Langfristige Entwicklungslinien

Abbildung 1 zum Thema Energie- und Klimapolitik: Globaler spezifischer Primärenergieverbrauch (toe/Mio. US$ 2010)

Abb. 1 Globaler spezifischer Primärenergieverbrauch (toe/Mio. US$ 2010)

Abbildung 2 zum Thema Energie- und Klimapolitik: Globale Kohlenstoffintensität (t CO2/toe)

Abb. 2 Globale Kohlenstoffintensität (t CO2/toe)

Interessant ist nun ein Blick auf die bisherige Entwicklung dieser vier Determinanten. Die Daten der Internationalen Energie Agentur (IEA) zeigen Folgendes:

  • Bevölkerungsentwicklung: 1970 lebten 3,68 Mrd. Menschen auf der Erde. 2017 wird ihre Zahl auf 7,52 Mrd. geschätzt. Damit hat sich die Weltbevölkerung in den letzten 47 Jahren mehr als verdoppelt. Um die Dynamik der Entwicklung besser zu verstehen, kann man sich klarmachen, dass pro Jahr mehr Menschen auf die Welt kommen, als Deutschland Einwohner hat (globaler Zuwachs 2016/2017: 89 Mio. Deutschland 2018: 81,4 Mio.).
     
  • Wirtschaftliche Entwicklung: 1970 lag das reale BIP pro Kopf im Durchschnitt der Welt bei 5.197 US$2010 (auf der Basis von Wechselkursen). 2017 wird das vergleichbare BIP pro Kopf mit 10.614 US$ angegeben. Auch dieser Wert hat sich in den letzten 47 Jahren nahezu verdoppelt. Man bedenke, dass es sich um globale Durchschnittswerte handelt. Es ist offensichtlich, dass es zwischen einzelnen Ländern enorme Unterschiede gibt. So nennt die Weltbank für 2017 folgende BIP-Werte pro Kopf: Schweiz 81.130 US$; Deutschland 43.700 US$, China 8.690 US$, Afghanistan 560 US$ und Malawi 320 US$.
     
  • Spezifischer Energieverbrauch: Für den spezifischen Energieverbrauch der Welt ergibt sich für 1970 ein Wert von 276 toe (t Öleinheiten)/Mio. US$2010. Für 2017 lautet die Zahl 177 toe/Mio. US$2010. Der Wert hat sich also über diesen Zeitraum um 0,94 % p.a. oder insgesamt 36 % verringert. Interessant ist eine nähere Analyse. Sie weist darauf hin, dass sich Verbesserungen des spezifischen Energieverbrauchs nicht kontinuierlich vollziehen. Der Wert verändert sich in Abhängigkeit von strukturellen und konjunkturellen Rahmenbedingungen schneller oder langsamer. So ist der spezifische Energieverbrauch als Reaktion auf den Ölpreisanstieg 1979 sichtbar gesunken. Hier bestätigte sich, dass höhere Preise zu einem effizienteren Umgang mit Energie anregen. Dagegen hat die Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 dazu geführt, dass der spezifische Energieverbrauch wieder gestiegen ist (Abb. 1). Offensichtlich ist es so, dass in Zeiten plötzlicher Konjunktureinbrüche der Energieverbrauch der sinkenden Produktion mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung folgt. Die Konsequenz wird in einem Anstieg des spezifischen Energieverbrauchs sichtbar.
     
  • Kohlenstoffintensität: Die Berechnungen zur globalen Kohlenstoffintensität führen für 1970 zu einem Wert von 2,70 t CO2/toe. Der Wert für 2017 liegt bei 2,37 t CO2/toe. Vom Standpunkt des Klimaschutzes ist das kein berauschendes Ergebnis. Zwar hat sich der Anteil der erneuerbaren Energien am globalen Energieverbrauch von 6 % in 1980 bis heute auf 10 % erhöht. Dieser Anstieg hat allerdings nicht ausgereicht, um die Kohlenstoffintensität deutlich zu verbessern. Das liegt zunächst daran, dass der Beitrag der CO2-freien Kernenergie zum globalen Energieverbrauch von 6,4 % in 2000 auf 4,4 % in 2017 zurückgegangen ist. Wichtig ist auch, dass sich der Anteil der Kohle am weltweiten Energieverbrauch in den letzten 40 Jahren praktisch nicht verändert hat (Abb. 2).
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