Klimaschutz vs. Verbraucherpreise

Meinung: Niedrige CO2-Preise verhindern wirksamen Klimaschutz.

Fakten: Ziel des Emissionshandelssystems ist die sichere Erfüllung der Klimaziele in den Sektoren Industrie und Kraftwerke. Beim ETS handelt es sich um eine Mengensteuerung. Aufgabe des ETS ist nicht, einen möglichst hohen CO2-Preis zu generieren. Vielmehr sollen die politisch vorgegebenen Klimaziele möglichst kosteneffizient erreicht werden. Ein niedriger CO2-Preis stellt somit nicht die Funktionsweise dieses Instruments in Frage. Mit der ab 2021 beschlossenen schrittweisen Verschärfung des CO2-Minderungspfades im Rahmen des ETS kann zudem von künftig steigenden CO2-Preisen ausgegangen werden.

Meinung: Eine Stilllegung von Kohlenkraftwerken reduziert die Stromexport.

Fakten: Strom wird nicht auf Vorrat oder spekulativ erzeugt. Allein die Nachfrage bestimmt das Stromangebot. Allerdings bestimmen nicht nur die inländischen Verbraucher die Auslastung der Kraftwerke. Der europäische Binnenmarkt für Elektrizität sorgt dafür, dass Strom aus deutschen Kraftwerken in die Nachbarländer fließt und dort verbraucht wird und umgekehrt. Dabei kommen die Kraftwerke mit den geringsten variablen Kosten zum Einsatz. Das sind an erster Stelle die Anlagen auf Basis erneuerbarer Energien. Steigt die Stromnachfrage über das stets witterungsbedingt schwankende Stromangebot aus erneuerbaren Energien hinaus, wird auch Strom aus anderen Energiequellen grenzüberschreitend gehandelt.

Meinung: Erneuerbare Energien sind versorgungssicher – konventionelle Kraftwerke sind unflexibel.

Fakten: Versorgungssichere erneuerbare Energien sind: Biomasse, Laufwasser sowie Geothermie. Diese Energien können etwa 10 % der Strommenge erzeugen, die am Tag der Jahreshöchst-last benötigt werden. Rund 90 % der gesicherten Leistung müssen durch andere Anlagen vorgehalten werden und jederzeit abrufbar sein.

Diese Aufgabe können derzeit nur konventionelle Kraftwerke erfüllen. Das schwankende Angebot von Strom aus Sonne und Wind sowie die vom natürlichen Stromangebot der erneuerbaren Energien abweichende Stromnachfrage erfordern Anlagen mit hoher Verfügbarkeit und großer Flexibilität, die für stabile Netze und Versorgungssicherheit sorgen. Vor allem Betreiber von Kohlenkraftwerken haben parallel zum Ausbau der erneuerbaren Energien ihre Anlagen ertüchtigt und sind in der Lage, die Leistung der Kraftwerksblöcke an sich schnell verändernde Nachfrage- und Einspeisesituationen anzupassen.

Meinung: Strom aus erneuerbaren Energien wird dezentral erzeugt und sorgt für eine Entlastung der Übertragungsnetze

Fakten: Strom aus Wind- und PV-Anlagen wird ganz überwiegend in die Verteilnetze eingespeist. Ihr notwendiger Ausbau erfordert Investitionen in Höhe zweistelliger Milliarden Euro-Beträge. Immer häufiger müssen die Verteilnetze mehr Strom aufnehmen, als die angeschlossenen Kunden verbrauchen. Dann muss der überschüssige Strom großflächig über das Übertragungsnetz verteilt werden. Der Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien macht einen umfänglichen Netzausbau auf allen Ebenen erforderlich.

Meinung: Erneuerbare Energien machen den Strom preiswert – Atom und Kohle machen den Strom teuer.

Fakten: Strom aus Kernenergie und Kohlen-kraftwerken wird nach dem Energy-Only-Prinzip vergütet. Das bedeutet, dass die Verbraucher nur die gelieferte Kilowattstunde bezahlen und die Sicherheit der Versorgung quasi als Gratisleistung erhalten. Die gemäß diesem Prinzip von den Betreibern konventioneller Kraftwerke pro erzeugte Kilowattstunde Strom erzielten Erlöse sind nur halb so hoch wie die von den Stromverbrauchern aufgebrachte EEG-Umlage, mit der die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bezuschusst wird. Im Zeitraum von Anfang 2000 bis Ende 2017 hat der Stromverbraucher in Deutschland über die EEG-Umlage insgesamt rund 170 Mrd. € aufgebracht.

Neben weiteren stromspezifischen Steuern und Abgaben sowie zunehmenden Netzentgelten ist das der Grund, warum die Strompreise in den vergangenen Jahren gestiegen sind und Deutschland im internationalen Vergleich zu den Ländern mit den höchsten Verbraucherpreisen für Strom zählt.

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„et“-Redaktion
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