
Dr. Klaus Freytag, Lausitz-Beauftragter des Ministerpräsidenten, Brandenburg (Foto: brandenburg.de)
Eines davon ist Brandenburg. „et“ sprach mit Klaus Freytag, Lausitzbeauftragter des Brandenburgischen Ministerpräsidenten über die Plattform, Strukturwandel und die Folgen.
„et“: Worum geht es konkret bei der neuen Plattform?
Freytag: Wir haben in der EU über 40 Kohleregionen, die jetzt erstmalig über die EU vernetzt sind. Die „Plattform für Kohleregionen im Übergang“ unterstützt die Entwicklung langfristiger Strategien, die Entwicklung von Projekten und den Austausch bewährter Methoden und Erfahrungen. Dabei geht es natürlich auch darum, den Regionen bei der Akquise notwendiger Investitionen zu helfen.
„et“: Sollen sich alle Kohleregionen gleich schnell verändern? Wie ist hier das „Saubere Energie“-Paket zu verstehen?
Freytag: Die Kohleregionen sind sehr unterschiedlich entwickelt. In manchen lebt noch aktiver Bergbau und in anderen ist die letzte Grube stillgelegt. Doch alle haben eines gemeinsam: Mit dem Bekenntnis der EU zum Umstieg auf saubere Energien steht ein Strukturwandel an, der vielfältige Veränderungen mit sich bringen wird. Die neue Plattform ist eine der wichtigsten begleitenden Maßnahmen in dem Paket „Saubere Energie für alle Europäer“, das im November 2016 auf den Weg gebracht wurde. Sie soll wesentlich dazu beitragen, dass keine Region bei der Abkehr von fossilen Brennstoffen zurückgelassen wird.
„et“: Welche Rolle spielen innovative Technologien, insbesondere CCS/CCU (Carbon Capture and Storage/Utilization)?
Freytag: In der Arbeitsgruppe „Eco-Innovation and Advanced Coal Technologies“, werden Strategien und Projekte zur Verbesserung der Luftqualität intensiv behandelt. Das schließt auch auf Kohle basierende Technologien ein. CCS und CCU zählen dabei zu den fortschrittlichen Kohletechnologien, die als geeignet angesehen werden, einen tragfähigen wirtschaftlichen Wandel in den Regionen anzustoßen. Allerdings spielen sie gegenwärtig eine untergeordnete Rolle, weil es in der Bevölkerung starke Vorbehalte gegen diese Technologien gibt. In den vorangegangenen Jahren haben auch die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) und das Geoforschungszentrum (GFZ) Potsdam verschiedene Forschungsarbeiten zur Speicherung von CO2 in einer Pilotanlage in Ketzin durchgeführt.
Derzeit fehlt es aber an den politischen Rahmenbedingungen auf nationaler Ebene, dies fortzusetzen. Ich gehe jedoch davon aus, dass im Rahmen der novellierten EU-Emissionshandelsrichtlinie für die vierte Handelsperiode die Entwicklung von innovativen CCS/CCU-Technologien wieder eine neue Rolle spielen wird. Dann aber weniger bei der Energieerzeugung, sondern eher im Bereich der energieintensiven Produktion mit einem hohen und konzentrierten CO2-Ausstoß. Auch der Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung (KSP 2050) schließt die Entwicklung und den Einsatz von CCS/CCU-Technologien nicht aus.