Abb. 1 Bruttostromerzeugung nach Energieträgern in Deutschland – Vergleich der Anteile zum Vorjahreszeitraum (1. bis 3. Quartal 2020/2021*)

Abb. 1 Bruttostromerzeugung nach Energieträgern in Deutschland – Vergleich der Anteile zum Vorjahreszeitraum (1. bis 3. Quartal 2020/2021*) (Quelle: BDEW)

Alternativen zur Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern sind ein essentieller Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität. Eine reine Fortschreibung der bisherigen Ausbaupfade führt lediglich zu einem Erneuerbare-Energien-Anteil von etwa 54 %*) Damit bleibt unklar, ab wann auf konventionelle Energieträger verzichtet werden kann. Das verdeutlicht auch die Entwicklung der Stromerzeugung des laufenden Jahres 2021.

Das Statistische Bundesamt meldet, dass Kohle im ersten Halbjahr 2021 erneut der wichtigste Energieträger zur Stromproduktion in Deutschland war. Mehr als die Hälfte der gesamten in Deutschland erzeugten Strommenge stammte aus konventionellen Quellen wie Kohle, Erdgas oder Kernenergie. Der Beitrag der erneuerbaren Energien ist dagegen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 um 11,7 % niedriger. Ihr Anteil ist damit auf ein Niveau von 44 % zurückgegangen.

Kohlekraftwerke gleichen fehlenden Windstrom aus

Wesentlich zu dieser Entwicklung hat das windarme Frühjahr beigetragen, wodurch die Stromerzeugung der Windenergie um 21 % gesunken ist. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist der Windenergieanteil damit von 29,1 % auf 22,1 % gefallen. Für diesen Zeitraum wurde trotz geringen Anlagenzubaus die niedrigste Windstrommenge für ein erstes Halbjahr seit 2018 gemessen. Die fehlende Menge zur Deckung des deutschen Strombedarfs wurde durch Kohlekraftwerke geliefert. Kohle machte damit in den ersten sechs Monaten 27,1 % der eingespeisten Strommenge aus. Im ersten Halbjahr 2020 waren es 20,8 %.
Dass Kohlekraftwerke und nicht Erdgaskraftwerke die durch den fehlenden Windstrom entstandene Lücke ausgleichen mussten, lag insbesondere an den derzeit hohen Gaspreisen. Die weltweit steigende Gasnachfrage und die gleichzeitig niedrigen Speicherfüllstände in Deutschland und anderen EU-Ländern haben für eine Vervielfachung der Spotmarktpreise für Gas gesorgt. Erdgas trug damit im ersten Halbjahr 2021 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes mit einem Anteil von 14,4 % zur Stromproduktion in Deutschland bei; die Kernenergie noch immer mit 12,4 %.

Entgegen der Behauptung, die Stromeinspeisung aus Kohlekraftwerken behindere die Einspeisung aus regenerativ erzeugtem Strom, sind Netzbetreiber nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) dazu verpflichtet, den gesamten angebotenen Strom aus erneuerbaren Energien vorrangig vor solchem Strom abzunehmen, der aus konventionellen Energiequellen stammt. Strom aus Kohle oder Erdgas kann die Netzeinspeisungen aus erneuerbaren Energien also nicht verdrängen, sondern muss einspringen, wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht, um die Sicherheit der Versorgung zu gewährleisten.
Auch die Zahlen für die ersten drei Quartale im Jahr 2021 weisen eine ähnliche Entwicklung auf (Abb. 1). Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) hat dazu eine interessante Darstellung veröffentlicht (Abb. 2), welche die Strommengen der vergangenen drei Jahre (Quartale 1 bis 3) nach Energieträgern vergleicht. Neben den Erzeugungsschwankungen, die durch unterschiedliche Faktoren ausgelöst werden, ist erkennbar, welche Herausforderung es ist, die Beiträge der konventionellen Energieträger durch regenerative Energien zu ersetzen.

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