Spezifischer Energieverbrauch und Kohlenstoffintensität im Trend

Abbildung 1 zum Thema Corona-Krise und Energiepolitik

Abb. 1 Spezifischer Primärenergieverbrauch in PJ/ Mrd. € BIP2015 | Quelle: [2]

Abbildung 2 zum Thema Corona-Krise und Energiepolitik

Abb. 2 Kohlenstoffintensität in Mio. t CO2/ PJ | Quelle: [2]

Im März 2020 legte das Forschungsinstitut „Prognos“ ein Gutachten mit dem Titel „Energiewirtschaftliche Projektionen und Folgeabschätzungen 2030/2050“ vor [2]. Auftraggeber war das BMWi. In dieser Arbeit werden die energiewirtschaftlichen Entwicklungen in Deutschland unter Beachtung der von der Bundesregierung in ihrem Klimaschutzprogramm vorgesehenen Maßnahmen [3] und den Anpassungen im Vermittlungsausschuss [4] beschrieben. Diese Feststellung ist wichtig, weil die Abschätzungen den Stand der politischen Beratungen zu Beginn des Jahres 2020 wiedergeben und man wohl kein aktuelleres Material finden kann. Insgesamt bietet das Gutachten eine Fülle von Informationen zur Energiezukunft in Deutschland. Daraus lassen sich auch Daten zur Entwicklung des spezifischen Energieverbrauchs und zur Entwicklung der Kohlenstoffintensität bis 2030 ableiten [5]. Dabei ergibt sich folgendes:

  • Die Gutachter erwarten von 2019 bis 2030 eine Reduktion des spezifischen Energieverbrauchs um rd. 30 %. Die wesentliche Ursache für diese Verbesserung wird in einer zunehmenden Effizienz von Anlagen, Geräten und Fahrzeugen gesehen.
  • Bei der Kohlenstoffintensität erwarten die Gutachter eine Reduktion um 13 %. Hier spielt vor allem die unterstellte Reduzierung der Kohleverstromung eine wichtige Rolle.

Es ist offensichtlich, dass in dem Gutachten vom März 2020 die Corona-Krise und die im Zuge dieser Krise bereits eingeleiteten bzw. noch in Gang zu setzenden Maßnahmen keine Rolle spielen konnten. Unsicherheiten ergeben sich auch dadurch, dass man nicht mit Sicherheit sagen kann, ob die im Klimaschutzgesetz vorgesehenen und in der Analyse unterstellten Maßnahmen alle umgesetzt werden.

Das sind Einschränkungen. Und es ist berechtigt zu fragen, wie man es rechtfertigen kann, mit diesen Werten zu arbeiten. Die einfachste Begründung ist natürlich, dass es keine besseren Informationen gibt. Erfreulicherweise kann man aber auch fachliche Argumente ins Feld führen. So ist es plausibel davon auszugehen, dass die Corona-Krise zur gleichen Zeit in gegensätzlicher Weise auf spezifischen Energieverbrauch und Kohlenstoffintensität wirken wird. Es lohnt sich, diesen Effekt exemplarisch näher anzuschauen:

  • Spezifischer Energieverbrauch: Man kann eine Beschleunigung des Einspartrends dadurch erwarten, dass die Industrie in der Rezession vor allem alte und ineffiziente Anlagen still-legt. Auf der anderen Seite wird die geringe Investitionstätigkeit und die dadurch aus-bleibende Modernisierung der Anlagen zu einer Abschwächung des Einspartrends führen.
  • Kohlenstoffintensität: Man kann davon ausgehen, dass es durch den bereits sichtbaren Rückgang der Erdgaspreise zu einem noch schnelleren Ausstieg aus der Kohle kommt. Ergebnis wäre ein deutlicherer Rückgang der Kohlenstoffintensität. Führt die weitere konjunkturelle Eintrübung dagegen zu einer Zurückhaltung bei den Investitionen in die erneuerbaren Energien, würde das auf eine eher langsamer sinkende Kohlenstoffintensität hinauslaufen.

Da es letztlich unklar ist, welche Effekte überwiegen, erscheint es aus pragmatischen Gründen vertretbar, die Prognos-Daten als eine Art „Mittelwert“ für unsere Berechnungen zu nutzen; wohl wissend, dass hier Ungenauigkeiten ins Spiel kommen können. Für diese Wahl spricht auch die Einordung der Daten in die längerfristige historische Entwicklung. So kann man belegen, dass sich die hier unterstellten Prognosen für den spezifischen Energieverbrauch und für die Kohlenstoffintensität bis 2030 gut in einen längerfristigen „Trendkanal“ einfügen (Abb. 1 / Abb. 2).

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