Wie sind die fünf Sicherheitsregeln anzuwenden?

Während der Liegezeiten von Flusskreuzfahrtschiffen läuft ein Teil der Motoren, um den Strombedarf zu decken. Landstromversorgung vermeidet Emissionen.

Volker Schmidt ist als Produktmanager bei Jean Müller für Landstromprojekte zuständig (Bild: Jean Müller)

Schmidt: An den Landstrom-Anschlussschränken sind die fünf Sicherheitsregeln während des An- und Abklemmens eines Schiffs nicht zu beachten, da die Steckvorrichtungen zu diesem Zeitpunkt immer spannungsfrei sind. Auf der Schiffsseite muss dies ebenso gewährleistet sein. Dies liegt aber im Verantwortungsbereich des Schiffspersonals.

Welche Maßnahmen sind bei Fehlanwendungen zu treffen?

Schmidt: Die Anschlusskabel müssen regelmäßig in kurzen Zeitabständen auf mögliche mechanische Beschädigungen hin überprüft werden, da diese beim Herstellen der Verbindung stark beansprucht werden. Es muss immer sichergestellt werden, dass die Codierung an den Steckverbindern funktionsfähig und wie festgelegt ausgeführt ist.

Welche Maßnahmen sind zum Brandschutz erforderlich?

Schmidt: Besondere Brandschutzmaßnahmen sind hier nicht erforderlich.

Was sind die Grenzen und Chancen der Landstromversorgung?

Schmidt: Grenzen: Die Versorgung von Schiffen mit mehr als 800 A bei 400 V (~ 550 kVA) ist bereits grenz­wertig, da hierbei die vorhandene Anschlusstechnik an ihre Grenzen stößt und auch die Bereitstellung der elektrischen Energie an Land problematisch werden kann. Allerdings werden die 550 kVA nur von den ganz großen Flusskreuzfahrtschiffen erreicht, und diese sind bereits mit allen im Moment erdenk­lichen Systemen ausgestattet.
Chancen: Wenn mehr Schiffe während der Liegezeiten mit Landstrom versorgt werden, bringt dies eine signifikante Reduzierung von Lärm- und Abgasbelastungen, was besonders im innerstädtischen Bereich sehr wichtig ist. Außerdem kann die Stromversorgung von Land für die Reedereien auch wirtschaftlich sinnvoll sein. Dies hängt aber unter anderem stark von den Dieselkosten ab.

Was ist Ihr Fazit bzw. der Ausblick auf die zukünftige Entwicklung

Schmidt: Die Ausrüstung aller in Frage kommenden Anlegestellen größerer Fahrgast-/Hotelschiffe ist mit erheblichem technischen Aufwand und damit auch Kosten verbunden. Die Bereitstellung der erforder­lichen elektrischen Energie kann im innerstädtischen Bereich unter Umständen problematisch werden, da hier die Mittelspannungsleitungen schon recht hoch belastet sind, oft nur wenig Platz für neue Transformatorstationen vorhanden ist und das Ganze häufig im Hochwasserbereich aufgebaut werden muss. Wenn das System großflächig aufgebaut wird und damit die Akzeptanz bei den Reedereien erhöht wird, kann Landstrom erheblich zur Reduzierung von Luftschadstoffen und Lärm beitragen und somit die Lebensqualität in der Nähe von Schiffsanlegestellen erhöhen.

Herr Schmidt, vielen Dank für das Gespräch.

v.schmidt@jeanmueller.de
www.jeanmueller.de

np-Redaktion
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