Zu den stark gestiegenen Großhandelsstrompreisen hat eine Vielzahl von Einflussfaktoren beigetragen

Zu den stark gestiegenen Großhandelsstrompreisen hat eine Vielzahl von Einflussfaktoren beigetragen (Quelle: Adobe Stock)

Im Jahr 2021 spielte sich eine historische Preisrallye an der deutschen Strombörse ab. Mit einem Wert von 97 €/MWh erreichten Großhandelsstrompreise im Jahresmittel circa das Dreifache des Vorjahreswertes. Vor allem in der zweiten Jahreshälfte legten die Strompreise deutlich zu und kletterten auf stündliche Spitzenwerte von bis zu 500 €/MWh und einen wöchentlichen Mittelwert in KW 51 von 293 €/MWh (Abb. 1) [1].

Eine Vielzahl an Einflussfaktoren hat zu diesen Entwicklungen beigetragen. In der nachfolgenden Analyse werden die relevanten Faktoren genauer beleuchtet und diskutiert. Als Haupttreiber wurden die Verwerfungen an den globalen Rohstoffmärkten sowie die Entwicklung der Preise für CO2-Emissionszertifikate identifiziert. Weitere Einflussfaktoren, die den Preisanstieg ebenfalls gestützt haben, sind bspw. die unterdurchschnittliche Erzeugung aus erneuerbaren Energien im Jahr 2021 in Deutschland und Europa oder der Ausfall von Kraftwerksleistung im europäischen Ausland.

Die Analyse zeigt, dass die Entwicklung der Grenzkosten der Stromproduktion vor allem durch Gaskraftwerke getrieben wurde. Dadurch profitierten günstigere Kraftwerkstechnologien, wie bspw. Kohlekraftwerke, von den hohen Preisen.

Hohe Strompreise vor allem auf hohe Gaspreise zurückzuführen

Der Haupttreiber für die Rekordpreise des deutschen Großhandelsstrommarktes war der Anstieg der Preise für Erdgas. Im vergangenen Jahr erreichten Gaspreise am wichtigsten europäischen Handelspunkt TTF mit zeitweise mehr als 150 €/MWh neue Rekordwerte. Im Jahresmittel betrugen die Gaspreise 2021 mit ca. 49 €/MWh mehr als das Fünffache im Vergleich zum Jahresdurchschnitt 2020 [2]. Diverse nachfrage- sowie angebotsseitige Faktoren auf dem europäischen und globalen Gasmarkt haben diesen Preissprung bewirkt.

Der lange Winter 2020/2021 führte dazu, dass die europäischen Gasspeicher zum Ende der Heizsaison weniger gefüllt waren als zur selben Zeit in den Vorjahren. Bis zum Beginn der Heizsaison verblieb der Füllstand aufgrund der angespannten Marktbedingungen auf einem unterdurchschnittlichen Niveau. Getrieben von der wirtschaftlichen Erholung in vielen Teilen der Welt nach den pandemiebedingten Rezessionen im Jahr 2020 ist die Gasnachfrage insbesondere in Asien deutlich gestiegen. Vor allem der erhöhte Fokus auf Gaskraftwerke im chinesischen Strommix hat zu einem Anstieg der Nachfrage nach Flüssigerdgas (LNG) geführt.

Europa konkurriert somit zunehmend mit Nordostasien um LNG-Lieferungen. Darüber hinaus begrenzten diverse Infrastrukturausfälle und -wartungen Gaslieferungen nach Europa und Lieferungen aus Russland fielen niedriger aus als erwartet.

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