„Elektrifizierte Energiewende“ schon heute einleiten

Abbildung 4 zur Thematik Elektrifizierung durch Dekarbonisierung

Abb. 4 Direkte Elektrifizierungsraten nach Szenarien

Damit die Elektrifizierung im beschriebenen Umfang gelingt, ist enge Zusammenarbeit gefragt – nicht nur im Bereich Verkehr. Im Gebäudesektor zum Beispiel könnten integrierte Lösungen aus Solaranlagen zur Stromerzeugung, kombiniert mit Wärmepumpen im Heizbereich, einen substanziellen Beitrag zur CO2e-Reduktion leisten. Und auch in der Industrie lassen sich Emissionen spürbar senken, etwa im Zement- und Ethylen-Sektor.

Die Umsetzung der oben erläuterten Szenarien erfordert der Analyse zufolge europaweit jährlich etwa 90 bis 110 Mrd. € Investitionen – dies entspricht 0,65 % des europäischen BIP. Zum Vergleich: Aktuell werden pro Jahr rund 55 Mrd. € in Erneuerbare und mehr als 30 Mrd. € in Stromnetze investiert. Umgerechnet könnte somit die in den Szenarien angepeilte CO2e-Reduktion zu Kosten von 18 bis 65 €/t realisiert werden. Dies entspricht, wenn man einmal von teuren Technologien wie CCS (Kohlendioxid-Abscheidung und -Speicherung) absieht, zumindest am unteren Ende der Kostenspanne in etwa dem aktuellen CO2-Preis.

Die geforderten Investitionen stellen für die europäische Wirtschaft zweifellos einen Kraftakt dar. Es scheint allerdings, dass die sektorübergreifende Elektrifizierung zur Zeit der einzige technologisch und ökonomisch gangbare Weg ist, um unsere Treibhausgasemissionen in ausreichendem Maße zu senken. Die Umsetzung einer solchen „elektrifizierten Energiewende“ gestaltet sich aufgrund zahlreicher Abhängigkeiten komplex, sollte aber wegen der langen Investitionszyklen bereits heute eingeleitet werden.

Studie „Decarbonisation pathways“ downloaden   Im et E-Magazin lesen

Feedback erwünscht

Der Energiewende-Index bietet alle sechs Monate einen Überblick über den Status der Energiewende in Deutschland. Reaktionen und Rückmeldungen seitens der Leser sind ausdrücklich erwünscht und werden bei der Aktualisierung des Index berücksichtigt, sofern es sich um öffentlich zugängliche Daten und Fakten handelt. Auf der Website von McKinsey besteht die Möglichkeit, den Autoren Feedback zum Thema Energiewende zu geben: mckinsey.de/energiewendeindex

Thomas Vahlenkamp (thomas_vahlenkamp@mckinsey.com), Ingmar Ritzenhofen, Gerke Gersema, Konrad Bauer, Niklas Beckmann und Fabian Stockhausen
5 / 5

Ähnliche Beiträge