Internationale Kooperation ist für eine optimale Nutzung der europäischen Offshore-Potenziale unerlässlich (Quelle: Adobe Stock).
Die Installationskosten für Offshore-Windenergieanlagen unterscheiden sich in verschiedenen Märkten beträchtlich und liegen zwischen rund 2,5 Millionen €/Megawatt (MW) in Dänemark oder China und über 6 Millionen €/MW in Japan und Südkorea. Deutschland bewegt sich mit rund 3,7 Millionen €/MW im Mittelfeld [1]. Den hohen Investitionskosten stehen niedrige Betriebskosten gegenüber. Leistungs- und Effizienzsteigerungen, und Skaleneffekte führen insgesamt dazu, dass Offshore-Windenergie wettbewerbsfähig ist – auch gegenüber konventionellen Energiequellen (Abb. 1).
Die Offshore-Windenergie spielt im Zuge der Energiewende, der Steigerung der Energiesicherheit und -souveränität sowie für die sektorübergreifende Dekarbonisierung weltweit eine große Rolle. Die Stromgestehungskosten von Offshore-Wind sind zwar höher als jene von Onshore-Wind und Solarenergie, allerdings liefert die Offshore-Windenergie dank höherer Volllaststunden, einer höheren Nennleistung der Turbinen und besserer Windverhältnisse auf See kontinuierlicher Energie. Sie ergänzt die anderen Erneuerbaren im Wechsel der Tages- und Jahreszeiten.
Die Offshore-Windenergie gilt als grundlastnahe Erzeugungsform, die jahreszeitenunabhängig große Mengen erneuerbaren (grünen) Stroms erzeugt. Allerdings ist die tatsächliche Höhe der Volllaststunden (Betriebsstunden im Jahr) eines Windparks stark standortabhängig. Bei einer hohen Dichte von Windparks in einer Region kommt es zu sog. Abschattungseffekten, sodass die Windausbeute aller Parks gemeinsam insgesamt niedriger ist. In der Vergangenheit wurde bei der Offshore-Windenergie von bis zu 4.500 Volllaststunden ausgegangen, inzwischen sind es eher bis zu 4.000, in einzelnen Fällen sogar nur knapp 3.000 h [2]. Um nicht nur die Kapazitätsziele zu erreichen, sondern in Zukunft auch das Stromertragspotenzial von Offshore-Windenergie zu erhalten, empfiehlt sich eine intelligente Flächenplanung und -Ausweisung sowie ein europäisch abgestimmter Ausschreibungszeitplan.
Ambitionierte Ausbauziele
Die Perspektiven für die Offshore-Windenergie sind weltweit vielversprechend. Allein in den letzten zehn Jahren hat sich die weltweit installierte Kapazität verzehnfacht. Der Ausbautrend wird sich in den nächsten Jahren noch weiter verstärken. Staaten auf der ganzen Welt haben ambitionierte Ausbauziele für die Offshore-Windenergie formuliert und damit das Fundament für anhaltendes Wachstum gelegt. Offshore-Wind soll zur Deckung einer steigenden Stromnachfrage beitragen, die Produktion von Industrieunternehmen über langfristige Stromabnahmeverträge mit erneuerbarem Strom dekarbonisieren und den Aufbau einer weltweiten Wasserstoffwirtschaft unterstützen. Die Europäische Union verzeichnete im Jahr 2023 rund 20 GW installierte Offshore-Wind-Leistung. Bis 2050 soll diese auf 300 GW ansteigen.
Weltweit bewegen die Ausbauziele sich in sehr unterschiedlichen Größenordnungen (Abb. 2). Sie sind jedoch in Bezug auf den bisherigen Ausbau teils eher ambitioniert. Beispielsweise planen die USA, 30 GW bis 2030 und über 110 GW bis 2050 auszubauen. Sie stehen derzeit jedoch bei unter 200 MW in Betrieb und 4 GW in Bau. Japan stand 2023 bei rund 150 MW installierter Leistung, zielt bis 2030 allerdings auf vergleichsweise moderate 10 GW ab, bis 2050 sollen es bis zu 45 GW sein. In Europa ist zumeist schon ein größeres Fundament gelegt. Frankreich beispielsweise hatte 2023 eine Offshore-Kapazität von 1,5 GW und zielt bis 2035 auf 18 GW ab. Das Vereinigte Königreich und Nordirland hatte 2023 14 GW Offshore-Wind-Leistung installiert und für 2030 ein Ziel von 50 GW gesetzt [3, 4].