Kohleausstieg löst Knappheit in der Bauindustrie aus

Abb. 2 Gips-Rohstoffmix in Deutschland 2020-2040 bei einem potenziellen, vorgezogenen Kohleausstiegsszenario 2030

Abb. 2 Gips-Rohstoffmix in Deutschland 2020-2040 bei einem potenziellen, vorgezogenen Kohleausstiegsszenario 2030

Vor dem Hintergrund der ambitionierten Ziele im Wohnungsbau, der steigenden Notwendigkeit energetischer Modernisierungen sowie des Ausbaus und Erhalts der Infrastruktur wird der Rohstoffbedarf der gipsverarbeitenden Industrien bis 2035 realistisch auf 10,7 Mio. t jährlich ansteigen (s. Abb. 2) [1].

Da die Versorgung mit Gips-Rohstoffen weiterhin aus ökologischen und volkswirtschaftlichen Gründen durch heimische Rohstoffe gedeckt werden sollte, ist eine Steigerung der Naturgipsgewinnung notwendig. Naturgips ist in Deutschland ausreichend vorhanden und technisch sowie ökonomisch grundsätzlich erschließbar. Der Abbau ist jedoch aus verschiedenen Gründen oft erschwert oder nicht möglich. Dabei erfolgt die Rohstoffgewinnung in Deutschland im weltweiten Vergleich nach höchsten Standards im Natur- sowie Umweltschutz und leistet einen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität. Bei Substitution oder Import von Gipsrohstoffen aus dem Ausland drohen neben zusätzlichen ökologischen Belastungen erhebliche Kostensteigerungen bei Neubau- und Bestandsmaßnahmen.

Maßnahmen zur zukünftigen Gips-Rohstoffsicherung

Um Strukturbrüche in der deutschen Gipsindustrie zu vermeiden sowie lokale Wertschöpfung zu erhalten, sollten insbesondere folgende Maßnahmen zur künftigen Gips-Rohstoffsicherung berücksichtigt werden:

  • bedarfsunabhängige sowie langfristige Ausweisung neuer Flächen für die Naturgipsgewinnung in der Raumordnung (Landes- und Regionalplanung); 
  • Regelungen für die umweltverträgliche Gewinnung von Gipsgestein in – für die Förderung der Biodiversität sinnvollen – Teilbereichen von Schutzgebieten;
  • das gesetzgeberische Ermöglichen von „Natur auf Zeit“ in aktiven Steinbrüchen [2].

Der im gesamtgesellschaftlichen Kompromiss zur Kohleverstromung gefundene Zeitraum und die sukzessiven Abschaltungen hatten das Ziel, dass Bürgern und Industrie in Einklang mit den Klimaschutzzielen jederzeit und unterbrechungsfrei Strom zur Verfügung steht. Auch die Verfügbarkeit von Rohstoffen wie Gips sollte langfristig gewährleistet sein. 

Der Ausstieg aus der Kohlenutzung kann nur gelingen, wenn die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen sind. Weitere Zielverschärfungen und Eingriffe provozieren das Risiko eines Strukturbruchs, der die Menschen in den betroffenen Regionen und die Industrie vermeidbaren ökonomischen und sozialen Belastungen aussetzen würde. 

Quellen

[1] BBS Rohstoffstudie 2022: Die Nachfrage nach Primär- und Sekundärrohstoffen der Steine-und-Erden-Industrie bis 2040 in Deutschland; Bundesverband Baustoffe- Steine und Erden e. V.; Berlin, Stand: Februar 2022.
[2] Verbändepapier vom 21.01.2020: Gemeinsames Diskussionspapier Natur auf Zeit in Rohstoffgewinnungsstätten https://www.gips.de/fileadmin/user_upload/aktuelles/Diskussionspapier-Natur-auf-Zeit-in-Rohstoffgewinnungstaetten-2020.pdf

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„et“-Redaktion
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