Mit dem Smart Meter Gateway lassen sich zahlreiche digitale Geschäftsmodelle umsetzen (Bildquelle: Minol-Zenner-Gruppe)
Zu diesem Zweck kombinieren beide Unternehmen ihre bestehenden Lösungen. Venios bringt mit Venios.Net eine echtzeitfähige Lösung für die moderne Bewirtschaftung unterer Netzebenen in die Kooperation ein. Die Lösung bietet neben dem Monitoring des aktuellen Lastzustandes auch aktives Engpassmanagement. Im Bereich CLS steuert die aktiver EMT ihre nach ISO 27001 zertifizierte Datenplattform bei. Auch können über die Minol-Zenner-Gruppe Internet of Things (IoT)-basierte Messtechnik und Sensorik sowie Long Range Wide Area Network (LoRaWAN)-Technologien bereitgestellt werden.
Vier Anwendungsfälle im Fokus
Im Rahmen der Kooperation legen die Partner den Fokus auf vier Anwendungsfälle, bei denen die Steuerung über die Rolle des aktiven EMT durch ein intelligentes Messsystem (iMSys) umgesetzt werden kann: Das Schalten und Steuern von EEG- und KWKG-Anlagen, §14a EnWG-Anlagen und Ladeinfrastrukturen sowie die Integration von Energiemanagement-Systemen. Um ihre Lösungen zu verbinden, wird eine standardisierte Schnittstelle zwischen den Systemen entwickelt.
Am Beispiel der Steuerung von Ladeinfrastruktur bedeutet dies, dass bei Ladesäulen, die etwa über OCPP an ein iMSys angebunden werden, Verbrauch und Netzzustandsdaten gemessen werden können. Die gewonnenen Daten werden in ein System zum Niederspannungs-Monitoring übertragen und können mit weiteren Daten, wie Netztopologie, Messdaten aus ONS (Ortsnetzstation), Modelldaten und Wetterdaten kombiniert werden. Daraus berechnet Venios aktuelle sowie zukünftige Netzzustände im Niederspannungsbereich und erkennt proaktiv Engpässe. Um diese zu vermeiden, wird die Steuerung durch die Rolle des aktiven Externen Marktteilnehmers (aEMT) über das Smart Meter Gateway umgesetzt.
Daten über den CLS-Kanal des SMGW empfangen, senden und verarbeiten darf nur ein vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zertifizierter aEMT. Diese Aufgabe übernimmt die aktiver EMT GmbH als entsprechend legitimierter und spezialisierter Dienstleister.
"Radikales Umdenken erforderlich"
Laut Dr. Jonas Danzeisen, Geschäftsführer von Venios werden sich die komplexen Herausforderungen nicht mehr mit herkömmlichen proprietären Bestandssystemen lösen lassen. Das sei bis heute beim Redispatch 2.0 deutlich zu sehen. "Für die nächsten Ausbaustufen ist ein radikales Umdenken erforderlich und auch für §14a EnWG sind Spezialanwendungen nötig, die sehr schnell mit sehr vielen Daten umgehen können und automatisiert Entscheidungsvorlagen für verschiedene Szenarien liefern", so Danzeisen. Da sich zudem auch die Geschäftsprozesse in der Netzführung beim Kunden selbst enorm verändern werden, könne der Schlüssel nur in lösungsfokussierten Kooperationen liegen.