Abb. 1 Struktur der deutschen Energieimporte 2021 nach Energieträgern – Anteile in % - gesamt ca. 12.500 PJ

Abb. 1 Struktur der deutschen Energieimporte 2021 nach Energieträgern – Anteile in % - gesamt ca. 12.500 PJ (Quelle: AG Energiebilanzen)

Allein für den Import von Erdgas, Mineralöl und Kohle flossen 2021 ca. 25 Mrd. € nach Russland. Angesichts der aktuellen geopolitischen Entwicklung und der weiteren Verminderung heimischer Energiegewinnung, muss von einer über einen längeren Zeitraum reichenden Unterschätzung der Versorgungsrisiken in und für Deutschland ausgegangenen werden.

Die Energieversorgung in Deutschland basierte 2021 zu mehr als 69 % auf Importen. 1990 lag die Abhängigkeit noch bei rund 57 %. Die wichtigsten heimischen Energiequellen waren auch 2021 die Braunkohle sowie erneuerbare Energieträger, die nahezu vollständig im Inland erzeugt werden. Daraus folgt, dass die Importabhängigkeit bei Steinkohle, Erdgas, Mineralöl sowie der Kernenergie deutlich über dem Durchschnittswert liegt. Während Kernenergie seit jeher zu 100 % importiert wird [1], stammen Mineralöle sowie Erdgas derzeit zu mehr als 95 bzw. 89 % aus Einfuhrquellen [2]. Bei der Steinkohle stieg parallel zum Auslaufen der heimischen Förderung die Importquote an. Seit 2019 wird die inländische Nachfrage nach Steinkohle vollständig durch Einfuhren gedeckt [3].

Für die Verletzbarkeit der Volkswirtschaft gegenüber Energiekrisen spielt die Verfügbarkeit und die damit verbundene Möglichkeit einer heimischen Gewinnung und Nutzung von Energierohstoffen eine herausragende Rolle. Grundsätzlich senkt eine höhere Inlandsgewinnung – dazu zählt auch der beschleunigte Ausbau erneuerbarer Energiequellen – die Einfuhrabhängigkeit und reduziert somit die Gefahr von Angebotsstörungen oder -unterbrechungen sowie das Preisrisiko für die heimische Wirtschaft und die Verbraucher. Energieimporte bedeuten nicht prinzipiell ein Risiko. Die wesentliche Einflussgröße des Versorgungsrisikos liegt in der konkreten Liefer- und Bezugsstruktur der Importe sowie in der geopolitischen Beurteilung des länderspezifischen Risikos für Lieferunterbrechungen.

Die wichtigsten Energieimporte stammen aus Russland

Die deutschen Energieimporte erreichten 2021 eine Gesamthöhe von rund 12.500 PJ und konzentrierten sich in der Reihenfolge ihrer Bedeutung auf Erdgas (44 %), Rohöl (27 %), Mineralölprodukte (12 %) und auf Steinkohle (9 %) (siehe Abb. 1). Vor dem Hintergrund des aktuellen Ukraine-Konflikts fällt bei Betrachtung der regionalen Diversifikation (Lieferstruktur) der deutschen Energieversorgung ins Auge, dass die wichtigsten Energieimporte, allen voran leitungsgebundenes Erdgas gegenwärtig zu rund 55 %, Steinkohle zu knapp 50 % [4] und Rohöl zu etwa 34 % aus Russland stammen.
Allein für die Einfuhrmengen von Erdgas, Rohöl (ohne Mineralölerzeugnisse) und Steinkohle (roh) aus russischen Lieferquellen belief sich die Energierechnung im Jahr 2021 auf ca. 25 Mrd. €. Mit Blick auf die gegenwärtige geopolitische Entwicklung und angesichts einer weiteren Verminderung heimischer Energiegewinnung muss von einer über einen längeren Zeitraum reichenden Unterschätzung der Versorgungsrisiken in und für Deutschland ausgegangenen werden.

Der Wert der gesamten Einfuhren von Energierohstoffen (Kohle und Kohleprodukte, Rohöl und Mineralölerzeugnisse sowie elektrischer Strom, jedoch keine Kernbrennstoffe) nach Deutschland erreichte 2021 ein Niveau von 104 Mrd. €). Das entspricht einem Anstieg gegenüber dem Vorjahr um mehr als 40 Mrd. € oder 63 %. Allein für die Einfuhrmengen von Erdgas, Rohöl (ohne Mineralölerzeugnisse) und Steinkohle (roh) aus russischen Lieferquellen belief sich die Energierechnung im Jahr 2021 auf ca. 25 Mrd. €, davon entfielen 9,8 Mrd. € auf Erdgas, 9,7 Mrd. € auf Rohöl und 2,2 Mrd.  € auf Steinkohle (siehe Abb. 2). Zum Vergleich: Im Jahr 2020 gingen für diese Energielieferungen insgesamt noch 16,8 Mrd. € an Russland.

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