Zentrale Aufgabe der Medien

An dieser Stelle kommen die Medien ins Spiel. Ihnen kommt eine zentrale Aufgabe zu. Sie sollen die Informationskosten senken, die Wähler tragen müssen, wenn sie die Politik kontrollieren wollen. Journalisten müssen Informationen sammeln, verdichten und so aufbereiten, dass sie auch für Wähler verständlich und nachvollziehbar sind, die nur geringe Anreize haben, in die Informationsbeschaffung und -verarbeitung zu investieren. Das ist eine sehr schwierige Aufgabe, die zu erfüllen ein hohes Maß an Professionalität und fachliche Kompetenz erfordert. Letztere ist deshalb notwendig, weil Journalisten gezwungen sind, eine Auswahl zu treffen. Sie müssen entscheiden, was berichtenswert ist und was nicht. Die tägliche Informationsflut zwingt zu einer solchen Auswahl.

Eigentlich müsste diese so erfolgen, dass die Zeitungsleser und Fernsehzuschauer ein möglichst objektives und sachlich zutreffendes Bild von den Problemen bekommen, die Politiker behandeln und die das Leben der Wähler mitbestimmen. Um auswählen zu können, muss man von den Dingen, die auf der politischen Tagesordnung stehen, etwas verstehen. Wer die Menschen beispielsweise darüber unterrichten will, welche Probleme in Zukunft bei der gesetzlichen Rente auftreten können und was man dagegen tun kann, muss das Rentenproblem verstanden haben und in der Lage sein, Lösungsvorschläge kompetent zu beurteilen. Ziel der Auswahl, die Journalisten treffen, muss es sein, die Dinge zu berichten, über die Wähler informiert sein müssen, wenn sie die Politik überwachen wollen.

Missbrauch der Macht bei der Informationsauswahl

Alles das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit und jeder Journalist wird vermutlich von sich behaupten, dass er genau das tut. Aber es ist ein schmaler Grat, auf dem die Männer und Frauen in den Redaktionen wandeln. Die Möglichkeit auszuwählen zu können und zu entscheiden, worüber berichtet wird und worüber nicht, verleiht ihnen Macht. Sehr viel Macht. Natürlich wird jeder Journalist von sich behaupten, dass er oder sie damit verantwortungsvoll umgeht. Aber die Versuchung ist groß, die eigene Bewertung, den eigenen politischen Standpunkt oder die eigene Überzeugung zum Maßstab bei der Berichterstattung zu machen. Den Standpunkt einzunehmen, man müsse über bestimmte Dinge berichten und über andere nicht, weil das gut ist für das Land und die Menschen, ist eine menschlich nachvollziehbare, aber eine demokratie-theoretisch fatale Haltung. Journalisten, die so handeln, missbrauchen ihre Macht.

Ein solcher Missbrauch wird dadurch begünstigt, dass die Wähler kaum in der Lage sind, zu beurteilen, ob eine Berichterstattung sachlich, kompetent und verantwortungsvoll ist. Wie sollten sie erkennen, dass jemand, der den berichteten Zusammenhang nur oberflächlich verstanden hat, seine ausschließlich weltanschaulich fundierte Meinung zu Papier bringt oder über den Äther sendet? Im ZDF lief unlängst ein Beitrag, der das Problem verdeutlichen hilft. Dort wurde behauptet, dass sich durch die Installation von 30 GW Wind-strom (Nennleistung) 30 Atomkraftwerke einsparen ließen. Für den fachkundigen Zuschauer ist klar, dass das grob falsch ist.

Der nicht fachlich vorgebildete Zuschauer hingegen hat nicht die geringste Chance festzustellen, dass man nicht einfach Nennleistungen gleichsetzen kann. Er müsste sich darüber informieren, d.h. er müsste zum Beispiel diese Zeitschrift lesen oder andere Fachpublikationen zu Rate ziehen. Genau dazu hat er aber keinerlei Anreiz – siehe oben. Gerade, weil rational handelnde Wähler schlecht informiert sind, ergeben sich erhebliche Handlungsspielräume für diejenigen, die Wähler unterrichten. Da es darüber hinaus kein funktionierendes Sanktionsinstrument gibt, das grob falsche Berichterstattung bestraft, verschärft sich das Problem, weil viele Journalisten ihre Informationen aus den Medien beziehen. So kann es passieren, dass Inkompetenz von Inkompetenz abschreibt und niemand etwas merkt.

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