Klimaschutz: Suffizienz bedeutet die allgemeine Reduzierung der Energienachfrage und somit das landläufig bekannte Energiesparen. Das ist mit der Energiekrise zur Bürgerpflicht geworden

Suffizienz bedeutet die allgemeine Reduzierung der Energienachfrage und somit das landläufig bekannte Energiesparen. Das ist mit der Energiekrise zur Bürgerpflicht geworden (Quelle: Adobe Stock)

Die allgemeine Reduzierung der Energienachfrage und somit das landläufig bekannte Energiesparen sind in Deutschland erst seit der im Zuge des Ukraine-Krieges eintretenden Energiekrise ein wichtiges Thema.

In der bisherigen gesellschaftlichen Debatte um die Energiewende in Deutschland und den Klimaschutz spielte das Thema der Suffizienz (zumindest bislang) eine eher untergeordnete Rolle. Im Vordergrund standen vielmehr die beiden Themen der Konsistenz und Effizienz mit all ihren Chancen und Risiken [1, 2, 3, 4]. Dabei bezieht sich die Konsistenz auf den Ausbau und Einsatz erneuerbarer Energien (z. B. Windkraft, Solarenergie) und Effizienz auf die Verringerung des Ressourceneinsatzes pro Energieeinheit. Suffizienz schließlich bedeutet die allgemeine Reduzierung der Energienachfrage und somit das landläufig bekannte Energiesparen [5, 6]. Es geht hierbei jedoch nicht um ein Leben wie in der Steinzeit, sondern vielmehr um ein vernünftiges Maß an Energienutzung, um wesentliche menschliche Bedürfnisse zu befriedigen. Insgesamt handelt es sich also um ein Verbraucherverhalten, welches das Motto „besser, anders, weniger“ in den Vordergrund stellt [7, 8].

Mit dem Ukraine-Krieg und der damit verbundenen Energiekrise in Deutschland ist Energiesparen nun zur Bürgerpflicht geworden. Zum einen, weil Gas knapp ist und zum anderen, weil Heizen sehr teuer wird. Letztlich dient ein solches Verhalten aber auch dem Klimaschutz und einer nachhaltigen Entwicklung. Dabei war es bislang so, dass kollektive Aktionen im Rahmen des Klimaschutzes bzw. der Energiewende (z. B. generelle Förderung von erneuerbaren Energien) national wie international tendenziell unterstützt werden [9, 3, 10, 11]. Hingegen stoßen individuelle Beiträge (z. B. höhere Abgaben oder Steuern, Akzeptanz von Windparks in der näheren Wohnumgebung) zum Teil auf Ablehnung [10, 12, 13, 14]. Die durchschnittliche Zahlungsbereitschaft für den Klimaschutz liegt in Deutschland bei gerade einmal 5 € pro Monat [15].

Im Rahmen eines transdisziplinären Forschungsprojektes zum Klimaschutz im Gebäudebereich an der Universität Stuttgart, dem Reallabor CampUS hoch i [16], wurde nun in einer quantitativen, nicht repräsentativen Befragung (Klimasurvey 2021) untersucht, welche Präferenzen die Mitarbeitenden und Studierenden im Hinblick auf den Klimaschutz an der Universität haben, wenn er in Verbindung zu persönlichen Verhaltensanpassungen steht. Im Wesentlichen geht es hierbei um die Abwägung von kollektiver Wirksamkeit und individuellen Einschränkungen. Die Forschungsfragen lauteten:

  • Wie bewerten Mitarbeitende und Studierende der Universität Stuttgart unterschiedliche Modelle der Klimaneutralität und damit verbundene Formen des Klimaschutzes?
  • Welches Modell bevorzugen sie?
  • Wie sieht das selbstberichtete Umweltverhalten der Teilnehmenden aus?

Im Vergleich zu den bisherigen Forschungsergebnissen zeigen sich einige überraschende Erkenntnisse.

Aufbau und Ablauf des Klimasurvey 2021

Der Klimasurvey 2021 trägt den Langtitel „Umfrage zur Klimaneutralität an der Universität Stuttgart: Wo wollen wir hin? Wie kommen wir da hin?“ und fand im Wintersemester 2021/22 statt. Das Ziel der Befragung war u.a. die Erforschung der Präferenzen für drei unterschiedliche Modelle der Klimaneutralität. Außerdem wurden bereits ergriffene Maßnahmen zum Klimaschutz sowie die Bereitschaft der Studierenden und Mitarbeitenden erhoben, weitere Maßnahmen hierzu umzusetzen.

Der Klimasurvey 2021 wurde federführend vom Zentrum für interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung (ZIRIUS) mit tatkräftiger Unterstützung der anderen wissenschaftlichen Projektpartner durchgeführt und fand als selbstselektive Onlineerhebung statt. Die Teilnehmenden wurden über verschiedene uniinterne Kommunikationskanäle wie beispielsweise die Mailingliste für Mitarbeitende, Newsletter der Institute, Social Media (Instagram-Account von CampUS hoch i, Uni-Twitter-Account) und C@MPUS als Plattform für die Studierenden rekrutiert.

Insgesamt nahmen 1.767 Personen an der Befragung teil. Aufgrund der Selbstselektivität der Teilnehmenden ist eine Repräsentativität im engeren Sinne nicht gegeben [17, 18]. Dieser „self selection bias“ [18, S. 148] ist jedoch nicht allzu stark ausgeprägt. So stimmen Geschlecht und Fakultätszugehörigkeit der Befragten weitgehend mit der allgemeinen Struktur der Universitätsangehörigen überein. Lediglich beim Verhältnis von Wissenschaftlern und Verwaltungsmitarbeitenden gibt es eine Diskrepanz im zweistelligen Bereich. Alles in allem sind relevante Gruppen der Universität Stuttgart im Sample vertreten, sodass eine gewisse Heterogenität der Perspektiven durchaus vorhanden ist.

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