Der Stoff, aus dem die Energieträume sind - Wasserstoff -, muss wesentlich günstiger werden. Und das kann er auch.

Der Stoff, aus dem die Energieträume sind - Wasserstoff -, muss wesentlich günstiger werden. Und das kann er auch. (Quelle: Adobe Stock)

Es braucht hohe Investitionen, vor allem in den Ausbau der nötigen Infrastruktur zur Erzeugung, Verteilung und Speicherung von Wasserstoff. Was ist zu tun, um Wasserstoff als Energieträger von morgen zum Durchbruch zu verhelfen? Eine kritische Bestandsaufnahme. Im Anschluss daran die neuesten Ergebnisse im Energiewende-Index 2030.

Wasserstoff als Energieträger beflügelt die Phantasie von Klimaschützern, Politikern, Unternehmen und Zulieferern der Energiewirtschaft. Er wird bereits als Wunderwaffe auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2050 gehandelt. Grund sind seine vielfältigen Einsatzmöglichkeiten: Wasserstoff kann Energie in großen Mengen speichern und transportieren, treibt Motoren und Heizungen über Brennstoffzellen an und spielt eine wichtige Rolle in der industriellen Fertigung.

Als klimaneutrale Alternative zu konventionellen Energieträgern wird auf lange Sicht wohl kein Weg am Wasserstoff vorbeiführen. Das gilt vor allem für die Sektorenkopplung, bei der Deutschland die Ziele bislang nicht erreicht, wie der aktuelle Energiewende-Index belegt (siehe auch „Die Indikatoren im Überblick“): Mit derzeit 416.757 Elektrofahrzeugen ist nicht einmal die Hälfte der geplanten Zulassungen erfolgt – der Indikator bleibt in seiner Zielerreichung unrealistisch. Und im Wärmesektor müsste der Anteil erneuerbarer Energien (EE) jährlich um mindestens einen Prozentpunkt steigen, um bis 2030 auf die geforderten 27 % zu kommen; allerdings stagniert der Wert (derzeit 15 % EE-Anteil) seit zwei Jahren in Folge. Wasserstoff könnte hier eine Lösung sein.

Weltweiter Hoffnungsträger

In Deutschland hat das Thema im vergangenen Jahr Fahrt aufgenommen. Im Juni 2020 stellte die Bundesregierung ihre Nationale Wasserstoffstrategie vor. Der Fokus liegt dabei auf dem sog. grünen Wasserstoff, der unter EE-Nutzung mittels Elektrolyse gewonnen wird (siehe Infobox). Bis 2030 sollen Erzeugungskapazitäten von 5 GW geschaffen werden, einschließlich der dafür erforderlichen On- und Offshore-Windanlagen. 5 GW entsprechen einer jährlichen Produktion von 450.000 t Wasserstoff. Mit dieser Menge lassen sich rund 41.000 Schwerlast-Lkw mit Brennstoffzellen für ein Jahr betreiben. Aber die Bundesregierung zielt auf einen breiten Einsatz in Industrie, Hauswärme und Transport und stellt hierfür eine Fördersumme von 9 Mrd. € bereit.

Deutsche Unternehmen verfolgen ebenfalls Ambitionen. In Planung sind bereits mehr als 38 Wasserstoffgroßprojekte und mehrere Hundert kleinere. So plant der Stahlkonzern Salzgitter im Projekt „SALCOS“ die Zukunft der Stahlproduktion mit Wasserstoff. Der Automobilhersteller Daimler kündigt für die zweite Hälfte des Jahrzehnts an, Lkws mit Brennstoffzellen in Serie zu produzieren, und BMW plant eine Pkw-Kleinserie ab 2022. Raffinerien von Shell und bp sowie die Raffinerie Heide bauen Elektrolyseure, während Siemens und thyssenkrupp als Elektrolyseur-Hersteller am Ausbau des Geschäfts arbeiten. Das aktuell größte Wasserstoffprojekt in Deutschland ist AquaVentus, das vor Helgoland Elektrolyseanlagen mit rund 10 GW Kapazität bis zum Jahr 2035 errichten will – betrieben mit Offshore-Windenergie.

Auch international ist Wasserstoff Gegenstand vieler Wachstumspläne. Neben der Europäischen Union arbeiten Länder wie Japan, Südkorea, Saudi-Arabien und Australien an Wasserstoffstrategien und Plänen. Vor allem Japan verfolgt in seinem Bestreben, zur „Wasserstoff-Gesellschaft“ zu werden, ehrgeizige Ziele: So soll sich im Land die Anzahl der Fahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb binnen fünf Jahren von aktuell 40.000 auf 200.000 und bis 2030 auf 800.000 vervielfachen.

Für die Produktion von grünem Wasserstoff wurden weltweit Projekte mit einer Gesamtkapazität von 41 GW bis 2030 angekündigt. Zu den größten gehört das Asian Renewable Energy Hub-Projekt in Australien mit einer Kapazität von bis zu 23 GW (erste Exporte ab 2027/28) und die Offshore-betriebene Anlage NortH2 in den Niederlanden mit 4 GW ab 2030. In Europa sind insgesamt Projekte mit einer Kapazität von 16 GW bis 2030 vorgesehen.

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