
In China bleibt die Braunkohle vor allem aus Gründen der Versorgungssicherheit fester Bestandteil im Energiemix der Stromerzeugung (Quelle: Adobe Stock)
In den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres schnellte die gesamte Kohleförderung in China im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut ein Viertel nach oben und erreichte eine Höhe von 618 Mio. t [1]. Zwar kommt es in China in den ersten Monaten eines Jahres witterungsbedingt regelmäßig zu einem starken Anstieg des Kohleverbrauchs; Anfang 2021 erreichte der Zuwachs jedoch Rekordwerte, weil sich das Land sehr schnell von der Corona-Krise erholt hat und die Industrieproduktion aktuell von einem starken Wachstum geprägt ist. Die schnelle Erholung der chinesischen Wirtschaft hatte bereits 2020 eingesetzt und den Stromverbrauch des Landes um rund 3 % gesteigert.
Während der abgelaufene 13. Fünf-Jahresplan (2016-2020) stark darauf abzielte, die weltweite Technologieführerschaft bei den erneuerbaren und effizienten Energietechnologien zu erlangen, wovon auch der Ausbau im eigenen Lande profitierte, schwenkt die chinesische Regierung jetzt auf den Ausbau der Infrastruktur und des Gebäudesektors sowie eine Stärkung der wirtschaftlichen und sicheren Energieversorgung ein, um im Rahmen des Modells der sog. doppelten Volkswirtschaft die Binnennachfrage massiv zu stärken und sich gegenüber den steigenden Risiken des Weltmarktes stärker zu schützen.
Die massive Förderung des Ausbaus erneuerbarer Energie-Technologien mit Hilfe ausgedehnter staatlicher Subventionen hat auch den Anteil erneuerbarer Energien an der Energieerzeugung im Lande selbst kräftig ansteigen lassen. 2019 lag der Anteil erneuerbarer Energien am Primärenergieverbrauch in China bei knapp unter 15 %, ihr Anteil an der landesweiten Stromerzeugung erreichte eine Höhe von 31 %, davon 18 % Wasserkraft sowie 6 % Wind und 3 % Solarenergie. Zugleich sank der Anteil der Kohle am Primärenergieverbrauch von 74 % im Jahre 2013 auf knapp 58 % im Jahre 2019.
Starker Ausbau der Stromerzeugungskapazitäten in 2020
Nahezu unbeeinflusst von der Corona-Pandemie kam es 2020 in China zu einem starken Ausbau der Stromerzeugungskapazitäten um 191 GW. Davon entfielen 72 GW auf Windenergie- und 48 GW auf Solaranlagen. Allerdings legte auch der Zubau von Kohlekraftwerken mit 56 GW noch einmal kräftig zu [2], sodass die Kohle ihren Anteil an der Stromerzeugung bei knapp 70 % stabilisiert hat. Insgesamt verfügt China derzeit über Stromerzeugungskapazitäten in Höhe von etwas mehr als 2.000 GW, davon entfallen 1.200 GW auf Kohle [3].
Durch den jetzt verkündeten 14. Fünf-Jahresplan wird sich der Transformationsprozess im Stromsektor zugunsten der erneuerbaren Energien vermutlich etwas verlangsamen. Nach mehreren Jahren rückläufiger Produktion befindet sich der Kohlesektor als Folge umfänglicher Modernisierungsvorhaben im Bergbau dagegen wieder auf Wachstumskurs. 2019 gab es einen Verbrauchszuwachs um 2,6 % auf rund 3,9 Mrd. t, Bis zum Ende des laufenden Fünf-Jahresplans soll sich die Förderung auf einem Niveau von 4,1 Mrd. t einpendeln.
Obwohl die Corona-Krise weltweit für ein Überangebot an Energie und fallende Energiepreise sorgt, investiert China wieder stärker in die heimische Energiegewinnung. Überschüsse aus der Energie- und Industrieproduktion kommen der Binnenwirtschaft zugute. Vor allem energieintensive Branchen benötigen neben auskömmlichen Preisen für Energie ein hohes Maß an Versorgungssicherheit. Da Mineralöl nur einen Anteil von knapp einem Fünftel am gesamten Energieverbrauch Chinas hat und Erdgas nur einen einstelligen Beitrag liefert, spielt die Kohle zumindest bis 2030 die dominierende Rolle in der Energiewirtschafts Chinas.