Choice Set in der Befragungsgruppe Batteriespeicher

Tab. 2: Darstellung eines Choice Sets in der Befragungsgruppe Batteriespeicher

Tab. 2: Darstellung eines Choice Sets in der Befragungsgruppe Batteriespeicher

Tab. 2 zeigt eine exemplarische Wahlaufgabe aus der Befragungsgruppe Batteriespeicher. Die Haushalte konnten sich in jeder Wahlaufgabe auch dafür entscheiden, keine der drei Flexibilitätsoption zu wählen, und somit keine Flexibilität bereitzustellen. Diese Status-Quo-Option macht die Entscheidungssituation realistischer, da eine Flexibilitätsbereitstellung in Zukunft auf freiwilliger Basis erfolgen würde.

Um zu ermitteln, welche Faktoren ggf. die Bereitschaft zur Bereitstellung von Flexibilität erhöhen, wurden manchen Haushalten vor den Entscheidungssituationen zusätzlich verschiedene Informationen (Treatments) zugespielt. Hierbei handelte es sich entweder um Informationen bezüglich des Netzausbaus oder um Informationen bezüglich Umweltauswirkungen und CO2-Bilanz. So wurde ein Teil der Haushalte darüber aufgeklärt, dass sie durch die Bereitstellung von Flexibilität dazu beitragen die vorhandene Netzkapazität besser auszunutzen, was den nötigen Netzausbau und die Kosten für die Allgemeinheit reduziert. Ein weiterer Teil erhielt Informationen darüber, dass die Bereitstellung von Flexibilität dazu beiträgt, dass so noch mehr erneuerbare Energien und emissionsarme Technologien zum Einsatz kommen können, was zu einer Verbesserung der CO2-Bilanz des Energiesystems führt und somit ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet wird. Ein Teil der Befragten erhielt keinerlei Information und diente somit als Kontrollgruppe.

Die Zuordnung der Haushalte zu den unterschiedlichen Experimenten und Informationstreatments erfolgte zufällig auf Basis der bereits im Haushalt vorhandenen Technologien. Da der größte Anteil der Haushalte bereits einen Batteriespeicher besitzt oder dessen Anschaffung plant, gibt es für dieses Experiment die meisten Beobachtungen (779). Die übrigen Haushalte sind etwa gleich auf das Elektroauto- (632) und Wärmepumpen-Experiment (585) verteilt. Innerhalb der Experimente sind die Haushalte zudem relativ gleichmäßig auf die verschiedenen Untergruppen (Treatments) verteilt, sodass die Zuordnung insgesamt ausgewogen erfolgt ist.

Ergebnisse

Die getroffenen Entscheidungen der Haushalte in den drei Experimenten lassen Aussagen bezüglich unterschiedlicher Fragestellungen zu, die im folgenden Abschnitt thematisiert werden sollen:

  • Sind Haushalte bereit, freiwillig Flexibilität anzubieten?
  • Welche Eigenschaften sind bei Flexibilitätsoptionen besonders relevant?
  • Welche Unterschiede gibt es hinsichtlich der Bereitstellung von Flexibilität zwischen den drei fokussierten Schlüsseltechnologien?
  • Welchen Einfluss hat die Verfügbarkeit von Informationen bezüglich des Netz- und Umweltnutzens auf die Bereitstellung von Flexibilität?

Für die folgende Auswertung wurden alle Haushalte berücksichtig, die das Experiment vollständig abgeschlossen haben (N=1.996). Insgesamt zeigt sich, dass die Haushalte der Bereitstellung von Flexibilität eher skeptisch gegenüberstehen. So wurde nur in 56 % aller Entscheidungssituationen eine der drei Flexibilitätsoptionen gewählt. In 44 % der Entscheidungssituationen wurde die Status-Quo-Option gewählt und somit keine Flexibilität bereitgestellt. Zudem haben knapp 20 % aller Haushalte in allen Entscheidungssituationen die Status-Quo-Option gewählt und waren dementsprechend nie bereit, Flexibilität anzubieten.

