Eine Verlagerung industrieller Produktion geht nur dann auf Renewables Pull zurück, wenn sie ohne eine bestehende Differenz bei den Grenzkosten grüner Energieträger nicht stattgefunden hätte.

Eine Verlagerung industrieller Produktion geht nur dann auf Renewables Pull zurück, wenn sie ohne eine bestehende Differenz bei den Grenzkosten grüner Energieträger nicht stattgefunden hätte. (Quelle: Adobe Stock)

Definition von Renewables Pull

Unter „Renewables Pull“ verstehen wir in diesem Kontext das zunächst hypothetische (zukünftig möglicherweise aber auch empirisch nachweisbare) Phänomen einer Verlagerung industrieller Produktion von einer Region in eine andere Region als Folge unterschiedlicher Grenzkosten von erneuerbaren Energien oder auf erneuerbaren Energien basierenden Sekundärenergieträgern bzw. Feedstocks.

Entscheidend sind dabei die Kosten, die Unternehmen für die Nutzung dieser Energieträger entstehen. Diese Kosten enthalten neben den reinen Erzeugungskosten auch weitere Komponenten wie Steuern, Abgaben oder Netzentgelte. Einige der Faktoren, die diese Kosten bestimmen, können durch staatliches Wirken direkt (z. B. über Steuersätze) oder indirekt (z. B. durch eine Sicherstellung förderlicher Rahmenbedingungen für den Zubau von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien) beeinflusst werden. Andere wichtige Einflussfaktoren können allerdings nicht durch den Staat gesteuert werden. Hierzu zählen insbesondere die naturräumlichen und klimatischen Bedingungen, beispielsweise die Verfügbarkeit von Standorten mit hoher Solarstrahlung, guter Windhöffigkeit (on- und offshore) oder guten Wachstumsbedingungen für Biomasse. Auch die Entfernung eines Landes zu Regionen mit sehr guten entsprechenden Bedingungen kann durch staatliche Maßnahmen nicht verändert werden.

Eine Verlagerung industrieller Produktion kann dabei unterschiedliche Formen annehmen: Zum einen kann die Produktion in einer bestehenden Anlage an einem Standort mit relativ hohen Kosten für erneuerbare Energien, auf erneuerbaren Energien basierende Energieträger oder Feedstocks (im Weiteren generell als „grüne Energieträger“ bezeichnet) aufgrund zu hoher operativer Kosten beendet werden. Bestehende Anlagen an Standorten mit relativ geringen Kosten grüner Energieträger würden hingegen weiter betrieben und ggf. stärker ausgelastet werden oder es werden dort sogar zusätzliche Kapazitäten als Ersatz der am anderen Standort eingestellten Produktion errichtet.

Zum anderen können im Falle einer wachsenden Nachfrage nach bestimmten Grundstoffen zusätzliche Produktionskapazitäten nur oder überwiegend an Standorten mit relativ geringen Kosten grüner Energieträger errichtet werden – Renewables Pull könnte also auch dann wirksam sein, wenn es nicht zur Aufgabe bestehender Produktionskapazitäten an einem bestimmten Standort kommt. Bei entsprechenden Verlagerungen ist aber nur dann von „Renewables Pull“ die Rede, wenn und soweit die regionalen Unterschiede in den Grenzkosten erneuerbarer Energien eine wesentliche Ursache für die entsprechenden unternehmerischen Entscheidungen darstellen – und nicht etwa andere Standortfaktoren entscheidend sind. Anders ausgedrückt: Eine Verlagerung industrieller Produktion geht nur dann auf Renewables Pull zurück, wenn sie ohne eine bestehende Differenz bei den Grenzkosten grüner Energieträger nicht stattgefunden hätte.

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