Die Energiezukunft Deutschlands wird heute mehr und mehr durch die Erwartung einer „Electric Society“ beschrieben

Die Energiezukunft Deutschlands wird heute mehr und mehr durch die Erwartung einer „Electric Society“ beschrieben (Bildquelle: Adobe Stock)

Der Klimaschutz erfordert einen Umstieg auf erneuerbare Energien. Dadurch wird „Strom“ zum dominierenden Energieträger in Deutschland. Aus den Vorgaben der Bundesregierung kann man für die privaten Haushalte ableiten, dass der „Anteil Strom am Endenergieverbrauch“ von heute 20 % bis 2050 auf über 60 % wachsen soll. Viele wollen den Weg zu der „Electric Society“ durch günstige Strompreise erleichtern. Sie fordern eine Befreiung der Strompreise von Umlagen, Abgaben und Steuern. Wenig wird darüber geredet, dass damit Kosten der Energiewende „externalisiert“ werden. Künstlich niedrig gehaltene Strompreise verletzen eines der wichtigsten Grundgebote der Marktwirtschaft: „Preise sollen die Wahrheit sagen“.

Die Bundesregierung hat sich ein „großes Ziel“ gesetzt: Klimaneutralität 2050. Was bedeutet das? Es ist vorteilhaft, sich dieser Frage zunächst grundsätzlich zu nähern. Man sagt: Ein Land arbeitet „klimaneutral“, wenn es gerade so viele Treibhausgase emittiert, wie die Natur absorbiert bzw. wie man durch Technik aus der Atmosphäre entnehmen kann. Es ist offensichtlich, dass diese Definition für praktische Überlegungen einigermaßen „unhandlich“ ist; es gibt zu viele Treibhausgase, zu viele Senken und schließlich auch sehr unterschiedliche Möglichkeiten, der Atmosphäre Treibhausgase zu entziehen. Solange die Übersetzung dieser komplexen Zusammenhänge für die praktische Politik noch weitgehend ungeklärt ist, scheint es gerechtfertigt, für den Bereich der Energieversorgung von einem ganz einfachen Verständnis auszugehen: Klimaneutralität 2050 bedeutet, dass ab 2050 in Deutschland keine Tonne Kohle, kein Liter Mineralöl und auch kein Kubikmeter Erdgas mehr verbrannt werden dürfen. Stattdessen soll die Versorgung mit Energie nur durch erneuerbare Energien sichergestellt werden [1].

So wie die Dinge liegen, werden dabei Windenergie und Sonne (mit Hilfe der Photovoltaik) die Hauptlast tragen müssen. Nun können Wind und Photovoltaik praktischerweise nur über Strom genutzt werden. Damit wird verständlich, warum die Energiezukunft Deutschlands heute mehr und mehr durch die Erwartung einer „Electric Society“ beschrieben wird.

Diese Perspektive wirft viele grundlegende Fragen auf. Interessant ist insbesondere, welche Rahmenbedingungen bei den Energiepreisen erforderlich sind, damit der angestrebte Übergang erfolgreich gestaltet werden kann. Dieser Frage wollen wir exemplarisch am Beispiel einer Analyse für die privaten Haushalte nachspüren.

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