Bezüglich der Freiwilligkeit zur Flexibilitätsbereitstellung gibt es allerdings Unterschiede zwischen den drei Schlüsseltechnologien. So ist der Anteil der Haushalte, die immer die Status-Quo-Option gewählt haben, signifikant höher in den Experimenten „Elektroauto“ und „Wärmepumpe“, wohingegen die Haushalte im Batteriespeicher-Experiment tendenziell eher bereit waren, eine der drei Flexibilitätsoptionen zu wählen. Weiterhin zeigt sich, dass die Bereitstellung von zusätzlichen Informationen bezüglich des Netz- und Umweltnutzens einen Einfluss auf die Wahl einer Flexibilitätsoption zu haben scheint. So waren z.B. die Haushalte im Batteriespeicher- und Wärmepumpen-Experiment häufiger dazu bereit, Flexibilität anzubieten, wenn Informationen zum Umweltnutzen mitgeteilt wurden. Ebenfalls war die Anzahl der Status-Quo-Wahl im Wärmepumpen-Experiment geringer, wenn Informationen zum Netznutzen bereitgestellt wurden. Im Gegensatz dazu ist die Anzahl der Status-Quo-Wahl im Elektroauto-Experiment über alle Treatmentgruppen hinweg relativ konstant, sodass hier zusätzliche Informationen scheinbar nicht zu einer erhöhten Bereitschaft führen.

In den 6.706 Entscheidungen, in denen eine der drei Flexibilitätsoption gewählt wurde, hatte insbesondere die Komforteinbuße bei der Nutzung der jeweiligen Schlüsseltechnologie einen Einfluss auf die Entscheidung. Das heißt, je geringer die garantierte Mindestspeicherkapazität, Mindestreichweite oder Mindestraumtemperatur im Fall eines Abrufs war, desto geringer war die Wahrscheinlichkeit, dass eine entsprechende Flexibilitätsoption gewählt wurde. Das bedeutet wiederum, dass Flexibilitätsoptionen, die ein hohes Maß an Flexibilität in der Nutzung einfordern, entsprechend höher vergütet werden müssen als Optionen, bei denen die Nutzung weniger stark eingeschränkt wird.

Damit erklärt sich auch, dass die monatliche Vergütung einen weniger starken Einfluss auf die Entscheidungen hatte, da diese wahrscheinlich zu gering war, um die empfundenen Nutzungseinbußen zu kompensieren. Gleichermaßen erscheint auch die Anzahl der Abrufe pro Monat von geringer Bedeutung für die Bereitstellung von Flexibilität.

Im Gegensatz dazu haben zusätzliche Services wie die Informationsbereitstellung zu stattgefundenen Abrufen und die Möglichkeit, Einfluss auf einzelne Abrufe zu nehmen eine größere Bedeutung. Dementsprechend könnte mithilfe solcher Services ein zusätzlicher Nutzen für die Haushalte geschaffen werden, der die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Flexibilität bereitgestellt wird.

Fazit

Insgesamt zeigt die Befragungsauswertung eine allgemeine Skepsis der Prosumenten gegenüber einer zukünftigen Bereitstellung netzdienlicher Flexibilität. In nur etwas mehr als der Hälfte aller Entscheidungen wurde eine der drei Flexibilitätsoptionen gewählt. Die Vertragseigenschaft, welche die verbleibende Mindestkapazität der Technologie beschreibt, hatte einen sehr großen Einfluss auf die Bereitschaft zur Flexibilitätsbereitstellung. Je höher die mit dem Flexibilitätsabruf verbundene Komforteinbuße, desto geringer war die Wahrscheinlichkeit, dass eine entsprechende Flexibilitätsoption gewählt wurde.

Die beiden Service-Eigenschaften – Informationsbereitstellung und persönliche Einflussmöglichkeiten auf die Abrufe –, spielten ebenfalls eine große Rolle bei der Wahl einer Flexibilitätsoption. Nicht zuletzt führte die gezielte Informationsbereitstellung zum Umwelt- oder Netznutzen von Flexibilitäten ebenfalls zu einer messbaren Steigerung der Bereitschaft, an der Flexibilitätsvermarktung teilzunehmen.
Die Ergebnisse bestätigen, dass die Akzeptanz von Haushalten eine wesentliche Hürde für die Nutzung kleinteiliger Flexibilität darstellt. Die teils technische, teils politische Debatte muss diesen Punkt noch stärker berücksichtigen und insbesondere durch Transparenz und Informationsbereitstellung den Weg für zukünftige Konzepte ebnen.

Anmerkung:
[1] Erklärvideo „Regionale Flexibilitätsmärkte einfach erklärt“, Universität Kassel (2020), abrufbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=4jKaCzM1lMg

L. Fait, E. Heilmann, L. Hoffner, R. Ißler, Prof. Dr. H. Wetzel (Leitung), Fachgebiet Mikroökonomik und empirische Energieökonomik der Universität Kassel, Erik.Heilmann@uni-kassel.de

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