Ausgangslage

Zukunft der Energiepolitik: Energiepreise für private Haushalte

Tab. Energiepreise für private Haushalte (Quelle: BMWK, FAZ – Energie in Deutschland in tägl. aktualisierten Graphiken, 4. Nov. 2022)

Am Anfang steht ein Blick auf den Ursprung der aktuellen Krise. Das sind die seit Februar 2022 geradezu explodierenden Energiepreise. Exemplarisch kann man die Situation an Hand der Entwicklung der Energiepreise für die privaten Haushalte deutlich machen. Nach den letzten verfügbaren Informationen ergibt sich das folgende Bild (siehe Tab.):

  • Anfang November 2022 kostete Heizöl 148,19 €/100 l. Das ist ein Preis, der 108 % über dem Durchschnittswert des Jahres 2021 und 126 % über dem Wert des Jahres 2010 lag.
  • Der Preis für Erdgas betrug Anfang November 2022 20,90 ct/kWh. Er lag damit um 193 % höher als im Durchschnitt des Jahres 2021 und 228 % höher als 2010.
  • Für Strom mussten Anfang November 2022 42,80 ct/kWh bezahlt werden. Das entspricht gegenüber 2021 einem Anstieg um 31 %, gegenüber 2010 einem Anstieg um 83 %.
  • Der Preis für Superbenzin lag Anfang November 2022 bei 1,88 €/l. Gegenüber dem Wert von 2021 errechnet sich ein Anstieg um 20 % und gegenüber 2010 ein Anstieg um 32 %.

Bemerkenswert ist die Entwicklung der Energiepreise im Verlauf der letzten Monate. So hat sich etwa der Preis für Erdgas Anfang November gegenüber dem Spitzenwert am 1. September 2022 praktisch halbiert. Auch der Preis für Heizöl ist bis Anfang November rd. 25 % unter den bisher höchsten Wert am 9. März 2022 gesunken. Trotz dieser aktuellen Anpassungen sprechen die Zahlen zu dem heute bestehenden Energiepreisniveau für sich.

Zu einer besseren Einschätzung und Bewertung kann man kommen, wenn man den Preisanstieg für Energie in den historischen Trend einordnet und mit Daten zur Einkommensentwicklung verbindet. Das ermöglicht Aussagen zu der Frage nach der „Bezahlbarkeit von Energie“. In diesem Zusammenhang wird auch besonders deutlich, dass die politisch wichtige Größe der „Bezahlbarkeit von Energie“ nicht nur vom Energiepreis, sondern eben auch von der Höhe des Einkommens abhängt. Es geht also in der jetzigen Krise nicht nur um die richtigen Weichenstellungen in der Energiepolitik, sondern auch – vielleicht auf mittlere Sicht noch wichtiger – um die richtigen Anpassungsprozesse in der Wirtschafts- und Industriepolitik.

Daten zur Einkommensentwicklung von Arbeitnehmern in Deutschland erhebt das Statistische Bundesamt. Für unsere Zwecke eignen sich Informationen über den durchschnittlichen Nettolohn je geleistete Arbeitsstunde [1]. Verständlicherweise gibt es für November 2022 noch keine amtlichen Daten. Hier nutzen wir einen groben Schätzwert, der sich an den Tarifverhandlungen und den steuerlichen Entlastungsmaßnahmen orientiert. Unterstellt wird ein Anstieg der Nettolöhne in 2022 gegenüber 2021 um 5 %. Es lohnt an dieser Stelle, sich auch noch einmal die langfristige Dynamik der Einkommensentwicklung in Deutschland vor Augen zu führen. Für das Jahr 1970 wird ein Nettolohn für eine geleistete Arbeitsstunde von 2,91 € angegeben. Im Jahr 2000 wurden für eine Stunde schon 12,25 € bezahlt. Der Stundenlohn 2020 betrug 19,38 € und der Wert für 2021 lautet 19,82 € (Schätzung November 2022: 20,81 €). So ist der Stundenlohn in Deutschland von 2010 bis heute um rd. 43 % gestiegen. Natürlich verbirgt sich hinter dieser Zahl eine beträchtliche Geldentwertung. Aber auch nach einer Preisbereinigung bleibt ein Anstieg der Nettolöhne, etwa von 2010 bis November 2022 um rd. 20 %.

Hat man die jeweiligen Daten zur Hand, ist es leicht zu errechnen, wie lange ein Arbeitnehmer im Durchschnitt arbeiten muss, um eine bestimmte Menge an Energie zu kaufen. Der besseren Übersichtlichkeit halber wollen wir diese Berechnung nur am Beispiel der beiden Energieträger illustrieren, die zurzeit im Mittelpunkt der politischen Debatte stehen – Erdgas und Strom.

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