Energie- und Klimapolitik gehen Hand in Hand

Die Kunst in der Energie- und Klimapolitik besteht nicht darin, andere Länder zu übertrumpfen, sondern die gemeinsamen Interessen herauszustellen (Bildquelle: Adobe Stock)

Klärungsbedürftig ist nach wie vor, wie die internationale Gemeinschaft bis 2050 einen weitgehenden Verzicht auf die Verbrennung fossiler Energieträger mit dem gleichzeitig von der Fachwelt erwarten Anstieg der Weltbevölkerung um 30 % und einem von der UN als wünschenswert eingestuften Anstieg des realen BIP pro Kopf um fast 80 % zusammenbringen will.

Klimapolitik ist eine globale Herausforderung. Kein Land der Erde vermag allein den zu erwartenden globalen Temperaturanstieg und die damit verbundenen Konsequenzen zu verhindern. Diese Erkenntnis ist so offensichtlich, dass man darüber kaum noch sprechen müsste. Vielleicht liegt darin auch der Grund, warum es heute in Deutschland so viele Texte und Beiträge zur Klimapolitik gibt, in denen die globale Dimension des Problems – wenn überhaupt – nur am Rande erwähnt wird. Warum auch noch über etwas sprechen, was offensichtlich ist?

Gleichwohl ist es wichtig, die Notwendigkeit eines globalen Ansatzes für eine erfolgreiche Politik zum „Schutz der Erdatmosphäre“ nicht aus den Augen zu verlieren. Warum? Weil man nur dann richtig verstehen kann, wo heute die politischen Prioritäten liegen sollten, um das zu verhindern, was Wissenschaftler immer deutlicher voraussehen, eine Zukunft, in der Teile der Welt mehr oder weniger unbewohnbar werden [1]. Insofern sollten Zeitgenossen, die sich an der neu entflammten Debatte um die Zukunft der Energie- und Klimapolitik in Deutschland beteiligen wollen, sicherheitshalber auch immer einige Daten zur globalen Entwicklung zur Hand haben. Dazu möchte dieser Artikel einen Beitrag leisten.

CO2-Emissionen und ihre Determinanten

Der Anteil der energiebedingten CO2-Emissionen an den anthropogenen Treibhausgasen, die bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Erdgas unausweichlich entstehen, liegt bei mehr als 60 % [2]. CO2 ist damit das wichtigste Treibhausgas und spielt für das Klima eine herausragende Rolle. Kohle, Öl und Erdgas wiederum sind das Fundament der heutigen Energieversorgung. Ihr Beitrag zur Deckung des globalen Primärenergieverbrauchs liegt bei rd. 85 %. Beide Zahlen machen deutlich, dass eine drastische Reduktion der Treibhausgasemissionen eine schwierige und komplexe Angelegenheit ist.

Es braucht sicher mehr als einen Artikel, um sich über Voraussetzungen und Konsequenzen der anstehenden klimapolitischen Maßnahmen zu orientieren. Wer aber nach einem allerersten Einstieg in dieses Thema sucht, wird sich mit der Entwicklung der energiebedingten CO2-Emissionen und den zentralen Einflussfaktoren vertraut machen wollen. Dass man dabei in die Statistik einsteigen muss, ist unvermeidlich. Das mag mühsam sein. Leser sollten sich aber nicht abschrecken lassen, denn diese Daten und Fakten bilden letztlich die Grundlage für alle politischen Überlegungen.

Beginnen wir unsere Arbeit mit der Frage: Wovon hängt die Entwicklung der globalen energiebedingten CO2-Emissionen eigentlich ab? Vor allem vier Faktoren sind wichtig:

  • An erster Stelle steht die Zahl der Menschen auf unserem Planeten. Jeder zusätzliche Erdenbürger erhöht das CO2-Budget, wenn auch in sehr unterschiedlicher Weise.
     
  • Dann ist von Bedeutung, wie die Menschen in den einzelnen Ländern wirtschaften, d. h. wie viele Güter und Dienstleistungen sie produzieren bzw. konsumieren. Ein geeigneter Indikator zur Erfassung dieser Größen ist das reale Bruttoinlandsprodukt pro Kopf.
     
  • Schließlich ist wichtig, wie viel Energie benötigt wird, um die Güter und Dienstleistungen herzustellen bzw. zu nutzen. Das kann man durch den sog. spezifischen Energieverbrauch ermitteln (Energieintensität). Der spezifische Energieverbrauch gibt an, wie viel Einheiten Energie benötigt werden, um eine Einheit Bruttoinlandsprodukt (BIP) bereit zu stellen.
     
  • Zum Schluss geht es um die „Qualität“ der Energieträger. Als Indikator dafür kann man die sog. Kohlenstoffintensität nutzen. Die Kohlenstoffintensität gibt an, wie viel CO2-Emissionen pro eingesetzte Energieeinheit entstehen. Wird der Energiemix von besonders kohlenstoffreichen Energieträgern dominiert (Kohle), dann fallen die CO2-Emissionen eher höher aus. Das führt zu einer hohen Kohlenstoffintensität. Umgekehrt: Dominieren kohlenstoffarme Energieträger (Erdgas) oder kohlenstofffreie Energieträgern (Kernenergie oder erneuerbare Energien), fallen die CO2-Emissionen niedriger aus. Das Ergebnis ist eine geringere Kohlenstoffintensität. 
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