Über politische Weichenstellungen, die für eine klimaneutrale Fernwärme notwendig sind, wurde beim AGFW-Infotag diskutiert, der online stattfand

Über politische Weichenstellungen, die für eine klimaneutrale Fernwärme notwendig sind, wurde beim AGFW-Infotag diskutiert, der online stattfand (Quelle: Laufkötter)

Bis zu 130 Vertreter aus Politik, Ministerien und der Fernwärmebranche nahmen an der politischen Jahresauftaktveranstaltung des AGFW teil. In seiner Keynote zog Andreas Feicht, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, eine energiepolitische Bilanz der vergangenen Legislaturperiode und gab einen Ausblick auf die Zukunft. Besonders hob er die Einführung einer CO2-Bepreisung als Lenkungsinstrument im Wärmesektor im Rahmen des Brennstoffemissionshandelsgesetzes (BEHG) sowie die unter Beachtung des europäischen Beihilferechts beschlossenen Novellierungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes (KWKG) hervor.

Bundesförderung effiziente Wärmenetze

In seinem Ausblick betonte Feicht die Bedeutung des Green Deal und des in ihm festgelegten Ziels der Klimaneutralität bis 2050, das ohne eine Wärmewende nicht zu erreichen sei. Diese Wärmewende müsse jedoch auch als Infrastrukturwende verstanden werden, für die es eine systematische Planung der Wärmenetze brauche, so Feicht weiter. Die Bedeutung der Wärmenetze nehme vor allem vor dem Hintergrund des Kohleausstiegs und der notwendigen Integration klimaneutraler Wärmequellen zu. Um Investitionen in Wärmenetze und die Integration klimaneutraler Wärmequellen in Bestandsnetze anzureizen, werde die Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW) beschlossen, sobald die beihilferechtliche Genehmigung der Europäischen Kommission vorliege, kündigte Feicht an. Das europäische Beihilferecht müsse im Zuge des Green Deal jedoch flexibler werden, da es zum Erreichen des Ziels der Klimaneutralität zu streng ausgelegt sei, führte Feicht aus. Abschließend warb er für die Teilnahme am Stakeholderdialog „Klimaneutrale Wärme“ und dankte dem AGFW für seine zahlreichen konstruktiven Beiträge im Rahmen bisheriger Dialog- und Konsultationsprozesse.

Branchenblick

Dass Fernwärme und KWK zusammen ein Garant für eine klimaschonende, sozialverträgliche Versorgungssicherheit seien, betonte AGFW-Präsident Dr. Andreas Cerbe. So vermieden KWK und Fernwärme bereits heute CO2-Emissionen in der Höhe von jährlich 54 Mio. t. Aktuelle Studien zeigten, dass die Fernwärme durch Ausbau und Transformation einen noch weitaus größeren Beitrag zum Klimaschutz leisten könne. Um dieses Potenzial zu heben, bedürfe es aber passender Rahmenbedingungen, erklärte Cerbe. Wichtigster Baustein dieser Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Transforma­tion der Fernwärme sei die Herstellung von Investitions- und Planungssicherheit für die Branche, etwa durch eine verlässliche Weiterentwicklung des KWKG und der Beschluss des BEW mit einer Laufzeit bis 2030 und einer Mittelausstattung von 1 Mrd. € je Jahr.

Wie diese Transformation der Fernwärme in Richtung Klimaneutralität in der Praxis durch konkrete Projekte gestaltet werden kann, berichtete Dr. Maik Piehler, Geschäftsführer der Stadtwerke Leipzig GmbH. Er erläuterte, dass die Stadtwerke Leipzig hierzu eine Wärmemarktstrategie erarbeitet haben, die die Nutzung mehrerer klimaneutraler Wärmequellen vorsieht. So ist etwa der Bau einer 14 ha großen Solarthermieanlage sowie eines Gaskraftwerks geplant, das eine Wasserstoffverträglichkeit von 30 % hat, die perspektivisch auf bis zu 100 % erhöht werden soll.

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