Energiewende-Index: Die Indikatoren im Überblick

Die jüngste Entwicklung der 15 Indikatoren liefert ein enttäuschendes Bild. Während die Reservemarge mit der Abschaltung der letzten Kernkraftwerke voraussichtlich in ihrer Zielerreichung abrutschen wird, haben sich drei Indikatoren schon jetzt deutlich verschlechtert, nämlich der Haushaltsstrompreis, der Anteil Gesamtenergiekosten Haushalte und die Kosten der Netzeingriffe. Insgesamt steigt die Zahl der Indikatoren mit unrealistischer Zielerreichung von drei auf vier, während die Anzahl derjenigen auf der Kippe von sechs auf fünf sinkt. Sechs Indikatoren sind in ihrer Zielerreichung realistisch.

Zielerreichung für vier Indikatoren unrealistisch

Der Indikator Sektorkopplung Verkehr sinkt leicht von 43 % auf 42 %. Im Oktober 2022 waren insgesamt knapp 1,6 Mio. Elektrofahrzeuge zugelassen, doch es wären 3,5 Mio. nötig, um im Plan zu bleiben. Ganz unerreichbar ist das 2030er-Ziel dennoch nicht, da die E-Mobilität derzeit überproportional wächst, während der Energiewende-Index in seiner Berechnung von einer linearen Entwicklung ausgeht (Abb. 2).

Die Kosten für Netzeingriffe sind von zuletzt 9,6 € pro MWh auf 27 € pro MWh geklettert. Grund dafür sind die erheblich gestiegenen Kosten für Redispatchmaßnahmen infolge der Energiepreissteigerung: Sie erhöhten sich um den Faktor 17 – von 55 Mio. € im dritten Quartal 2021 auf 930 Mio. € im ersten Quartal 2022. Der Zielerreichungsgrad fällt damit von 50 % auf 0 %. Ein weiterer Grund ist die Verdopplung der Netzeingriffe infolge des erhöhten Gefälles in der Stromerzeug zwischen Nord- und Süddeutschland. Denn zu Beginn des Jahres standen einige Kapazitäten im Süden Deutschlands wegen des Kernkraftausstiegs und niedriger Rheinpegelstände nicht wie vorher zur Verfügung, während günstige Witterungsverhältnisse im Norden zu einer erhöhten Stromproduktion aus Windenergie führten (Abb. 3).

Kaum Fortschritte gibt es beim Indikator Ausbau Transportnetze: Zwar wurden in den vergangenen beiden Quartalen rund 290 km fertiggestellt; die Gesamtlänge beträgt jetzt 2.292 km. Allerdings bleibt der Ausbau weiter deutlich hinter der Zielmarke von 5.553 km und dem angestrebten Ausbaufortschritt von knapp 550 km pro Halbjahr zurück. Die Zielerreichung des Indikators beträgt 38 %.

Der Anteil der Gesamtenergiekosten Haushalte am Warenkorb der Verbraucher stieg zuletzt von 11,2 % auf 12,9 %. Damit sinkt die Zielerreichung von 78 % auf 43 % und der Indikator rutscht in den unrealistischen Bereich. Grund hierfür ist der massive Anstieg nahezu aller Energiepreise für Haushaltskunden: Heizöl verteuerte sich im Jahresmittel um 74 % gegenüber 2021, Erdgas um 47 % und Strom um 20 %. Auch an der Zapfsäule mussten Verbraucher 40 % mehr für Diesel und 22 % mehr für Benzin ausgeben (Abb. 4).

Stromwende: Abb. 2 Umwelt und Klimaschutz, Wertung H1 2022 und H2 2022

Abb. 2 Umwelt und Klimaschutz, Wertung H1 2022 und H2 2022 (Quelle: McKinsey & Company)

Stromwende: Abb. 3 Versorgungssicherheit, Wertung H1 2022 und H2 2022

Abb. 3 Versorgungssicherheit, Wertung H1 2022 und H2 2022 (Quelle: McKinsey & Company)

3 / 4

Ähnliche Beiträge