Insbesondere Unternehmen mit vielen Standorte haben erhebliche Aufwände, ihre Flächen systematisch zu erfassen und für das Liegenschaftsmanagement zu kategorisieren. (Quelle: Adobe Stock)
Künstliche Intelligenz macht es Versorgern möglich, ihre Flächennutzung zu analysieren, Biodiversitätsrisiken zu managen und regulatorische Anforderungen effizient zu erfüllen. Durch automatisierte Flächenklassifizierung wird Biodiversitätsmanagement nicht nur messbar, sondern auch wirtschaftlich steuerbar. Das Ergebnis in der Praxis: mehr Transparenz, geringerer Aufwand und ein echter Wettbewerbsvorteil im nachhaltigen Wirtschaften.
Spätestens seit dem Aufkommen der Fridays-for-Future-Bewegung, dem EU Green Deal sowie dem deutschen Klimaschutzgesetz ist das Thema Klimaschutz in der gesamten Wirtschaft angekommen. Dabei wird zunehmend deutlich: Klimaschutzmaßnahmen stehen in enger Wechselwirkung mit weiteren ökologischen Nachhaltigkeitsdimensionen – etwa der Ressourceneffizienz und dem Erhalt der biologischen Vielfalt.
Eine echte ökologische Transformation gelingt nur, wenn auch andere planetare Belastungsgrenzen konsequent mitgedacht werden [1]. Doch genau das geschieht bislang noch zu selten.
Aufbruch zu mehr Nachhaltigkeit
Wie dringend der Handlungsbedarf ist, zeigt der Blick auf die Rote Liste bedrohter Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN): Derzeit sind 27 % aller untersuchten Arten vom Aussterben bedroht [2]. Das Kunming-Montreal-Abkommen – das Pendant zum Pariser Klimaabkommen im Bereich Biodiversität – beziffert die Zahl bedrohter Tier- und Pflanzenarten weltweit auf rund eine Million. Immer häufiger ist daher vom sechsten globalen Massenaussterben der Erdgeschichte die Rede [3].
Für ein Unternehmen wie MVV, das sich als Vorreiter einer nachhaltigen Energiewende versteht, ergibt sich daraus ein klarer Anspruch: Es muss den eigenen Einfluss auf die biologische Vielfalt verstehen, bewerten und gezielt Maßnahmen ergreifen, um den Verlust aufzuhalten – und idealerweise umzukehren.
Wir stehen an der Schwelle zu einer neuen Ära, in der KI-gestützte Lösungen Unternehmen befähigen, ihre naturbezogenen Auswirkungen systematisch zu erfassen, zu managen und zu reduzieren. Diese Technologien eröffnen neue Wege, um ökologische Verantwortung mit wirtschaftlicher Zukunftsfähigkeit zu verbinden.
Unternehmerische Positionierung zur biologischen Vielfalt
Für Unternehmen stellt sich beim Schutz der biologischen Vielfalt zunächst eine zentrale Frage: Wo beginnen, wenn Biodiversität durch ihre hohe Komplexität und eingeschränkte Messbarkeit für Unternehmen schwer greifbar ist? Ein sinnvoller Ausgangspunkt ist die Auseinandersetzung mit den Haupttreibern des Biodiversitätsverlusts. Diese sind
- die Landnutzungsänderung (z. B. Abholzung von Wäldern),
- die Ressourcenübernutzung (z. B. Überfischung der Meere),
- der Klimawandel (verursacht durch die Nutzung fossiler Energieträger),
- die Umweltverschmutzung (z. B. durch Überdüngung in der Landwirtschaft)
- und der Eintrag invasiver Arten.
Auch MVV hat sich intensiv mit diesen fünf Treibern auseinandergesetzt. Für drei davon – Ressourcenübernutzung, Klimawandel und Umweltverschmutzung – wurden bereits interne Strate-gien entwickelt bzw. befinden sie sich in der Umsetzung. Noch nicht abgedeckt ist der Treiber Landnutzungsänderung. Er nimmt zugleich eine besondere Rolle beim Verlust biologischer Vielfalt ein [2].