Die ersten AGFW-Trafotage fanden in Kassel statt.

Die Dekarbonisierung und Transformation der Fernwärme standen im Mittelpunkt der AGFW-Trafotage, zu denen Dr. Jens Kühne vom AGFW rd. 80 Teilnehmer begrüßte (Quelle: Laufkötter)

Die Fernwärmeversorger stehen vor gewaltigen Herausforderungen. Während für das Erstellen von Dekarbonisierungsfahrplänen und Transformationsplänen strategische Werkzeuge vorhanden sind, gilt es hinsichtlich der Umsetzung ganz andere Hürden zu nehmen – beispielsweise die Finanzierung. Diesbezüglich ist die Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW) ein wichtiges Instrument, das allerdings angesichts der Haushaltssperre derzeit eingefroren ist. Umso gespannter wurde der Vortrag von Nina Lepsius vom Referat IIA2 des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz von den rd. 80 Teilnehmern verfolgt.

Lepsius, die virtuell zugeschaltet wurde, bezeichnete das Wärmeplanungsgesetz, das Gebäudeenergiegesetz und die Förderprogramme BEW, BEG u.a. als schlüssigen Rahmen für die Wärmewende. Er werde eine Verdrei- bis Vervierfachung des Fernwärmeanteils angestrebt. Allein für die Erzeugung aus erneuerbaren Energien oder Abwärme stünden Investitionen von 8,5 Mrd. € an. „Es muss viel Geld mobilisiert werden“, so Lepsius.

Für die BEW sind insgesamt 800 Mio. € Barmittel und 3,3 Mrd. € Auszahlungen in den Folgejahren bis 2026 vorgesehen. Doch die BEW wird vollständig aus dem Klima- und Transformationsfond finanziert, der aufgrund der Haushaltssperre auf Eis liegt. Maßnahmen, für die bereits Förderzusagen vorhanden sind, sind davon nicht betroffen. Aber für Anträge, die bereits eingegangen sind und sich noch in der Bearbeitung befinden, dürfen keine finanziellen Zusagen getätigt werden. Wie es konkret weitergeht, konnte Lepsius nicht sagen. „Wenn ein Haushaltsplan beschlossen wird, gibt es Sicherheit für 2024 und alles, was sich für das Haushaltsjahr 2024 zusagen lässt“, versuchte sie Mut zu machen.

Transformationsplanung und kommunale Wärmeplanung

Im Anschluss daran erläuterten Tobias Roth, Dr. Jens Kühne und Gunnar Maaß vom AGFW das Neuste aus dem Wärmeplanungsgesetz, dem Gebäudeenergiegesetz, und der BEW. Dabei erklärten sie auch, inwiefern die AGFW-Regelwerksbausteine FW 317, FW 701 und FW 702 beim Aus- und Umbau bestehender Wärmenetze sowie der kommunalen Wärmeplanung unterstützen können.

Über Praxiserfahrungen und -beispiele zu BEW-Transformationsplänen berichtete Marc Rein von GEF Ingenieur. Eine Wärmeleitplanung hat die Stadt Kassel bereits gemacht und Ende Oktober 2023 auch beschlossen, sagte Dr. Janybek Orozaliev von der Qoncept Energy GmbH, die diese erstellt hat. Im Rahmen eines Forschungsprojekts wurde hier ein Gesamtkonzept für eine Wärmeversorgung ohne fossile Energieträger entwickelt. Die Fernwärme soll von 21 % auf 48 % Wärmebedarfsdeckung der Stadt ausgebaut werden.

Inwiefern Transformationsplanung und kommunale Wärmeplanung Hand in Hand gehen, stellten Dr. Kai Mainzer, Greenventory GmbH, und Dr. Nicolas Löser, Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft, dar. In Duisburg werden die Ergebnisse des Trafoplans für die Wärmeplanung genutzt. Und die Ergebnisse der kommunalen Wärmeplanung werden wiederum für den Trafoplan genutzt.

Dekarbonisierung mit Wärmepumpen und Abwärme

Zwei Dekarbonisierungsbeispiele rundeten das Vortragsprogramm des ersten Veranstaltungstages ab. Tobias Enders, Stadtwerke Heidelberg Energie, stellte das innovative Kraft-Wärme-Kopplungs-(iKWK-)System Pfaffengrund vor. Hier wird eine KWK-Anlage mit 2 MW elektrischer und thermischer Leistung mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe und einer Power-to-Heat-Anlage kombiniert. Auf die Wärmepumpentechnologie ging dabei Sigurd Schiller, Johnson Controls, näher ein.

Abwärme aus Rechenzentren will die Energieversorgung Offenbach (EVO) nutzen. Tobias Enders von der EVO erläuterte die Vorteile dieser Abwärmenutzung, wies aber auch darauf hin, dass diese besichert sein muss, wenn beispielsweise Infrastruktur im Rechenzentrum getauscht wird und dieses dadurch ausfällt. Auch für den Betreiber des Rechenzentrums gibt es Herausforderungen, wie Peter Knapp von CloudHQ Germany berichtete. Ein städtebaulicher Vertrag ist notwendig, Fläche für eine Wärmezentrale muss bereitgestellt werden und Investitionen in die Infrastruktur stehen an. Das Fazit: Eine enge Zusammenarbeit von Beginn an ist wichtig.  

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