Abb. 1 These „Rücknahme Klimaschutzmaßnamen“: Eintrittswahrscheinlichkeit (n=197)

Abb. 1 These „Rücknahme Klimaschutzmaßnamen“: Eintrittswahrscheinlichkeit (n=197) (Quelle:ITAS)

Über Teilergebnisse zum Thema Klimaschutz einer am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am KIT durchgeführten Zeitstudie zu den gesellschaftlichen Folgen der Coronakrise wird im Folgenden berichtet.

Die Zeitstudie im Überblick

Ausgehend vom Krisenbegriff machten sich bereits kurze Zeit nach Ausbruch der Pandemie Akteure aus Wirtschaft [1], Zivilgesellschaft [2], Politik [3] und Wissenschaft [4] daran, die Corona- und die sog. Klimakrise zu vergleichen und deren Wechselwirkungen in den Blick zu nehmen. Dabei stellt sich im Kern die Frage, ob durch die Coronakrise die negativen gesellschaftlichen Folgen des Klimawandels verstärkt oder ob die Pandemie-induzierten Geschehnisse und daraus abgeleiteten Erkenntnisse zu einem Umsteuern in Politik und Gesellschaft führen werden.

Die Coronakrise und deren Auswirkungen sind darüber hinaus Gegenstand der anwendungsorientieren Forschung, beispielsweise im Feld der Technikfolgenabschätzung oder der Nachhaltigkeitsforschung. So wird am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am KIT das Projekt „Gesellschaftliche Folgen der Coronakrise – eine Zeitstudie“ durchgeführt [5]. Ziel des Projekts ist es, mittel- und langfristig relevante Fragestellungen und Wandlungstendenzen, die sich aus der aktuellen Krise für Politik, Gesellschaft und Wissenschaft ergeben, zu identifizieren, aber auch deren Lösungsansätze zu diskutieren. Denn ob unsere Gesellschaft, wir, aus dieser Krise etwas lernen und handlungsfähiger daraus hervorgehen können, hängt davon ab, welche Zukunftsperspektiven entwickelt und verfolgt werden.

Das methodische Herzstück des Projekts bilden zwei Online-Umfragen aus der Mitte der Jahre 2020 und 2021, welche sich an Experten richteten, die sich in ihrem beruflichen Tun mit Zukunftsfragen befassen. Die Experten wurden gebeten, 21 Thesen zu drängenden Themen quer durch alle gesellschaftlichen Bereiche – auch zum Klimaschutz – hinsichtlich ihrer politischen und zeitlichen Relevanz sowie ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit zu bewerten. In einer zweiten Umfragerunde wurde über eine Auswahl von 11 der 21 Thesen aus der ersten Umfragerunde möglichen Änderungen in der Einschätzung nach einem Jahr Pandemie nachgegangen.

Im Folgenden werden Teilergebnisse der Studie zum Thema Klimaschutz vorgestellt. Als Grundlage dienen zwei Thesen aus der ersten Online-Umfrage [6], welche sowohl die Rücknahme von als auch die Investition in Klimaschutzmaßnahmen in den Mittelpunkt stellen.

Methodik und Empirie

Die beiden konsekutiven Befragungen zugrundeliegenden Thesen wurden zum überwiegenden Teil im Rahmen einer mehrstufigen Diskussion mit Forschenden am ITAS entwickelt. Darüber hinaus wurden sieben Thesen aus dem RTF-Delphi „Post-Corona 2025+“ des Zukunftsbüros des BMBF vom Frühjahr 2020 herangezogen [7]. Zusätzlich gab es in der ersten Umfragerunde eine offene Abschlussfrage zu Empfehlungen für die Bundeskanzlerin: „Stellen Sie sich vor, Sie könnten Angela Merkel mit Blick auf die Folgen der Coronapandemie drei zentrale Ratschläge, Wünsche oder Hinweise geben.“

Zu jeder These wurden jeweils die Eintrittswahrscheinlichkeit, die politische Relevanz sowie die mutmaßliche Wirkungsdauer des entsprechenden Themas abgefragt. Darüber hinaus konnten die Teilnehmenden über ein Freifeld ihre Argumente für die persönliche Bewertung äußern.

Die erste Erhebung wurde im Juli und August 2020 online über einschlägige deutschsprachige Fachnetzwerke für Technikfolgenabschätzung, Transformations- und Zukunftsforschung herangezogen. Insgesamt haben 389 Personen die Befragung vollständig oder teilweise ausgefüllt (daraus ergeben sich die unterschiedlichen Größen der Stichprobe n bei den einzelnen Thesen). Die Auswertung der quantitativen Elemente erfolgte mittels deskriptiver Verfahren auf Basis der Statistiksoftware (SPSS). Die Aufbereitung der mehr als 2.000 Eingaben in das Freifeld zur Einschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeit wurden vorwiegend mit MAXQDA zur computergestützten qualitativen Daten- und Textanalyse vorgenommen.

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