Besonderes Augenmerk auf Dieselkraftstoff

Abb 2 Anteil russischer Lieferungen an Dieselimporten Deutschlands 2000 und 2023 (in % der Gesamtimporte)

Abb 2 Anteil russischer Lieferungen an Dieselimporten Deutschlands 2000 und 2023 (in % der Gesamtimporte) Quelle: en2x

Von den meisten Verbrauchern unbemerkt, jedoch stetig, hatte sich der Anteil Russlands an den deutschen Diesel-Importen erhöht. Im Jahre 2000 wurden erst etwa 15 % der Einfuhren nach Deutschland durch Lieferungen aus Russland gedeckt, 2020 waren es dagegen knapp 41 %. Infolge des europäischen Sanktionspakets vom Februar 2023 sackte der Anteil 2023 auf unter 5 % ab. Den historischen Höchststand hatte der Anteil 2020 mit 40,8 % erreicht (Abb. 2). Ähnlich wie bei den Rohölimporten erfolgte auch beim Dieselkraftstoff eine Veränderung der Bezugsstruktur, um den Fortfall der Lieferungen aus Russland auszugleichen.

Anders als bei den kräftig gefallenen Rohölimporten verzeichnete die Einfuhr von Diesel-Kraftstoff 2023 einen Anstieg um 7,6 %. Der inländische Absatz sank um 3,6 % auf 33,4 Mio. t, liegt damit aber fast doppelt so hoch wie der der Ottokraftstoffe, was die große volkswirtschaftliche Bedeutung des Mitteldestillats unterstreicht und zu besonderer Achtsamkeit bei der Versorgungssicherheit zwingt. Immerhin konnte Deutschland 2023 fast 67 % des Bedarfs an Diesel aus der heimischen Mineralölverarbeitung decken.

Bei den Diesel-Importen, deren Anteil 2023 bei gut 43,2 % am Gesamtverbrauch lag, sprangen als Ersatz für das bisherige Lieferland Russland vor allem die Niederlande und Belgien ein. Beide Länder lieferten 2023 etwa 9,9 Mio. t Dieselkraftstoff nach Deutschland. Die Niederlande erhöhten ihre Ausfuhren nach Deutschland auf 7,3 Mio. t (plus 16 % gegenüber 2022), die Menge an Diesel aus Belgien stieg auf 2,6 Mio. t (plus 68 % gegenüber 2022). Da beide Länder als EU-Mitglieder den Sanktionsvorschriften unterliegen, dürften die Mengen direkt oder indirekt aus nicht-russischen Quellen stammen. Ähnliches gilt für die Diesel-Importe aus Schweden (0,35 Mio. t), Großbritannien (0,31 Mio. t) sowie den USA (0,89 Mio. t). Alle drei Staaten erhöhten die Lieferungen an Deutschland prozentual kräftig, allerdings auf (noch) niedrigem Niveau.

Erstmals stammten auch Lieferungen aus Kuwait (0,48 Mio. t), den Vereinigten Arabischen Emiraten (0,31 Mio. t) sowie Saudi-Arabien (0,04 Mio. t). Unklarheit hinsichtlich der Herkunft besteht allerdings bei den Lieferungen aus Indien, die sich 2023 auffällig auf 1,1 Mio. t (plus etwa 1.000 % gegenüber 2022) erhöhten.

Alte Tugenden pflegen

Die in den zurückliegenden beiden Jahrzehnten stark gestiegene Abhängigkeit der deutschen Mineralölversorgung von Lieferungen aus Russland wurde im Zuge der EU-Sanktionspakete innerhalb kürzester Zeit abgebaut und durch eine Ausweitung der Bezugsquellen ausgeglichen. Dies gilt für die Versorgung mit Rohöl, aber auch für wichtige Mineralölprodukte, wie den volkswirtschaftlich besonders bedeutsamen Dieselkraftstoff.

Überwiegend stammten die zusätzlichen Lieferungen aus Ländern, die den europäischen Sanktionsvorgaben unterliegen. Einige neue Lieferländer außerhalb der EU sollten jedoch der sorgfältigen Marktbeobachtung unterliegen, um sicherzustellen, dass Russland die EU-Sanktionen nicht unterläuft. Insgesamt ist an die Stelle einseitiger hoher Abhängigkeiten wieder eine deutlich breiter diversifizierte Versorgung getreten.

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