Regulierungsrahmen für fairen Wettbewerb

Vision für ein Wasserstoffnetz in Deutschland  (Es handelt sich um eine schematische Darstellung, die hinsichtlich der eingezeichneten Speicher und Abnehmer keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.)

Vision für ein Wasserstoffnetz in Deutschland (Es handelt sich um eine schematische Darstellung, die hinsichtlich der eingezeichneten Speicher und Abnehmer keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.) (Bildquelle: FNB Gas)

Damit Elektrolyse-Wasserstoff in Zukunft im industriellen Maßstab hergestellt wird, ist ein geeigneter Regulierungsrahmen unerlässlich, vor allem eine Reform der Abgaben und Umlagen. Benötigt wird ein fairer und wettbewerbsfähiger Markt für Wasserstoff. Da dieser Markt noch nicht existiert – aufgrund der hohen Eintrittskosten und auch wegen der durch die Regulierung verursachten Verzerrungen – sind starke Anreize für den Markt dringend erforderlich. Für den Technologie- und Markthochlauf liegen die Angebote der Strom- und Gasnetzbetreiber auf dem Tisch.

Um sicherzustellen, dass aus den heutigen Erdgasleitungen das Rückgrat für den Wasserstoff-Highway wird, ist ein geeigneter Regulierungsrahmen unerlässlich. Die Gasindustrie zeigt derzeit eindrucksvoll, wie sie den Umbau von L- auf H-Gas organisiert. Diesen Schwung gilt es aufzunehmen und den regulatorischen und organisatorischen Rahmen für einen Systemumbau hin zu Wasserstoff zu organisieren.

Infrastruktur für Elektrizität, Wasserstoff und Methan, die zwischen 2030 und 2050 benötigt wird, muss rechtzeitig und integriert geplant werden. Andernfalls wird es Ineffizienzen und Stranded Assets geben. Dabei ist es nicht so sehr eine Frage, wie viele Anlagen notwendig sind; fest steht, dass wir eine große Menge an Transportinfrastruktur für Elek­trizität und Wasserstoff bei annähernd 100 % erneuerbaren Energien benötigen. Die Frage ist eher, wo neue Strom- oder Gasleitungen in Deutschland, den Niederlanden und in Europa gebaut werden müssen. Hierfür brauchen wir mehr zukunftsweisende, integrierte Szenarien, die Zusammenarbeit zwischen den verantwortlichen Infrastrukturbetreibern ist dafür unerlässlich.

Dieses »Wo« wird wesentlich durch die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien bestimmt. Denn um die Klimaziele in Deutschland, den Niederlanden und der EU zu erreichen, werden wir erneuerbare Energien und grünes Gas importieren müssen.

Europäisches Energiesystem statt nationale Lösungen

Die Phase-II-Studie zeigt vor allem, dass wir über ein integriertes europäisches Energiesystem sprechen müssen. Nationale Energiewenden sind zweifelsohne wichtig, bringen sie doch die ersten dringend benötigten Schritte zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Aber wenn wir über den Schritt zu 80 bis 100 % erneuerbarer Energien nachdenken, dann werden uns nationale Lösungen nicht weiterbringen. Zunehmende Interdependenzen der Energieinfrastrukturen in Europa als kostenminimale Quelle für Flexibilität erfordern eine starke politische Zusammenarbeit und Koordination innerhalb Nordwest-Europas.

Die Zeit für den Transformationsprozess läuft

Das Ziel ist damit deutlich formuliert. Mittlerweile ist allen Beteiligten klar: Die Zeit läuft und es bleiben nunmehr nur noch wenige Jahrzehnte bis zur erfolgreichen Umsetzung dieses gewaltigen Transformationsprozesses. Jetzt zu handeln, ist dringend erforderlich, um das integrierte Energiesystem für Europa nach dem Jahr 2030 zu entwickeln. Essentiell dafür werden der geeignete politische Rahmen und eine enge europäische Zusammenarbeit. Nur wenn die europäischen Energieinfrastrukturen in die Lage versetzt werden, die Funktion von Cape Caneveral zu übernehmen, bekommen wir – um im Bild von der Leyens zu bleiben – den »Mann auf den Mond«.


Jens Schumann, CEO, Gasunie Deutschland, Hannover
jens.schumann@gasunie.de, www.gasunie.de

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