Was jetzt geschehen muss

Abbildung 3 zur Thematik Elektrifizierung durch Dekarbonisierung

Abb. 3 Versorgungssicherheit, Wertung H1 2018 und H2 2018

Die in den Szenarien formulierten Ziele sind nur erreichbar, wenn geeignete Rahmenbedingungen diese Entwicklung unterstützen. Erforderlich ist zunächst eine Fortsetzung des Ausbaus der erneuerbaren Energien in mindestens der gleichen Geschwindigkeit wie bisher, flankiert von weiter sinkenden Kosten für die Erneuerbaren und einer Begrenzung der Gesamtsystemkosten für ihre Aufnahme in die Stromversorgung (z.B. bei Netzeingriffen). Analog dazu muss auch der (in Teilen bereits geplante und begonnene) Ausbau der Transportnetze vorangetrieben werden, um einen Ausgleich zwischen Nachfrage- und Erzeugungszentren zu schaffen. Darüber hinaus braucht es einige grundlegende Weichenstellungen in der Energiepolitik, die sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene vorzunehmen sind:

Verständigung über CO2e-Ziele

Vor dem Hintergrund der immer schwerer zu erreichenden Klimaschutzziele und des Verlustes der deutschen Vorreiterstellung beim Klimaschutz ist es jetzt dringend geboten, das Emissionsproblem europaweit koordiniert anzugehen. Gefordert ist eine länderübergreifende Verständigung über die CO2e-Ziele und deren Umsetzung. Davon sind die EU-Mitglieder bislang weit entfernt. In Deutschland sind die Emissionsziele vergleichsweise klar formuliert, doch mangelt es an ihrer konsequenten Verfolgung. In anderen Ländern wie etwa Polen wiederum erscheint bereits die Zielsetzung wenig ambitioniert, wenn weiterhin Vorschläge diskutiert werden, bei denen die Stromerzeugung aus Kohle auch in 2030 noch mehr als 60 % der Gesamterzeugung ausmachen soll. Um jedoch stärkere Investitionen in die Emissionssenkung anzuregen, ist die gemeinschaftliche Formulierung ebenso ehrgeiziger wie belastbarer CO2e-Ziele unumgänglich, verbunden mit klaren politischen und regulatorischen Vorgaben. Darüber hinaus brauchen alle Länder einen marktbasierten Rahmen, der es ermöglicht, dass sich die günstigsten Lösungen zur Emissionssenkung im Wettbewerb durchsetzen. Denkbare Maßnahmen hierzu wären technologieneutrale Auktionen für Erneuerbare oder – noch effizienter – eine umfassend angelegte, angemessene CO2eBepreisung.

Flexible Erzeugung und Nachfragemanagement

Um den Ausbau der erneuerbaren Energien und die weitere Elektrifizierung voranzutreiben, ist es erforderlich, dass ausreichend flexible Erzeugung vorgehalten wird. Länder wie Schweden oder Norwegen können dabei traditionell auf die flexible und CO2e-arme Erzeugung aus Pumpspeicherkraftwerken zurückgreifen. Regionen mit eingeschränktem Zugang zur Wasserkraft hingegen – wie Deutschland oder das Vereinigte Königreich – müssen ihre Energieerzeugung über flexible konventionelle Kraftwerke, Speicherlösungen oder eine Flexibilisierung der Nachfrage sicherstellen. Die Bereitstellung von Flexibilität auf der Erzeugungs- wie auf der Verbrauchsseite steht somit besonders im Fokus. Auch diese Aufgabe wird mit Technologieoffenheit am effizientesten zu lösen sein.

Stärkung der Verteilnetze

Wie in früheren Veröffentlichungen bereits dargelegt, werden sich einige zentrale Probleme auf Verteilnetzebene ergeben. Bereits ein E-Fahrzeuganteil von 25 % kann zu einem Anstieg der Spitzenlast in Verteilnetzen von 30 % führen, wenn der Ausbau der Infrastruktur und die Taktung der Ladevorgänge nicht koordiniert werden. Fortgeschrittene Regionen und Städte mit hoher E-Mobilitätsquote wie z.B. Oslo stehen bereits heute vor dieser besonderen Herausforderung. 

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