlagen im eigenen Netz. Dazu kommen Daten für die Übergabepunkte zu unterlagerten Netzbetreibern sowie die auf den Übergabepunkt aggregierten Daten der im unterlagerten Netz angeschlossenen Nabeg-Anlagen. Diese Daten können von den Netzbetreibern für die Netzsicherheitsbewertung, beispielsweise mit Lastflusssimulationen, verwendet werden.

Der Netzbetreiber meldet bei eigenen Engpässen seine Redispatch-Bedarfe an DA/RE, wo diese über die Spannungsebenen hinweg optimiert behoben werden. Zudem werden Flex-Beschränkungen gemeldet. Dabei handelt es sich um freie Leistungsbänder in positive und negative Richtung an den im Netzmodell enthaltenen Netzbetriebsmitteln. Diese Informationen sind wichtig, um Engpässe im eigenen Netz durch Redispatch-Abrufe anderer Netzbetreiber präventiv vermeiden zu können.

Bei von Engpässen betroffenen Netzbetreibern erfolgt im Bedarfsfall das Versenden von Planungsdaten, sprich von Redispatch-Bedarfen und Flex-Beschränkungen, spätestens am Vortag. Um flexibel mit Veränderungen umgehen zu können, ist eine Datenaktualisierung allerdings ständig möglich. DA/RE verarbeitet die asynchron eingehenden Daten mindestens viertelstündlich. Sofern keine Engpässe vorliegen, muss keine tägliche Meldung von Redispatch-Planungsdaten erfolgen.

Die BDEW-Branchenlösung für Redis­patch 2.0 sieht hier zwei Sonderfälle vor: Falls sich fluktuierende Erzeugungsanlagen im Prognosemodell befinden, erstellt nicht der Einsatzverantwortliche die Erzeugungsprognosen für diese Anlagen, sondern der Netzbetreiber, der diese dann auch an DA/RE meldet. Im Duldungsfall ist außerdem der Netzbetreiber dafür zuständig, die Nabeg-Anlagen in seinem Netz anzusteuern, auch wenn der Abruf durch einen überlagerten Netzbetreiber ausgelöst wurde. In diesem Fall erhält der Netzbetreiber anstelle des Einsatzverantwortlichen die Aktivierungsdokumente von DA/RE.

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