Grafische Darstellung der geplanten, mit Wasserstoff betriebenen Kawasaki-Testturbine in Lingen.

Grafische Darstellung der geplanten, mit Wasserstoff betriebenen Kawasaki-Testturbine in Lingen. (Quelle: RWE)

Im November 2021 hat RWE angekündigt, im Rahmen ihrer Strategie „Growing Green“ mindestens zwei Gigawatt Gaskraftwerkskapazität zuzubauen. Diese neuen Anlagen sollen mit einem klaren Dekarbonisierungspfad versehen werden. Für bestehende Anlagen entwickelt RWE einen Fahrplan, um sie auf eine nachhaltige Betriebsweise umrüsten zu können.

Nun folgt der nächste Schritt: Gemeinsam mit dem Turbinenhersteller Kawasaki Heavy Industries plant RWE Generation SE in Lingen die Errichtung einer mit Wasserstoff betriebenen Gasturbine. Mit ihr soll im RWE-Gaskraftwerk Emsland die Rückverstromung von Wasserstoff erprobt werden. Das Vorhaben ist eines der ersten, bei dem eine Gasturbine im industriellen Maßstab vollständig mit Wasserstoff betrieben wird. Die Anlage mit einer Leistung von 34 Megawatt könnte Mitte 2024 in Betrieb gehen.

Kawasakis Gasturbine bietet maximale Brennstoffflexibilität: Sie kann mit jeder beliebigen Kombination aus Erdgas und Wasserstoff betrieben werden. Das ist unverzichtbar, weil die zur Rückverstromung verfügbare Menge an grünem Gas während des Hochlaufs der Wasserstoff-wirtschaft häufig schwanken wird, bevor ein durchgängiger Betrieb damit möglich ist.

Während des Pilotprojekts soll die Turbine vor allem in Betriebslastbereichen zwischen 30 und 100 Prozent getestet werden. Das entspricht Lastverläufen von Gasturbinen, wie sie in einem Stromnetz mit hohem Anteil an wetterbedingt schwankender Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zu erwarten sind.

Im Projektverlauf sollen zwei von Kawasaki entwickelte Verbrennungssysteme zum Einsatz kommen. Beide wurden in 1-MW-Varianten bereits bei einem Demonstrationsprojekt in Kobe (Japan) erfolgreich getestet. In Lingen würden diese Technologieprinzipien erstmals auf industriellen Maßstab skaliert werden.

Der Standort Lingen spielt eine Schlüsselrolle in der Wasserstoffstrategie von RWE: Im Rahmen des Projekts GET H2 plant das Unternehmen, dort bis zum Jahr 2024 eine erste 100-MW-Elektrolyse-anlage zu errichten, die unter Einsatz von Strom aus Offshore-Windenergieanlagen in der Nordsee grünen Wasserstoff erzeugen soll. Die Kapazität dieser Anlage soll bis 2026 auf 300 MW und bis 2030 auf 2 GW ausgebaut werden. Ziel des GET-H2-Projekts ist es, gemeinsam mit nationalen und europäischen Partnern die kritische Masse zu schaffen, die erforderlich ist, um den Aufbau einer überregionalen europäischen Wasserstoffinfrastruktur in Gang zu setzen und einen starken europäischen Wasserstoffmarkt zu entwickeln.

ew-Redaktion

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