Laut Stadtwerkestudie 2020 eröffnen Digitalisierung und branchenübergreifende Zusammenarbeit den Stadtwerken neue Geschäftsfelder.

Smart Meter werden als Datendrehscheibe zu zahlreichen neuen Anwendungen, Produkten und Geschäftsmodellen führen (Bild: Pixabay)

Die zunehmende Digitalisierung und die branchenübergreifende Zusammenarbeit eröffnen den Stadtwerken in Deutschland neue Geschäftsfelder. So sehen 79 % der Energieversorger großes Synergiepotenzial im Bereich Telekommunikation, und jeweils 72 Prozent in der Wohnungswirtschaft und der Wärmeindustrie. Damit hat sich das Potenzial für Kooperationen aus Sicht der Stadtwerke noch einmal gesteigert: 2019 sahen nur 56 % großes Synergiepotenzial in der Telekommunikation und 68 % in der Wohnungswirtschaft. Die Wärmeindustrie wurde damals nicht abgefragt.

Insbesondere die Wohnungswirtschaft bietet aus Sicht der Stadtwerke noch viel Potenzial: 85 % sehen Chancen darin, neue Geschäftsfelder etwa bei der Energielieferung (81 %) oder bei Energiedienstleistungen (79 %) und Smart Metering (77 %) zu erschließen. Das sind Ergebnisse der Stadtwerkestudie 2020, für die EY und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) 100 Stadtwerke deutschlandweit befragt haben.

Metin Fidan, EY-Partner und Leiter Energiesektor für Deutschland, Österreich und die Schweiz, sagt: "Die Energiewirtschaft hat bereits viele Überschneidungen mit anderen Branchen. Auf der Suche nach aussichtsreichen neuen Geschäftsmodellen wird sie künftig noch stärker über den eigenen Tellerrand schauen. Insbesondere die Wohnungswirtschaft bietet sich als Kooperationspartner an: Dezentrale und klimafreundliche Energielösungen werden immer wichtiger."

Smart Meter werden zur Datendrehscheibe für neue Produkte

Künftig ergeben sich nach Ansicht von Fidan sogar noch mehr Möglichkeiten. "Die Smart Meter werden als Datendrehscheibe zu zahlreichen neuen Anwendungen, Produkten und Geschäftsmodellen führen. So sind u.a. Kombitarife denkbar, die Elektromobilität mit einbeziehen. Mietern könnte außerdem die genaue Abrechnung zum Monatsende angeboten werden." Dementsprechend besitzt die Digitalisierung für 81 % der Stadtwerke in den kommenden zwei bis drei Jahren eine besonders hohe Bedeutung und ist damit das Top-Thema der Branche. Der Optimierung interner Prozesse wollen sich 73 % besonders widmen, 72 % der Personalentwicklung.

Unter den digitalen Technologien nimmt das Smart Metering für 81 % der Energieversorger die größte Relevanz ein dicht gefolgt von der Cybersecurity (75 %). Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung: "Die Stadtwerkestudie zeigt, dass die Versorger die Digitalisierung als strategisches Instrument nutzen, um den Wandel zu gestalten und neue Geschäftsfelder zu erschließen. Die Studie verdeutlicht auch, dass die Stadtwerke insbesondere Geschäftsfelder nah an ihrem Kerngeschäft erschließen: Dezentrale Stromerzeugung, Smart Metering und Elektromobilität liegen bei den befragten Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern ganz vorne. Hinzu kommen aber auch Telekommunikations-Dienstleistungen und Angebote in den Segmenten Smart Home und Smart Cities."

Stadtwerke werden Plattformbetreiber

Dabei fallen den Stadtwerken auch neue Rollen zu – etwa die als Plattformbetreiber. Dass Energieversorger im Bereich dezentrale Stromerzeugung als Plattformbetreiber auftreten können, erwarten 84 % , 72 % im Bereich Smart Metering und 71 % im Bereich Elektromobilität. "Als Plattformbetreiber können sich Energieversorger zum Dienstleister und Lösungspartner für Unternehmen, Städte, Kommunen und Verbraucher entwickeln", betont Andreae.

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np-Redaktion

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