Ingo Schönberg: Mit dem systemischen Ansatz im Bereich Mehrwertdienste gibt es ausreichend Spielraum für Innovationen und Dienstleistungsangebote

Ingo Schönberg: Mit dem systemischen Ansatz im Bereich Mehrwertdienste gibt es ausreichend Spielraum für Innovationen und Dienstleistungsangebote. (Quelle: Power Plus Communications AG)

Die Bundesregierung und die EU haben die Weichen für mehr Klimaschutz gestellt. Damit das Ziel Treibhausgasneu­tralität bis 2045/50 erreicht wird, müssen der Zielsetzung auch konkrete Maßnahmen folgen. Die neue Bundesregierung wird ab 2022 daran gemessen werden, ob sie den Klimaschutz real beschleunigt und notwendige Investitionen nachhaltig anreizt. Geeignete Maßnahmen müssen dabei eine systemische Sicht aufweisen, um nicht nur die CO2-neutrale Erzeugung, Energieeffizienz und E-Mobilität zu fördern, sondern vor allem um die Infrastruktur Energienetz und die Digitalisierung als zentrale Enabler vorauseilend fortzuentwickeln. Im Energiesystem sind Klimaneutralität und Versorgungssicherheit nur dann effizient zu erreichen, wenn Endkunden zu aktiven Partnern werden und so Flexibilitätspotenziale erschlossen werden.  

Digitalisierung mit Smart-Meter-Gateways als zentraler Baustein

Bereits die massive Reduzierung von Treibhausgasen um 65 % bis 2030 und der damit einhergehende Hochlauf der sektorenübergreifenden Ansätze mit Elektromobilität und Wärmepumpen sowie der weitere Ausbau von erneuerbaren Energien erfordern ein flexibilisiertes, bis in die Haushalte steuerbares Energiesystem. Das Smart-Meter-Gateway (SMGW) ermöglicht hierbei die sichere Einbindung dezentraler Anlagen in das Energiesystem und macht Endkunden erst zu aktiven Partnern der Energiewende. Entsprechend besitzt der beschleunigte Rollout von Smart-Meter-Gateways als sichere Kommunikationsplattform der Energiewende eine entscheidende Bedeutung für den Erfolg des Klimaschutzes. Mit den vom BMWi prognostizierten mehr als 15 Mio. SMGW-Einbaufällen wird bis 2030 eine flächendeckende Digitalisierungsinfrastruktur in den Verteilnetzen aufgebaut. Dabei geht es nicht nur darum, Akteure im Energiesystem zu vernetzen und diverse Energieanwendungsfälle zu ermöglichen. Es geht auch darum, durch Transparenz bei den Netzzuständen und durch gezielte Eingriffe in das Netz die Versorgungssicherheit entlang der Energiewende fortlaufend zu gewährleisten.

Interaktion im Ökosystem

Die kürzlich verabschiedete Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes, vor allem die Anpassungen im Messstellenbetriebsgesetz, unterstreicht die Rolle des Smart-Meter-Gateways als zentralen Bestandteil der Digitalisierungsstrategie der Bundesregierung und schafft Rechtssicherheit im Rollout. Neben Klarstellungen und Schärfungen bei den technischen Anforderungen an die Geräte wurde der systemische Ansatz gestärkt. Denn nur durch die Interaktion im Ökosystem mit Zählern, Anwendungen, Backendsystemen und Marktteilnehmern kann das Smart-Meter-Gateway seine Aufgabe erfüllen – und dazu müssen alle Beteiligten »die gleiche Sprache sprechen«. Auch sind höchste Anforderungen an Cyber-Sicherheit und Datenschutz in der kritischen Infrastruktur Stromnetze zwingend.

Insgesamt werden mit diesem systemischen Ansatz diverse Anwendungsfälle im Bereich erneuerbarer Erzeugungs- und Verbrauchsanlagen effizient umsetzbar. Gleichzeitig gilt es, Gestaltungsspielräume und systemische Flexibilität zur Gestaltung innovativer Lösungen und Dienste für Endkunden und eine effiziente Netzsteuerung zu bewahren.

Hierfür ist eine sukzessive Weiterentwicklung der Systeme für neue Anwendungsfälle entlang der BMWi/BSI-Roadmap vorgesehen. Mit dem »Stufenplan 2.0« vom BMWi wurden im Jahr 2021 bereits wichtige Weichenstellungen hierzu mit der Branche abgestimmt.

Digitale Datenplattform und Freiraum für Innovationen

Auch außerhalb des Energiesektors ermöglichen Smart-Meter-Gateways innovative Geschäftsmodelle, die die sichere digitale Infrastruktur des intelligenten Messsystems und den Plattformansatz für smarte Angebote basierend auf sektorenübergreifenden Daten nutzen. Zunächst stehen hier vor allem die Bereiche Smart Mobility, Smart Living und Smart Building im Fokus. Mit dem systemischen Ansatz im Bereich Mehrwertdienste gibt es ausreichend Spielraum für Innovationen und Dienstleistungsangebote. Entsprechend wird der Wettbewerb rund um den Endkunden und Anwendungen sukzessive steigen. Auch die Verknüpfung des SMGW mit Zukunftstechnologien, wie Blockchain, künstliche Intelligenz oder die sich im Aufbau befindende europäische Cloud und Dateninfrastruktur Gaia-X gewinnt rapide an Bedeutung. Deshalb arbeitet PPC bereits heute in zahlreichen Innovations- und Forschungsprojekten mit, um diese Entwicklungen aktiv voranzutreiben und ein leistungsfähiges digitales Ökosystem aufzubauen.

Ingo Schönberg, Vorstandsvorsitzender, Power Plus Communications AG (PPC), Mannheim

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