Abbildung 1 zur Versorgungssicherheit in Deutschland: LOLE Versorgungssicherheit / Stunden im Jahr ohne Deckung der Versorgung durch Kapazitäten und Importe

Abb. 1 LOLE: Versorgungssicherheit (Quelle: ENTSO-E [1] BDEW (eigene Berechnung))

Dies wäre insbesondere bei extremen Kälteperioden der Fall, da hier meist alle Staaten in Mittel- und Westeuropa gleichzeitig betroffen sind.

Im Zusammenhang mit der Entwicklung des Kraftwerkparks stellt sich insbesondere angesichts des Auslaufens der Kernenergie und der Verringerung der Kohlekraftwerkskapazitäten die Frage, inwieweit etwaige Kapazitätslücken in Deutschland durch Importe aus den umliegenden EU-Staaten ausgeglichen werden können.

Diese Lösungsmöglichkeit wird in der Diskussion oft angeführt mit Verweis auf die in vielen Ländern bestehenden Überkapazitäten an Kraftwerken. Abgesehen davon, ob ausreichende grenzüberschreitende Leitungskapazitäten zur Verfügung stehen, muss in diesem Zusammenhang auch untersucht werden, wie sich der Kraftwerkspark in den umliegenden Ländern mittel- bis langfristig entwickelt.

Vorliegende Untersuchungen

Datenmaterial, in welchem Umfang (Über-) Kapazitäten vorhanden sind, wird von ENTSO-E mit dem jährlichen „Midterm Adequacy Fore-cast“ (MAF) für alle Mitgliedsstaaten zur Verfügung gestellt [1]. 2016 hatte ENTSO-E die Methodik der MAF umgestellt. Die neuen Berichte enthalten keine systematischen Angaben mehr zu vorhandenen Kapazitäten in Gigawatt in Form der Leistungsbilanz, sondern stellen auf zu erwartende Versorgungsausfälle in Stunden ab („Loss Of Load Expectation“ – LOLE) sowie auf nicht gelieferte Strommengen („Energy not Supplied“ – ENS).

Die LOLE geben die Stunden im Jahr an, in denen die Versorgung nicht durch Kapazitäten und Importe gedeckt werden kann, während die ENS die Strommengen in Gigawattstunden angeben, die zu einer Deckung des Strombedarfs fehlen (siehe Kasten). Dieser Ansatz beschreibt zwar gut die zu erwartende Versorgungssicherheit in den einzelnen Ländern, lässt aber keine konkreten Zahlenaussagen über überschüssige oder fehlende Kapazitäten zu. Die von ENTSO-E angegebenen LOLE-Werte stellen Lastüberhangswahrscheinlichkeiten dar, die für ein Basis-Szenario mit den Grunddaten für 2020 und 2025 der Übertragungsnetzbetreiber sowie verschiedenen Witterungs- und Lastverläufen der vergangenen Jahre ermittelt werden. Die LOLE geben an, in wie vielen Stunden pro Jahr die Versorgung in einem Land nicht durch vorhandene Kapazitäten und Importe gedeckt werden kann.

Keine gravierenden Engpässe 2020-2025

Im Rahmen dieses Berichts zur Verfügbarkeit ausländischer Kraftwerkskapazitäten werden die Durchschnittswerte der Loss Of Load Expectation herangezogen. Danach ergeben sich für 2020 und 2025 in Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Dänemark, Tschechien, der Schweiz und Österreich keine oder nur geringe LOLE-Werte, d. h. es sind nach den Berechnungen von ENTSO-E keine gravierenden Engpasssituationen zu erwarten. Für Frankreich und Polen sowie Norditalien zeigen sich bereits 2020 höhere LOLE-Werte, für 2025 auch in Belgien (Abb. 1).

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