
Dominik Schwärzel, CEO und Tobias Mann, CCO, der Wilken Software Group (Quelle: Wilken)
Was ist GY?
„et“: Revolution? Disruption? Die neue Marke wurde mit viel Aufwand präsentiert. In wenigen Sätzen ausgedrückt: Für was steht GY?
Schwärzel: GY ist ein umfassendes Ökosystem inklusive einer Kollaborationsoffensive marktführender IT-Anbieter für die deutsche Energiewirtschaft. Damit ist GY viel mehr als ein neues Cloud-Native-Produkt für die wertschöpfenden und kundenorientierten Prozesse in der Branche. Mit einem Automatisierungsgrad, der weit über dem Branchenstandard liegt, vielen Best-Practice-basierten Funktionen und einer integrierten Lösungsintelligenz verschafft GY den von Fachkräftemangel geplagten Versorgungsunternehmen Freiraum für ihre notwendige Transformation. Das ist unser Anspruch als Technologiepartner der Branche.
„et“: Es wurde bei der Vorstellung insbesondere die Cloud-Native Greenfield-Entwicklung betont. Was sind die Vorteile dabei?
Mann: Für Versorgungsunternehmen geht es heute nicht mehr in erster Linie um Effizienz und Exzellenz, sondern darum, sich flexibel an schnell wechselnde Kundenanforderungen, die hohe Marktdynamik sowie komplexe Anforderungen und Regulatorik anzupassen. Bestehende Systeme, die früher nach dem Motto „alles aus einer Hand“ entwickelt wurden, stoßen dabei technisch und architektonisch an ihre Grenzen. Es ist nahezu unmöglich, Prozessstrukturen von damals auf die heutigen Anforderungen in Bezug auf Flexibilität und Skalierbarkeit oder auch Prozessautomatisierung und Lösungsintelligenz anzupassen.
Bei der Entwicklung von GY haben wir eine neue Philosophie verfolgt, in der Standardisierung, Prozessautomatisierung und eine Lösungsintelligenz – auf Basis unter anderem von KI – von Anfang an im Mittelpunkt standen. Auch die Möglichkeit, das System für maximales Wachstum ad-hoc zu skalieren.
Schwärzel: Eine besondere Rolle spielt die Kombination aus unserem eigenen festen „Kern“ der Cloud-Native-Lösung und dem Ökosystem von tief integrierten, spezialisierten Apps und Add-Ons ausgewählter und ebenfalls marktführender Partner. Die Lösungen der Partner tragen z. B. zur Vielseitigkeit des Systems bei, um den Innovationsdruck in der Branche zu bewältigen.
Herkömmliche Integrationen sind wartungsintensiv und fehleranfällig, wenn sie nicht im Gesamtsystem von vornherein so angelegt sind. Insofern war es für GY entscheidend, Lösungen von vornherein so zu entwickeln, dass es keine Schnittstellenhemmnisse mehr gibt. Ganz nach Bedarf können in GY einzelne Module ausgetauscht, erweitert oder mit Technologien wie KI, Blockchain oder innerhalb des Internet-of-Things verknüpft werden.
„et“: Welche Fortschritte konnten mit der Lösung im Bereich der Automatisierung gemacht werden?
Mann: Die Wilken Software Group greift auf über 30 Jahre Technologieexpertise und Erfahrung in energiewirtschaftlichen Prozessen zurück. Diese haben wir in Form von automatisierten Best-Practice-Prozessen als integrierte Lösungsintelligenz in GY verankert. Ein typisches Beispiel sind die sog. „Klärfälle“, bei denen Sachbearbeiter normalerweise zeitaufwändig Informationen nachrecherchieren und abklären müssen. Das ändert sich mit GY: Wurden Daten falsch erfasst, bezieht GY die Endkunden automatisiert in den Klärungsprozess mit ein. GY kontaktiert die hinterlegte Kontaktadresse selbständig und erstellt gleichzeitig eine einfache Webseite, auf der die Endkunden die jeweils geforderten Daten, wie z. B. korrekte Zählerstände eintragen. Diese werden dann wiederum vollautomatisch zurückgemeldet, übernommen und der Fall ist ohne menschliches Eingreifen abgeschlossen. Einfache Zahlendreher erkennt das System sofort und korrigiert diese vollautomatisch. Zum Beispiel – vereinfacht gesagt – auf Basis historischer Zählerstände in Kombination mit durchschnittlichen Verbrauchswerten eines Haushalts. Das ist nur ein Beispiel von vielen. Aber es verdeutlicht, welche enorme Entlastung der hohe Automatisierungsgrad im Arbeitsalltag mit sich bringt.
Schwärzel: Bei der Entwicklung von GY haben wir die Hashtags #beraterlos und #sachbearbeiterlos in den Mittelpunkt gestellt. Das Beispiel der Klärfälle verdeutlicht, was wir damit meinen: Durch Standardisierung, Automatisierung und Lösungsintelligenz entfällt der Bedarf nach beratungsintensiven Projekten und die Rolle des knappen Fachpersonals verlagert sich verstärkt vom Sachbearbeiter zum Prozessüberwacher. So entsteht viel mehr Freiraum für strategische Aufgaben, die die notwendige Transformation der Energieversorger betreffen, oder auch für die persönliche Betreuung der Endkunden im Sinne eines optimalen Kundenservices.
„et“: Wie lassen sich die Prozesse der technischen Marktkommunikation mit GY abbilden, wie die Probleme der End-to-End-Kommunikation in den Griff kriegen?
Schwärzel: Die technische Marktkommunikation ist vollständig einschließlich der Übergabe in die fachlichen Prozesse in GY komplett neu entwickelt worden, dies mit der Erfahrung, die wir in den letzten Jahren bei über 400 Energieversorgern gemacht haben. Unser Anspruch war es von Beginn an, mit der Produktentwicklung von GY einen echten Mehrwert für die Branche zu schaffen – insbesondere durch die spürbare Entlastung der Mitarbeiter: Selbst die genannten, normalerweise sehr anspruchsvollen Klärfälle, die bisher aufwändige Recherche und manuelle Eingriffe durch Sachbearbeiter erforderten, werden von GY digital und automatisiert gelöst. Dabei werden sowohl Endkunden als auch Marktpartner aktiv in den Gesamtprozess einbezogen – effizient, nachvollziehbar und frei von Medienbrüchen.