Verdopplung der heutigen Erdgas-Stromerzeugungskapazitäten?

CO2-Emissionen und Erdgas

Abb. 2: Spezifische CO2-Emissionen verschiedener Erzeugungstechnologien
(Quelle: Energiewirtschaftliche Tagesfragen)

Ein Drittel der gesamten Treibhausgasemissionen entfällt bei der Verwendung von LNG aus den USA auf die Lieferkette.

Zum Vergleich: Bei der Nutzung der heimischen Braunkohle entfallen nur etwa drei Prozent der Treibhausgasemissionen auf Förderung und Transport. Braunkohle muss nicht über große Distanzen transportiert werden. Tagebaue und Kraftwerke sind örtlich und technisch eng miteinander verbunden.  

Bei zunehmendem Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, müssen konventionelle Kraftwerke verstärkt im Teillastbereich betrieben werden. Bei dieser Fahrweise kommt es insbesondere bei Gas- und Dampfturbinen-Anlagen zu deutlich erhöhten CO2-Emissionen [7]. Der Emissionsvorteil von Gas gegenüber Kohle verringert sich – bei Einbezug der vorgelagerten Emissionen – spürbar [8] (Abb. 2).

Experten rechnen im Zuge eines vollständigen Kohleausstiegs mit einer Verdopplung der heutigen Erdgas-Stromerzeugungskapazitäten in Deutschland.

Vor dem Hintergrund begrenzter Umweltvorteile und der Notwendigkeit beträchtlicher Investitionen in die Gasinfrastruktur (Kraftwerke, Pipelines, LNG-Terminals) stellt sich die Frage nach dem volkswirtschaftlichen Sinn und dem klimapolitischen Nutzen eines kurzfristig verstärkten Erdgaseinsatzes.

Für die Übergangszeit bleibt also sorgfältig abzuwägen, ob nicht vorhandene Strukturen sinnvoll und zu geringeren Kosten und Risiken genutzt werden können.

Quellen

[1] Siehe z.B. http://www.dgs.de/news/en-detail/250119-nicht-alle-wollen-vom-erdgas-als-brueckentechnologie-abruecken/

[2] Siehe z.B. https://www.welt.de/politik/deutschland/article188950971/Katrin-Goering-Eckardt-Nord-Stream-2-war-von-Anfang-an-falsch.html

[3] www.solarify.eu



[4] https://newclimate.org/2017/06/22/foot-off-the-gas/

[5] Siehe auch: https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/lichtblicke-kolumnen/das-abc-von-energiewende-und-gruensprech-84-fuel-switch/

[6] Taraska, G.; Banks, D., Center for American Progress: „The Climate Implications of U.S. Liquefied Natural Gas, or LNG, Exports”,2014,  S. 7

[7] Bei Steinkohlenkraftwerken mit einer Teillast von 30 % erhöhen sich die CO2-Emissionen von 0,74 auf 0,83 t CO2/MWhel. Bei einer Teillast von 50 % erhöhen sich bei Braunkohlenkraftwerken die Emissionen von 0,92 auf 1,04 t CO2/MWhel. Bei GuD-Kraftwerken mit einer Teillast von 40 % steigen die Emissionen von 0,34 auf 0,42 t CO2/MWhel. Ist die Last jedoch geringer, so dass nur die Gasturbine betrieben wird, erhöhen sich die spezifischen Emissionen auf 1,06 t CO2/MWhel.

[8] Vgl. Milojcic, G.; Dyllong, Y.: „Vergleich der Flexibilität und der CO2-Emissionen von Kohlen- und Gaskraftwerken“ in Energiewirtschaftliche Tagesfragen, 66. Jg. (2016), Heft 7, S. 29 ff.

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