Hochspannungskabelnetze im Fokus

Arbeiter verlegen ein 110.000 Volt Gasdruckkabel in Köln im Jhre 1950

Bild 3: 110-kV-Gasdruckkabellegung Köln, 1950 (Quelle: Archiv RNG)

Für die Hochspannungskabelnetze ist das Interesse an Zustands- information und -bewertungsmodellen aufgrund ihrer Bedeutung besonders hoch. Eine besondere Art von Hochspannungskabel sind »Gasdruckkabel«. Diese wurden in den 1930er Jahren als Alternative zu Niederdruckölkabeln entwickelt und vor allem in deutschen Städten und Großstädten, die ein eigenes 110-kV-Netz besitzen, verbaut (Bild 3). Heute sind noch rd. 3.000 km dieser Technologie weltweit in Betrieb.

Aufgrund ihrer hohen Zuverlässigkeit sind heute sogar vielfach noch Strecken aus den 1950er Jahren in Betrieb.

Aufgrund der gegebenen Rahmenbedingungen im städtischen Umfeld ist absehbar, das Gasdruckkabel auch die nächsten 30 bis 40 Jahre noch eine wichtige Stütze der städtischen Verteilnetze sein werden, auch wenn heute keine Gasdruckkabel mehr hergestellt werden. Darum ist es entscheidend, sich über wesentliche Aspekte des Betriebs, der Instandhaltung und der Erneuerung klar zu werden. Während der Erneuerungsphase muss der Betrieb und die Instandhaltung über die nächsten 40 Jahre gewährleistet bleiben. Daher ist es enorm wichtig, neben der Erneuerungsstrategie das Know-how des Betriebs und der Instandhaltung aufrecht zu erhalten und zusätzlich Aktivitäten zur besseren Zustands- erfassung und -bewertung voran zu treiben. Hier sind neben der Diagnostik vor Ort auch Laboruntersuchungen an Kabelproben zu nennen, die auf ihr Alterungsverhalten hin untersucht werden. Hierzu gibt es auf der Tagung detailliertere Informationen.

Herausforderung aufgrund der Energiewende

Zusätzlich zu den oben beschriebenen Aspekten kristallisiert sich eine neue Herausforderung heraus: Während bisher die Energiewende vorrangig in ländlichen Gebieten stattfand, kommen jetzt neue Einflussfaktoren und sich verändernde Strukturen in den städtischen Verteilnetzen hinzu. Elektromobilität, aktive Verbraucher, Ausnutzung von Flexibilitäten und nicht zuletzt die damit zusammenhängende Überwachbarkeit in den unteren Spannungsebenen spielen eine bedeutende Rolle. Deshalb ist es heute wichtiger als je zuvor, den Zustand der Kabel zu kennen, um angemessen auf die neuen Herausforderungen reagieren zu können.

Dr.-Ing. Ulrich Groß, Jan Patrick Linossier und Judith Schramm
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