Preisentwicklung Energieträger: Im Mittelpunkt des Beitrages stehen aus Gas- und Strommarktmodellierungen resultierende Energiepreisentwicklungen und deren Auswirkungen auf Haushalte und Industrie

Im Mittelpunkt des Beitrages stehen aus Gas- und Strommarktmodellierungen resultierende Energiepreisentwicklungen und deren Auswirkungen auf Haushalte und Industrie (Quelle: Adobe Stock)

Der Krieg in der Ukraine und die daraus resultierenden geopolitischen Verwerfungen verändern die Rahmenbedingungen der Energieversorgung in Deutschland und Europa grundlegend. Der krisenbedingte Anstieg von Energieträgerpreisen könnte auch mittelfristig fortbestehen.

Mögliche zukünftige Entwicklungspfade werden durch Szenarien abgebildet

Da die mittelfristige Preisentwicklung von Energieträgern mit Unsicherheit behaftet ist, werden mögliche Entwicklungspfade (Szenarien) entlang von drei zentralen Größen definiert, welche die Preisentwicklung maßgeblich beeinflussen. Für jede dieser drei zentralen Unsicherheiten werden zwei Ausprägungen definiert:

  • Strom- und Gasnachfrage: Entscheidende Faktoren für die Entwicklung der Strom- und Gasnachfrage sind das Ambitionsniveau der Treibhausgasreduktion und damit einhergehend der Grad der Elektrifizierung von Endverbrauchssektoren sowie Effizienzgewinne. Aufgrund von Substitutionseffekten, beispielsweise durch den Ersatz einer Gasheizung mit einer Wärmepumpe, wird die Gas- und Stromnachfrage als gemeinsame Unsicherheit berücksichtigt. Die deutsche Nettostromnachfrage betrug im Jahr 2021 etwa 510 TWh, die europäische Gasnachfrage etwa 4.400 TWh [1, 2]. Bei der Ausprägung moderate Elektrifizierung (mEL) wird von einer leicht steigenden nationalen Stromnachfrage (564 TWh in 2030) und einer etwa konstanten europäischen Erdgasnachfrage (3.917 TWh in 2030) ausgegangen. Im Falle einer hohen Elektrifizierung (hEL) werden ein stark steigender nationaler Strombedarf (654 TWh in 2030) sowie eine sinkende europäische Gasnachfrage (2.797 TWh in 2030) unterstellt.
  • Verfügbarkeit russischer Energieträger: Hinsichtlich der Angebotsseite besteht eine große Unsicherheit in der Höhe der mittelfristigen Energieimporte aus Russland. In einer Szenarioausprägung wird unterstellt, dass Europa seinen Energiebedarf ohne Importe von Erdgas, Kohle oder Öl aus Russland (oRU) deckt. Die alternative Ausprägung geht von einer niedrigen Verfügbarkeit von russischen Energieträgern (nRU) aus und nimmt eine Halbierung der Importe russischer Energieträger gegenüber 2021 an.
  • Ausbau erneuerbarer Energien: Die letzte zentrale Unsicherheit bildet der Ausbaupfad von erneuerbaren Energien in Deutschland. Während in einer Ausprägung die Annahme eines hohen Ausbaus von erneuerbaren Energien (hEE) getroffen wird, unterstellt die andere Ausprägung einen moderaten Ausbau (mEE). Der höhere Ausbaupfad für Photovoltaik und Windkraft basiert auf den aktuellen Zielen der Bundesregierung, welche in § 4 des EEG 2023 festgehalten sind.

Die Kombination der Ausprägungen der drei zentralen Unsicherheiten ergibt eine Bandbreite an Szenarien, welche im Rahmen des Gutachtens untersucht werden (Abb. 1).

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