EU-Politik

Auch in Brüssel werde klimaneutrale Fernwärme als wesentlicher Bestandteil der Wärmewende gesehen, erklärte Karlis Goldstein, Policy Assistant im Kabinett der europäischen Kommissarin für Energie. Besonders hob er die Zukunftssicherheit und Effizienz der Fernwärme hervor. Abschließend gab Goldstein einen Ausblick auf bevorstehende legislative Veränderungen im Bereich der Fernwärme auf europäischer Ebene, wie beispielsweise die Novellierungen der Energy Efficiency Directive und Renewable Energy Directive in diesem Jahr.

AGFW-Wahlbausteine

Die Forderungen des AGFW zur diesjährigen Bundestagswahl (siehe S. 10) stellten die Moderatoren der Veranstaltung, John Miller, Bereichsleiter Energiewirtschaft und Politik beim AGFW, und Stefan Lochmüller, N-Ergie AG, zusammen mit Vertretern einiger AGFW-Mitgliedsunternehmen vor. Dirk Pohlmann, MVV Energie AG, betonte, dass das BEW zeitnah beschlossen werden müsse, um durch einen passgenauen Förderrahmen Planungs- und Investitionssicherheit für klimaneu­trale Wärmeprojekte zu schaffen und so Lock-in-Effekte zu verhindern.

Die Forderung nach Planungs- und Investitionssicherheit bekräftigte Dr. Susanne Stark, Stadtwerke Düsseldorf AG, und führte aus, dass vor allem in urbanen Räumen die Nutzung von Abwärme große Potenziale für die Dekarbonisierung der Fernwärme biete. Die Nutzung unvermeidbarer Abwärme müsse daher anderen klimaneutralen Wärmequellen gleichgestellt werden. Matthias Lötting, Fernwärme Duisburg GmbH, hingegen bemerkte, dass es, um den Ausbau der Wärmenetze anzureizen, der Beseitigung von Hindernissen bei der Verdichtung von Bestandsnetzen benötige. So müsse etwa die Wärmelieferverordnung angepasst werden.

Dass die Wärmewende in Metropolen funktionieren könne, erläuterte Burkhard Warmuth, Wärme Hamburg GmbH. Diese Transformation sei aber kostenintensiv und langfristig, weshalb das KWKG bis 2030 planungssicher weiterentwickelt und modernisiert werden müsse. Dr. Andreas Schnauß, Vattenfall Wärme Berlin AG, unterstrich, dass Power-to-Heat- und KWK-Anlagen einen wesentlichen Beitrag zur smarten Sektorkopplung leisten können und daher für ein Gelingen der Energie- und Wärmewende notwendig seien. Es gelte daher, die Voraussetzungen zur Hebung dieses Potenzials zu schaffen.

Podiumsdiskussion mit Bundestagsabgeordneten

Zum Abschluss der Veranstaltung diskutierten die Bundestagsabgeordneten Dr. Joachim Pfeiffer, CDU, Johann Saathoff, SPD, Prof. Dr. Martin Neumann, FDP, Ralph Lenkert, Die Linke, und telefonisch zugeschaltet Dr. Julia Verlinden, Bündnis90/Die Grünen, sowie der AGFW-Präsident über den Beitrag klimaneutraler Fernwärme zum Erreichen der Klimaziele im Gebäudesektor sowie Planungs- und Investitionssicherheit für Fernwärme und KWK. Pfeiffer stellte fest, dass das BEW so zu gestalten sei, dass nicht nur die Richtung stimme, sondern Ziele erreicht werden, und nannte die Summe von 1 Mrd. € als jährliche Mittelausstattung. Zusätzlich forderte Saathoff einen zeitnahen Beschluss des BEW und versprach sich dafür einzusetzen, dass das BEW im zweiten Quartal des Jahres komme.

Neumann hingegen betonte, dass er die Nutzung der Potenziale der Abwärme zur Dekarbonisierung aus Effizienzgründen als zunehmend wichtiger erachte und die Stärken von Biomasse als Energieträger deutlicher herausgestellt werden müssen. Hinsichtlich der Bedeutung erneuerbarer Gase für die Fernwärme erklärte Verlinden, dass diese aufgrund ihrer hohen Wertigkeit in der Fernwärme nur zur Abdeckung der Spitzen- oder Residuallast zum Einsatz kommen werden, die Abwärme aus der Nutzung dieser jedoch in Fernwärmenetze eingespeist werden solle. Lenkert schlug vor, die Mittel des BEW auf jährlich 2 Mrd. € zu erhöhen sowie das Programm auf 15 Jahre festzulegen, und sprach sich ergänzend zum BEW für die kommunale Wärmeplanung aus.

Bezüglich notwendiger Investitionen in die Transformation der Fernwärme merkte Cerbe auch vor dem Hintergrund der Corona-Krise an, dass solche Investitionen die heimische Wirtschaft stärkten und gut angelegtes Geld in der Bundesrepublik sein.

EHP-Redaktion/AGFW
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