Das Smart Meter Gateway hat eine CLS-Funktion, die eine Kommunikationsverbindung zwischen dem externen Marktteilnehmer und dem Stromverbraucher oder -erzeuger herstellt (Bild: EMH metering)
Wärmepumpen, Ladeeinrichtungen für Elektrofahrzeuge und private Stromspeicher belasten die Verteilnetze zunehmend. Mit ihrem Lastvolumen haben Elektroautos eine besonders große Auswirkung auf die Stromnetze. Das Problem: Private Ladegeräte im Haushalt – sog. Wallboxen – werden an die Niederspannungsebene des Stromverteilnetzes angeschlossen. Das führt zu einer veränderten Belastung des Stromnetzes mit punktuellen Lastspitzen.
Solche Lastspitzen sind den Netzbetreibern nicht unbekannt: Sie treten auch jetzt schon auf, etwa wenn in vielen Haushalten abends warm gekocht wird. Die Transformatoren im lokalen Stromnetz sind darauf eingerichtet, privaten Haushalten die erforderlichen Strommengen zur Verfügung zu stellen. Sie schaffen das auch dann, wenn das eine oder andere Elektroauto Strom tankt. Problematisch wird es, wenn nach Feierabend viele Elektroautos zur gleichen Zeit laden. Dann kommt das Verteilnetz an seine Grenzen. Eine Netzüberlastung wäre die Folge. Angesichts der Kaufanreize durch den Staat, ist das Thema E-Mobility auch längst keines der Besserverdienenden mehr. Das Szenario der sog. Zahnarztstraße – wo die Netze an ihre Grenzen kommen – wird sich bald flächendeckend ausbreiten.
Lasten dynamisch anpassen
Bereits im Jahr 2018 formulierten der Bundesverband der Energiewirtschaft BDEW und das Forum für Netztechnik/ Netzbetrieb (FNN) Handlungsempfehlungen für die erfolgreiche Integration der Elektromobilität ins Stromnetz. Netzbetreibern müsse es demnach ermöglicht werden, Ladevorgänge zu steuern, um Lasten dynamisch an die Netzkapazität anzupassen. Eine solche netzdienliche Steuerbarkeit der Ladeeinrichtungen ist entscheidend für eine erfolgreiche, kurzfristig realisierbare Netzintegration der E-Mobilität. Elektroautos könnten auf diese Weise sogar dabei helfen, erneuerbare Energien besser ins Stromsystem zu integrieren. Etwa wenn Ladevorgänge in Zeiten verlegt werden, in denen besonders viel Strom aus Windenergie- und Solaranlagen zur Verfügung steht.
Die Potenziale eines netzdienlichen Steuerns hat auch der Gesetzgeber erkannt. Im Referentenentwurf zur Neuregelung des § 14a des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG), dem sog. Steuerbare-Verbrauchseinrichtungen-Gesetz (SteuVergG), vom 22. Dezember 2020 heißt es: "Diese steuerbaren Lasten […] haben großes Potenzial für die Energiewende, da sie sich dem hochvolatilen Stromangebot aus Erneuerbaren Energien ein Stück weit anpassen können." Unter steuerbare Verbrauchseinrichtungen fallen alle Ladepunkte mit einem Verbrauch über 3,7 kW – dazu zählen Wallboxen, Wärmepumpen, Nachtspeicherheizungen sowie Anlagen zur Speicherung elektrischer Energie.
Politik ist sich uneins
Mit dem SteuVerG will die Politik einen verlässlichen Rahmen schaffen, der den schnellen Anschluss solcher Verbrauchseinrichtungen regelt. Mit welchen Instrumenten sich diese Potenziale heben lassen, darüber ist sich die Politik jedoch uneins. Im Januar zog das Bundeswirtschaftsministerium den Referentenentwurf des SteuVerG, nach mehr als zwei Jahren gutachterlicher Vorbereitung, völlig überraschend zurück.
Die Automobilindustrie hatte zuvor gewarnt, dass mit dem im Entwurf vorgesehenen Instrument der Spitzenglättung Zwangs-Ladepausen entstehen würden. Dies könnte – so die Sorge der Auto-Lobby – die Attraktivität der Elektromobilität senken. Verbraucherschützer und Automobilindustrie präferieren stattdessen eine Lösung, bei der zeitvariable Netzentgelte die Lastverschiebung steuern. Nun wartet die Branche auf einen neuen Vorschlag, wie das netzdienliche Laden erzielt werden soll.
Steuern ist unumgänglich
Ob Spitzenglättung oder zeitvariable Netzentgelte: Um das Steuern von Lasten kommt die Energiewirtschaft und damit auch der Gesetzgeber nicht herum, wenn Millionen von Elektroautos in das Stromnetz integriert werden sollen. Dies ist eine physikalische Tatsache. Ohne die Möglichkeit, die Ladeleistung kurzzeitig anzupassen, müsste das Verteilnetz in Deutschland flächendeckend ausgebaut werden. Das erfordert Milliarden-Investitionen.
Deutlich effizienter ist es, auf Lösungen zu setzen, die eine Steuerung ermöglichen, die den Kundenkomfort so wenig wie möglich beeinträchtigen, gleichzeitig die Netze aber wirksam entlasten. Doch das in der Energiewirtschaft gängige Abschalten von Verbrauchern mit Hilfe der Rundsteuertechnik ist dafür ungeeignet. Es ermöglicht lediglich ein hartes Ein- oder Ausschalten der Geräte. Die angedrohten »Zwangsladepausen« wären womöglich die Folge.