65 %-Erneuerbare-Ziel in weiter Ferne

Abb. 2 Drei-Jahres-Vergleich: Bruttostromerzeugung nach Energieträgern im 1. bis 3. Quartal - Strommengen nach Energieträgern 2019/2020/2021

Abb. 2 Drei-Jahres-Vergleich: Bruttostromerzeugung nach Energieträgern im 1. bis 3. Quartal - Strommengen nach Energieträgern 2019/2020/2021 (Quelle: BDEW)

Abb. 3 Entwicklung der Bruttostromerzeugung und installierten Leistung von Windenergieanlagen an Land in Deutschland

Abb. 3 Entwicklung der Bruttostromerzeugung und installierten Leistung von Windenergieanlagen an Land in Deutschland (Quelle: BMWi auf Basis AGEE-Stat)

Die Situation auf dem deutschen Strommarkt zeigt, dass trotz großer Anstrengungen das Ziel, 65 % erneuerbare Energien am Bruttostromverbrauch bis 2030 zu erreichen, noch weit entfernt liegt. Zentrale Einflussfaktoren sind die Ausbaugeschwindigkeit bei den Erneuerbaren, der steigende Strombedarf (insbesondere zur Sektor-Kopplung) und schlicht und einfach das Wetter; Faktoren, die nur schwer beherrschbar und schon gar nicht sicher planbar sind.

Soll die Energiewende gelingen, müssen die Ursachen bei der Wurzel gepackt werden. Eines der größten Hemmnisse ist der stockende Ausbau der Windenergie. Zentrale Herausforderungen sind hier die ausreichende Bereitstellung nutzbarer Flächen, zu lange Genehmigungsverfahren und zunehmende Klagen gegen den Bau von Windkraftanlagen. Nach den Langfristszenarien des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) sollen in Deutschland bis 2030 insgesamt 80 GW Windenergie an Land installiert sein.

Nach Einschätzung des Umweltbundesamtes (⁠UBA)⁠ wären 105 GW bis 2030 erforderlich. Nach Angaben des UBA ist ausgehend „von etwa 55 GW aktuell installierter Leistung und einem erwarteten Rückbau alter Anlagen bis 2030 von etwa 20 GW (…) für eine installierte Leistung von 71 bis 105 GW bis 2030 ein jährlicher Zubau von etwa 4 bis 7 GW brutto erforderlich“ [1]. Im Jahresverlauf 2020 wurden in Deutschland an Land jedoch nur Windenergieanlagen mit einer Leistung von insgesamt 1,2 GW netto zugebaut, im Jahr 2019 waren es knapp 1 GW [2]. Auch in den ersten drei Quartalen dieses Jahres blieb der Netto-Anlagenzubau mit 1,2 GW überschaubar [3].

Ernsthafte Verminderung der Versorgungssicherheit

Hinzu kommen die witterungsbedingten Risiken der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien, die nicht reduzierbar sind. Dies hat sich neben der Entwicklung im ersten Halbjahr 2021 bspw. im Jahr 2016 gezeigt, in dem die installierte Leistung der Windenergieanlagen höher war als noch im Vorjahr, die Stromerzeugung aber deutlich geringer (Abb. 3). Strom aus Wind- und PV-Anlagen kann nicht bedarfsgerecht erzeugt werden, daher ist eine ausreichende Reserve- und Speicherstrategie erforderlich sowie ein grenzüberschreitender Ausgleich.

Aber auch im europäischen Verbund ist das Potenzial beschränkt und die Wahrscheinlichkeit, dass Lastspitzen europaweit zeitgleich auftreten ist hoch. Tendenziell steht nicht nur in Deutschland, sondern auch europaweit weniger gesicherte Erzeugungsleistung zur Verfügung. Dies stellt eine ernsthafte Verminderung der Versorgungssicherheit dar. Wenn die Netze darüber hinaus spekulativen Eingriffen ausgesetzt sind, steigen die Risiken weiter.

„et“-Redaktion

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Quellen

*) https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/erneuerbare-energien/windenergie-an-land#flaeche
[1] https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/erneuerbare-energien/windenergie-an-land#flaeche
[2] Bundesverband Windenergie (BWE).
[3] https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/372/dokumente/11-2021_agee-stat_monatsbericht_final.pdf

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