Erdgas und Treibhausgasemissionen

Abb. 1: Anteile der gesamten Treibhausgas-Emissionen der einzelnen Prozessschritte der Nutzung von Erdgas zur Stromerzeugung (Quelle: cdn.americanprogress.org/wp-content/uploads/2014/08/TaraskaLNG_report.pdf)

Geringe Emissionen des Energieträgers und hohe Flexibilität der Stromerzeugungsanlagen werden immer wieder als Hauptargumente für einen verstärkten Einsatz von Erdgas ins Feld geführt. Doch zunehmend wird hinterfragt, ob der Ersatz von fossilen Energieträgern durch andere fossile Energieträger in der Stromerzeugung tatsächlich den Weg in eine emissionsarme Zukunft ebnet [1, 2, 3, 4].

„Sauberes Erdgas“ ist eine Zusammensetzung sich widersprechender Begriffe, ein Oxymoron. Erdgas ist nicht per se  klimafreundlich. Es ist allenfalls klimafreundlicher als andere Energieträger. Aber auch das gilt nicht unbedingt. Denn Erdgas wirkt auf zweifache Weise auf das Klima: Bei der energetischen Nutzung entsteht wie bei allen fossilen Energieträgern CO2. Erdgas, chemisch Methan (CH4), ist aber bereits als Naturstoff klimawirksam, seine Freisetzung muss also dringend vermieden werden.

Methan ist nach Kohlendioxid das zweitwichtigste anthropogene Treibhausgas. Zu den anthropogenen Methanquellen gehören die Erdgasgewinnung, -verarbeitung und der -transport. Methan wird außerdem durch die Landwirtschaft (z.B. Reisanbau, Viehhaltung) sowie bei Vulkanausbrüchen freigesetzt. Die Verweildauer von Methan in der Atmosphäre beträgt zwischen 9 und 15 Jahren und ist damit deutlich kürzer als die von CO2 mit bis zu 120 Jahren, doch Methan wirkt um das 25-fache klimaschädlicher.

Die CO2-Emissionen sind bei der Stromerzeugung auf Basis von Erdgas im Vergleich zur Kohle nur etwa halb so hoch, da das Wasserstoff-Kohlenstoff-Verhältnis günstiger ist. Doch die Beschränkung der Klimarelevanz eines Energieträgers allein auf CO2-Emissionen im Umwandlungsbereich ist irreführend. Die Begrenzung der globalen Erwärmung gelingt nur bei Betrachtung aller klimarelevanten Spurengase und Quellen. Sie erfordert die Berücksichtigung der gesamten Prozesskette von der Gewinnung des Energieträgers bis zu seiner Nutzung.

Deutschland deckt seinen Erdgasbedarf zu 94  % (2018) durch Importe. Hauptlieferant ist Russland. Weitere Lieferungen stammen aus den Niederlanden (bis 2030) sowie Norwegen. Die Inlandsförderung ist (u.a. wegen des Frackingverbotes) seit längerem stark rückläufig. Damit Deutschland nicht noch stärker von russischem Erdgas abhängig wird, sollen an der deutschen Küste Terminals zur Anlandung von Flüssigerdgas (LNG) errichtet und betrieben werden, die es Deutschland erlauben würden, am weltweiten, nicht-pipeline-gebundenen Erdgashandel teilzunehmen.

Der Schiffstransport von Flüssigerdgas über weite Distanzen und die stetige Zunahme des internationalen Erdgashandels verschlechtert die Klimabilanz von Erdgas jedoch erheblich [5]. Abb. 1 zeigt die Verteilung der Anteile der gesamten Treibhausgasemissionen auf die einzelnen Prozessschritte am Beispiel des amerikanischen LNG-Exportmarktes [6].

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