Im Netzbetrieb können mit Drohnen Inspektions- und Wartungsarbeiten schnell und effizient durchgeführt werden. Die neue Gesetzeslage hilft dabei.

Drohne Beagle M für Aufgaben der Netzinspektion (Bild: Beagle Systems)

Die Drohne ist weiß, hat die Optik eines kleinen Flugzeugs und eine Spannweite von 2,50 m. Geschwind nähert sie sich dem Strommast, der Teil einer Trasse in der Hocheifel ist. Das ist ihr Ziel. Sie umkreist den Mast, nimmt mit der angebrachten hochauflösenden Kamera in schneller Folge Bilder auf, sendet diese an den Netzbetreiber. Jetzt wird der Fehler identifiziert, der im Umspannwerk erfasst und an die Systemführung gemeldet wurde: Die Verbindung zwischen dem Mast und der Leitung war unterbrochen, die Wartung kann eingeleitet werden. Währenddessen macht sich das Fluggerät wieder auf den 14 km entfernten Startpunkt, wo es nur wenige Minuten später eintrifft.

Der Inspektionsflug an einer Stromtrasse ist Teil eines Pilotprojekts des Verteilnetzbetreibers Westnetz. Westnetz prüft, welche Vorsorge- und Wartungsarbeiten per Drohne unterstützt werden können. Bislang werden solche Aufgaben entlang der Trassen von Netzbetreibern entweder von Service-Teams im Auto oder per Helikopter durchgeführt. Doch das ist aufwendig. Die Unterstützung der Prozesse durch unbemannte fliegende Systeme (UAV) liegt somit auf der Hand. Von der Luft aus lässt sich ein schneller Überblick schaffen, ob bei der betreffenden Infrastruktur alles in Ordnung ist. Konkrete Schadensfälle, beispielsweise an einer Stromleitung nach einem Sturm, können schneller und effizienter identifiziert werden. Denn die Drohne kann von einem beliebigen Punkt aus der Ferne betrieben werden, fliegt dann selbständig zum Einsatzort und wieder zurück.

Inspektionsaufgaben mit Hilfe von Drohnen

Im Mittelpunkt des Projekts bei Westnetz stand zunächst die Frage, ob Inspektionsaufgaben mit Hilfe von Drohnen überhaupt technisch möglich sind. Das langfristige Ziel: Die Prüfung von bestimmten Punkten einer Stromtrasse nach erfolgten Fehlermeldungen.

Nach Erteilen der Genehmigung durch die Behörden wurden mehrere automatisierte Flüge mit dem "Drone as a Service"-Anbieter Beagle Systems durchgeführt, der auf die Entwicklung und den Betrieb von Langstrecken-Drohnen spezialisiert ist. Dafür wurde nicht nur die richtige "Hardware", also das UAV-System, ausgesucht. Auch ein automatisierter Prozess wurde für die Inspektionsflüge entwickelt und umgesetzt.

Nicht zuletzt aufgrund niedriger Kosten bei langfristigen Einsätzen sind unbemannte Systeme lohnend: Eine Umfrage von "Global Data" ergab, dass durch den Ersatz von bemannten Fluggeräten – wie Helikoptern – durch Drohnen 90 % der Kosten je Stunde eingespart werden können. Die technischen Fortschritte bei Drohnen, Kameras und Sensoren einerseits sowie die Weiterentwicklung der gesetzlichen Rahmenbedingungen andererseits haben in den letzten Jahren der Drohnen-Wirtschaft einen enormen Höhenflug beschert. Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft geht davon aus, dass sich in Deutschland schwerpunktmäßig rd. 400 Unternehmen und insgesamt 14.000 Menschen mit Drohnen befassen. Die Zahl der unbemannten Systeme in der Luft, die gewerblich im Einsatz sind, hat sich seit 2019 etwa verdoppelt.

 

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